Ein kleines Dorf im China des 19. Jahrhunderts. Intrigen zwischen königlichen Brüdern, eine von vielen begehrte Ladung Gold und ein Freudenhaus, in dem schließlich die verschiedenen Parteien zusammentreffen. Und keiner ist am Ende das, was er zu sein scheint, weder die Bordellbesitzerin Madame Blossom (Lucy Liu), noch ihr Gast, der Amerikaner Jack Knife (Russell Crowe) oder gar der schweigsame und namenlose Waffenschmied (RZA). Als es letztlich darum geht, dem rechtmäßigen Herrscher Zen Yi, genannt „X-Blade“ (Rick Yune) auf den Thron zu helfen, zeigt sich die ganze Kampfkunst der Beteiligten, die aber nicht vor dem Verlust zahlreicher Körperteile und von literweise Blut schützt. Doch selbst wer seine Arme verliert, kann sich ja immer noch neue basteln und als „Man with the Iron Fists“ zurückschlagen.
Und damit ist nicht etwa ein Vitali „Dr. Eisenfaust“ Klitschko gemeint, der vermutlich (noch) nicht zu den Idolen eines Quentin Tarantino gehört. Um dessen neueste Verbeugung vor den Helden seiner Kindheit handelt es sich nämlich hier. Oder jedenfalls fast, denn ganz offiziell fungierte der Großmeister der popkulturellen Referenzen bei „The Man with the Iron Fists“ lediglich als „Berater“ im Hintergrund, der seinem Kumpel RZA in einem kurzen Schnellkurs mal eben all das beigebracht hat, was man fürs Regieführen so benötigt. Eine hübsche Geschichte, deren Wahrheitsgehalt wohl nicht exakt zu überprüfen ist, aber der hauptberufliche Rapper war immerhin schon bei „Kill Bill“ mit musikalischen Beiträgen dabei, ist Zeit seines Lebens ein leidenschaftlicher Fan der Shaw Brothers und deren Wuxia-Filmen der 70er Jahre und auch sein Wu-Tang-Clan hat diesen Namen ja nicht von ungefähr erhalten.
In seinem eigenen Film fungiert RZA nun also als Regisseur, Autor, Musikkomponist und Quasi-Hauptdarsteller, obwohl sein Schmied mit den eisernen Fäusten dabei nicht unbedingt die meiste Leinwandzeit abgreift. Den außerdem als eher schweigsamen und stoischen Typen anzulegen war dabei eine ziemlich clevere Entscheidung, denn so fallen die mangelnden schauspielerischen Fähigkeiten des Allroundtalents gleich deutlich weniger ins Gewicht. Als mimische Verstärkung holte er sich dafür den lässig aufspielenden Haudegen Russell Crowe und die im Genre bereits erfahrenen und bewährten Lucy Liu und Rick Yune (Ninja Assassin“, „Stirb an einem anderen Tag“) dazu.
Um gar nicht erst lange drumrum zu reden: „The Man with the Iron Fists“ ist natürlich totaler, hemmungslos überzogener Quatsch, der sich gar nicht erst die Mühe gibt eine halbwegs realistische Geschichte zu erzählen. Nicht nur, dass die zahlreichen Gewaltszenen so cartoonhaft präsentiert werden, dass man sie beim besten Willen nicht ernst nehmen oder sich gar darüber aufregen kann. Wir bekommen es auch zusätzlich noch mit einer Art unzerstörbarem, gepanzertem Superschurken zu tun (verkörpert von Wrestler David Bautista) und dann wären da ja auch noch diese mächtigen Eisenfäuste. Dazu eine bunte Melange moderner Pop, Soul- und Rapmusik, die natürlich eigentlich gar nicht zur feudalen Kulisse passt, die aber trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlt.
Was dann auch für den gesamten Film gilt, der einfach ein großer Spaß ist und dem man neben den Eimern von Kunst- eben auch das Herzblut ansieht, mit dem die Beteiligten hier zu Werke gingen. Dazu darf man sich erfreuen an gelungenen Choreographien, Kulissen und Kostümen sowie den für das Genre unverzichtbaren spektakulären Stunts und Actionszenen. Wer mit so etwas grundsätzlich nichts anfangen kann, darf gerne den Daumen senken und sollte um dieses Werk einen möglichst großen Bogen machen, der Rest wird sich jedoch prächtig amüsieren und auch die kleinen Längen in der ersten Filmhälfte verschmerzen, die – genau wie einige eher unpassend wirkende, bemüht ernste Charaktermomente – zu leichten Abzügen in der B-Note führen.
Wobei jene B-Note hier halt tatsächlich für sonst gerne vorrangig betrachtete Dinge wie Handlung und Schauspielkunst steht, denn oberflächliche Reize fürs Auge sind in diesem Fall nun mal eindeutig wichtiger. So ganz in die Tarantino-Liga stößt „Iron Fists“ zwar nicht vor, denn dafür fehlt es dem Film einfach an der intellektuellen Doppelbödigkeit, aber als reiner Action- und Splatterspaß, noch dazu in einem Genre, welches man heute nur noch sehr selten zu sehen bekommt, geht dieses schöne Martial Arts-Spektakel locker durch.
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