Mr. Poppers Pinguine

Originaltitel
Mr. Popper's pinguins
Land
Jahr
2011
Laufzeit
95 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 18. Juli 2011

Zuerst war der Pinguin. Denn dessen erstaunliche und anhaltende Popularität sowohl in reinen Unterhaltungsfilmen wie der "Madagascar"-Reihe oder "Happy Feet" als auch in Dokumentationen à la "Die Reise der Pinguine" war ganz klar das Hauptargument der Entscheidungsträger bei 20th Century Fox für diesen Film, wie man dort auch ganz freimütig einräumt. Auf der Suche nach einem geeigneten Stoff landete man dann bei einem seit Generationen an amerikanischen Schulen eingesetzten Buch, welches das schreibende Ehepaar Richard und Florence Atwater bereits 1938 veröffentlichte.
Angesiedelt in der armen Kleinstadtfamilie eines Hausanstreichers während der Depressionszeit schien die Geschichte allerdings nicht wirklich als aktueller Kinostoff für die ganze Familie geeignet. Doch der einfache Zusatz "Based on..." erlaubt ja so ziemlich jede denkbare Entfremdung vom Originalmaterial, und so haben wir es jetzt also stattdessen mit einem gut verdienenden Immobilienmakler in New York zu tun, der die Pinguine auch nicht von einem Forscher aus der Arktis sondern von seinem verstorbenen Vater erhält. Aber egal, denn mit Pinguinen kann man ja einfach nichts falsch machen, richtig? Sagen wir mal so: An den schwarzweißen Freunden liegt es in der Tat nicht, dass "Mr. Poppers Pinguine" leider ein ziemlich schwaches Filmchen geworden ist.

Tom Poppers (Jim Carrey) hervorstechendste Eigenschaft ist zweifellos sein unbändiger Ehrgeiz beruflich voranzukommen, überboten höchstens noch von dem großen Talent, uneinsichtige Immobilienbesitzer im Auftrag seiner Firma mit geschickten Psychotricks doch immer wieder zum Verkauf zu überreden. Dass sich die Besitzerin (Angela Lansbury) eines kleinen Restaurants im Central Park als hartnäckige Nuss erweist, beunruhigt ihn daher zunächst nicht weiter und auch mit dem fast Single-Leben als von Frau (Carla Gugino) und Kindern getrennt lebender Karrieremensch hat er sich gut arrangiert.
Das alles ändert sich als eines Tages ein Paket seines kürzlich verstorbenen Vaters eintrifft, zu dem Tom seit langem keinen Kontakt mehr hatte. Aus dem Karton und in sein schickes Apartment watschelt nämlich ein munterer Pinguin, dem kurz darauf noch eine Handvoll weiterer folgen. Die Tiere entpuppen sich als genauso anhänglich wie unternehmungslustig und stellen so das geordnete Leben des Mr. Popper innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf. Doch seine Familie liebt die chaotische Truppe und auch Tom selbst schließt sie bald so sehr ins Herz, dass eine Abschiebung in den Zoo nicht mehr in Frage kommt. Das allerdings sieht der zuständige Zoowärter ganz anders und auch die humorlosen Bosse seiner Firma können mit dem neuen Tier- und Menschenfreund Popper nicht allzu viel anfangen.

Und wo fängt man sinnvollerweise an mit der Kritik an einem harmlosen und familienfreundlichen Werk, welches ja von vornherein keine höheren Absichten hat als die reine Unterhaltung und das Überbringen einer einfachen Botschaft von dem, was wirklich wichtig ist im Leben? Vielleicht mit dem Hinweis, dass man sich ja trotzdem wenigstens ein bisschen Mühe geben könnte, eine interessante und sinnvolle Geschichte zu erzählen. Oder seine Figuren eine halbwegs glaubwürdige Entwicklung durchmachen zu lassen. Das ist hier jedoch definitiv nicht der Fall, denn die Beispiele und Indizien dafür sind zahllos.
Was etwa ist geschehen in all den Jahren zwischen der Eröffnungsszene aus Tom Poppers Jugend und heute? Die Entfremdung vom einst geliebten Vater offensichtlich, aber verloren wird darüber kaum ein Wort. Warum wird uns dieser zwar ehrgeizige, aber im Umgang mit seiner Familie doch durchaus liebevolle und bemühte Herr als Musterbeispiel in Sachen Rücksichtslosigkeit und Kaltherzigkeit präsentiert? Eine schlichte Behauptung, für die man sich einfach etwas mehr Zeit als knappe fünf Minuten Filmhandlung hätte nehmen sollen, um sie mit irgendetwas zu untermauern. Woher genau kommt dann aber Toms plötzliche Wandlung im Hinblick auf die Pinguine? Wieso dreht er sich dann kurz darauf gleich wieder um 180 Grad? Und wie um alles in der Welt verwandelt sich die eben noch zu einer Eislandschaft mutierte Wohnung (und das war einer der besseren Gags) innerhalb von Minuten wieder spurlos zurück in ein steriles Apartment?
Nein, nachvollziehbar ist das alles zu keinem Zeitpunkt und dabei kann man nicht einmal dem soliden Jim Carrey ein unmotiviertes Spiel vorwerfen, denn er hat halt gar keine Möglichkeit aus seiner Reißbrettfigur irgendetwas Brauchbares zu machen. Was ebenso für Carla Gugino ("Spy Kids", "Sin City") und die ehrenwerte alte Dame Angela Lansbury gilt, die beide sogar noch ein Stück farbloser bleiben.

Nein, man setzt hier tatsächlich Haus und Hof ganz alleine auf die Pinguine, und gut, die sind dann immerhin auch überwiegend sehr lustig anzuschauen. Obwohl man es sich da ebenfalls recht leicht gemacht und jedem Tier nur eine hervorstechende Charaktereigenschaft verliehen hat, die dann auch gleich als Namensgeber dient. Sprechen lässt man "Stinki" und Co. dabei (erstaunlicherweise) nicht, aber computeranimiert sind sie natürlich, so dass den Bewegungen und verrückten Aktionen keinerlei Grenzen gesetzt sind.
Das funktioniert so weit, aber auch da ist die Neigung zu Übertreibungen immer wieder befremdlich. Denn wenn mal die Tür offen steht marschiert das agile Sechserpack nicht nur raus auf den Flur, sondern gleich zielgerichtet diverse Blocks weiter zu Herrchen Tom ins Guggenheim-Museum. Eine von zu vielen Sequenzen in denen "Mr. Poppers Pinguine" dann die Grenze vom amüsanten Quatsch zum absoluten Schwachsinn überschreitet, und das kann man halt irgendwann einfach nicht mehr ignorieren. Wenn man also zum Schluss trotzdem etwas Nettes sagen möchte, dann bleibt da im Grunde nur ein Satz übrig: Zumindest die Pinguine waren gut.

Bilder: Copyright

Toll noch ein Pinguin Film. Wann dreht Jim Carrey endlich mal wieder was vernünftiges `?

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