Lord of War - Händler des Todes

Originaltitel
Lord of War
Land
Jahr
2005
Laufzeit
122 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Simon Staake / 23. August 2010

Man kann den Vorspann des Films in seiner offensichtlichen CGI-Herkunft etwas albern finden, aber eine schöne Idee ist er allemal. Der Zuschauer verfolgt dort den Weg einer Patrone von der Herstellung in der Fabrik über mehrere Stationen bis in ihr Ziel, den Schädel eines afrikanischen Kindersoldaten. Da die ganze Sequenz dann noch mit Buffalo Springfield's "For What It's Worth" unterlegt wird, ahnt man schon, wohin sich Andrew Niccols Waffenhändlerdrama orientiert. Sentimentalität gibt's hier nicht und Gnade auch keine.

Beides kennt auch der titelgebende Händler des Todes nicht: Yuri Orlov (Nicolas Cage) ist einer der besten Waffendealer der Welt. Als Sohn ukrainischer Einwanderer will er nicht wie sein jüngerer Bruder Vitaly (unterbenutzt: Jared Leto) drittklassigen Borschtsch im Restaurant seiner Eltern kochen. Als er sich überlegt, welcher Beruf immer eine Zukunft haben wird, landet er schnell beim Waffenhandel. Nach dem Ende des Kalten Krieges blüht das Geschäft mit alten sowjetischen Waffen so richtig auf und Orlov wird - vom von mehr oder weniger moralischen Motiven getriebenen Konkurrenten Weisz (Ian Holm) misstrauisch beobachtet - zum neuen ‚Star' des illegalen Geschäfts. Was auf Seiten des Gesetzes den Agenten Jack Valentine (Ethan Hawke, wie in "Training Day" relativ blass in undankbarer Rolle) auf den Plan ruft, der nun über Jahre hinweg versucht, Orlov festzunehmen. Und letztlich gibt es da noch Yuris Frau Ava (Bridget Moynahan), die zuerst vor den mysteriösen Geschäften ihres Mannes die Augen verschließt. Als sich Orlov jedoch mit einem größenwahnsinnigen afrikanischen Diktator (Eamonn Walker) einlässt, droht sein Geschäfts- und auch Privatleben ins Schwanken zu geraten.

Nun muss man kein Prophet sein, um nicht prognostizieren zu können, dass dem Aufstieg von Orlov auch ein Fall folgen muss. Erfreulich, dass "Lord of War" dann trotzdem ganz konsequent ist und sich seine brutale Logik bis zum Ende beibehält. Gutmenschenmentalität bleibt auch nach dem Fall des Protagonisten außen vor und läuft so den klassischen Konventionen des Bildungsromans zuwider.
Oder bestätigt sie halt: Am Ende hat der von Nicolas Cage mit typisch manischer Energie gespielte Protagonist seinen Platz in der Gesellschaft gefunden. Launig begleitet wird die Aufstieg-und-Fall-Parabel von niemand anderem als dem Protagonisten selbst, der die Geschehnisse mit derb-zynischen Bonmots aus dem Off kommentiert (Originaltonfassung wieder mal Pflicht!). Das ist oftmals witzig, besonders wenn man extrem schwarzem Humor zugetan ist, angesichts des Themas gefriert einem allerdings manchmal das Lächeln auf den Lippen.

Das größte Problem des Films ist dann auch der coole Zynismus des Ganzen. Nicht, weil es zynisch ist, einen coolen Film über Waffenhändler zu machen (obwohl es das natürlich ist), oder weil es nicht cool ist, sich diesem Thema zynisch zu nähern (denn anders ginge es kaum). Sondern ganz einfach, weil man von dem Film dermaßen auf Distanz gehalten wird, dass die Emotionen des Zuschauers so gut wie gar nicht involviert werden. Ein Lehrstück ist es also, in edlem Design und im Grunde auch korrekter Methode. Aber auch ein Film, der kalt ist wie das Metall der gezeigten Schusswaffen, und einen so wenig bewegt wie es Yuri Orlov selbst vom Schicksal der mit seinen Waffen Erschossenen ist.
Weniger spaßig als der im Ton durchaus ähnlich gelagerte "Three Kings", ist "Lord of War" durchaus feines Kino, das sich auf ganz eigene Art mit einem Thema beschäftigt, mit dem Hollywood-Blockbuster normalerweise nichts zu tun haben wollen. So gesehen kann man "Lord of War" durchaus in eine Reihe stellen mit der Reihe von neuen Filmen mit politischem Gewissen wie "Der ewige Gärtner", "Syriana" oder "Good Night And Good Luck". Wenn man aber an den emotionalen Eindruck denkt, den etwa die tragische Geschichte des "ewigen Gärtners" hinterlassen hat, dann muss man doch feststellen, dass hier was fehlt.
Denn weil das Ganze sowohl launisch und unterhaltsam als auch ein wenig kritisch sein will, fallen ein paar Sachen flach, darunter eben jener emotionale Eindruck. Auch unklug, dass man das mittlerweile zu Tode abgenudelte, ursprünglich großartige Cohen-Cover "Hallelujah" von Jeff Buckley an einer Schlüsselstelle benutzt und es nicht funktioniert: Nein, berühren will uns das nicht. Nicht mal als Bestätigung dafür, wie wenig Menschenleben tatsächlich wert sind. Trotzdem unterhaltsamer und wichtiger als viele andere Hollywoodfilme. For What It's Worth.

Bilder: Copyright

kann mir jemand sagen wie das lied heisst was im dvd menü kommt und es kommt auch am ende wo die kamera von cage weg geht und über die patronenhülsen fliegt. wäre toll wenn mir jemand helfen könnte.ne e-mail wäre toll.

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10
10/10

genialer anti-kriegsfilm, großartiger sarkasmus

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10
10/10

super, super film der zynismus gibt dem film glaubwürdigkeit und setzt ihn in einen moralischen rahmen einfach nur sehenswert

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10
10/10

Einzigartiger Film, der wirklich zum Nachdenken anregt. Wer hier Aktion oder flache Unterhaltung sucht und sich nicht mit dem Thema befassen will, ist schlichtweg fehl am Platze. Lord of War gräbt in Thematiken und Wahrheiten, die unangehehm und vor allem auch schmerzhaft sind.
Die Zynik verleiht dem Film eine äußerst interessante Note, da der Zuschauer die grausame Realität erkennt, und gleichzeitig mit Yuris Verharmlosungen und Profillosigkeit konfrontiert wird. Die Szene in der Yuri und Ava reden veranschaulicht das Ganze sehr gut:

"Ich tue nichts Illegales! Meine Geschäfte sind sauber!"
"Es ist mir egal ob es legal ist! Es ist falsch!"

Was ich an dem Film auch sehr schätze ist, dass er selbst keine Meinung vorgibt. Nirgendwo wird dem Zuschauer gesagt, dass Waffenhandel falsch ist. Er nennt Fakten. Und auch wenn diese einen dazu verleiten, den Handel zu verurteilen, der Film selbst tut es nicht. Er erzählt einfach. Und das macht er ausgesprochen gut.

Besonders interessant auch das Ende. Kein emotionaler Zusammenbruch des Hauptcharakters, kein Happy End. Stattdessen wird all das, was der Film zuvor detailliert über den Waffenhandel geschildert hat in relativiert. Er sagt: "Hier habe ich dir eine kleine Geschichte am Rande der großen erzählt. Einen Nebenhandlungsstrang über den Fall Yuri Orlov. Aber ich deute dir mal an, wie die Haupthandlung aussieht, mit Ländern als Waffendealern."

Der Film wirft den Zuschauer in einen Trog gefüllt mit eiskaltem Wasser. In diesem darf er die Handlung über frieren und jeder zynische Kommentar Yuris ist wie ein energisches Schütteln vor Kälte. Und gegen Ende, als der Effekt sich gerade abzunutzen begann, das Wasser im Trog endlich etwas wärmer wurde, zieht er ihn aus dem Trog und wirft ihn in den eiskalten Ozean.

Ich habe den Film auf DVD mit meiner Clique bei mir daheim angesehen. Als der Abspann kam, war es absolut still. Nur die Musik ertönte und die Textzeilen flimmerten über den Bildschirm. Niemand sprach in den folgenden Minuten: Die Wahrheit wog einfach zu schwer. Der Lord of War hatte sein Ziel erreicht.

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10
10/10

Ich muss ehrlich sagen ich habe am Anfang nachdem ich Trailer etc gesehen habe, mit einem ActionFilm gerechnet.
Es war zwar keiner aber ich bin mehr als positiv überrascht.
Schon lange nicht mehr, hat mich ein Film noch Tage danach beschäftigt.

Während des Anschauens fand ich mich immer wieder mit persönlichen Gegensätzen konfrontiert.
Auf der einen Seite ist der "gute" Kern, der gegen Waffenhandel, Ausbeutung udgl ist, und auf der anderen Seite fängt man an mit Juri zu sympathisieren. Liegt es an Nicolas Cage? Ich weiß es ehrlich nicht.
Juris "Es ist nicht unser Krieg"-Einstellung ist abschreckend und zeitweise auch verständlich. Ein Anti-Held wie ich schon lange nicht mehr gesehen habe.
Der Film regt zum nachdenken an.

Hochglanzleistung von Nicolas Cage und 1a Film.

Wirklich sehens und empfehlenswert.

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9
9/10

Dieser Film ist absolut sehenswert! Um es kurz zu sagen: Er ist spannend, realistisch und erschütternd. Er gibt einen glaubwürdigen Einblick in den skrupellosen Handel mit Waffen, den man nicht so schnell vergisst. Beeindruckt hat mich vor allem die schauspielerische Leistung von Nicolas Cage, der die Rolle des "Lord of War" sehr überzeugend spielt.

Der Film beginnt mit den folgenden Worten der Hauptfigur, die von NICOLAS CAGE gespielt wird: "Machen Sie sich keine Sorgen - ich werde ihnen keine Lügengeschichten erzählen nur damit ich nachher gut da stehe...ich werde ihnen nur erzählen wie das alles passiert ist." und er endet mit der Aussage: "Wissen Sie wer die Erde übernehmen wird? WAFFENHÄNDLER - denn alle anderen sind viel zu sehr damit beschäftigt sich zu erschießen. Das ist das Geheimnis des Überlebens - ziehe niemals in den Krieg, besonders nicht mit dir selbst."

Zwischen diesen beiden Zitaten passiert viel, man erlebt mit wie Yuro Orlov (Nicolas Cage) in den Waffenhandel einsteigt, wie er seinen Bruder mit reinzieht, der später drogensüchtig wird, wie seine Frau erfährt welchen Beruf ihr Mann wirklich ausübt, wie Orlov sein Geschäft immer mehr ausweitet und wie ihm schließlich ein Agent von Interpol (Ethan Hawke) auf die Schliche kommt. Obwohl Orlov mit seinem Geschäft buchstäblich über Leichen geht, empfindet man als Zuschauer immer noch Sympathie für ihn. Denn es ist ihm durchaus bewusst, welchen Schaden er anrichtet. (Nicolas Cage zu Ethan Hawke: "Sagen Sie mir wofür Sie mich verachten - Dass ich die Personifikation des Bösen bin, dass ich was...verantwortlich für den Zusammenbruch des Gefüges von Gesellschaft und Weltordnung bin? "Völkermord" steht auf meiner Stirn") Allerdings stellt er im gleichen Zug auch eine andere Sache klar: "..daher können Sie mich das Übel nennen, aber unglücklicherweise bin ich ein notwendiges Übel." Er weiß, dass der Waffenhandel immer bestehen wird, ob mit oder ohne ist ist dabei nebensächlich...

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9
9/10

Der Film als solcher ist absolut spitze. Was ich leider von der Rezension hier nicht behaupten kann. Sicherlich ist Zynismus in der Form wie sie der Film verwendet nicht jedermanns Sache. Wenn man davon jedoch nichts versteht sollte man sich hüten über diesen Film etwas zu schreiben. Das hat leider Herr Staake nicht einsehen wollen und eine der schlechtesten Rezensionen abgegeben die ich je gelesen habe.

Abgesehen von den - zu vielen - Inhaltsangaben und den fragwürdigen Kommentaren zu einigen Szenen ist die Ironie und der Sarkasmus des Filmes zu großen Teilen an Herrn Staake vorbei gegangen. Anders beispielsweise wäre das Intro überhaupt nicht realisierbar gewesen. Zum einen Aufrund der Technischen Möglichkeiten und zum anderen weil die Darstellung bewusst gehalten ist nicht 100% Realistisch zu Wirken weil damit von vorneherein zu viel Nähe zum geschehen vermittelt würde. Überhaupt würde der ganze Film eben nicht Funktionieren wenn man - wie hier häufig gefordert - eine engere Bindung zum geschehen oder den Handelnden Personen aufbauen würde. Mit der Distanz schafft man nämlich das selbe Verhältniss von Zuschauer zu Hauptdarsteller wie von Charakter (Yuri Orlov) zu seiner Ware (Waffen). Diese Distanz ermöglicht es den Zuschauern überhaupt erst das Geschehen wertneutral erleben zu können, ohne in die eigenen durch emotionale Bindung entstehen Vorurteile (bzgl. Waffenhandel etc.) zurückzufallen und sich dadurch eigenständig von der Hauptperson zu Distanzieren. Ohne die Distanz würde man Yuri Orlov von Anfang an als "Bösewicht" erleben der er im Grunde ja gar nicht ist. Er ist Geschäftsmann. Motto ist das er Ware verkauft und nicht verantwortlich dafür ist was damit gemacht wird.

Weiterhin wird diese Distanz eben durch den immer widerkehrenden Zynismus gehalten. Dieser Zynismus ist auch der Grund weshalb das angesprochene Lied "Hallelujah" an dieser Stelle sehr wohl Funktioniert, was aber wohl nicht jedem eingängig erscheint. Ich würde jetzt gerne die Erklärung schreiben, würde dann aber in das Muster des Herrn Staake Fallen indem ich eine Schlüsselstelle schildere.

Nochmal zusammenfassend:
Ein 100%ig sehenswerter Film mit einem großartigen Nicolas Cage. Ein MUST SEE für Leute mit dem notwendigen Verständiss für Ironie Sarkasmus und Zynismus.

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