Nicht nur, dass die Artus-Sage bereits in diversen Spielfilmen verarbeitet und dabei auch ihre eigene Walt Disney- oder Monty Python-Interpretation erfahren hat. Selbst unter dem gleichen Titel „King Arthur“ hatten wir erst vor etwas mehr als zehn Jahren das Vergnügen, eine vorgeblich historisch korrekte Schilderung der historisch doch bekanntlich unbelegten Legende um die Ritter der Tafelrunde und das magische Schwert „Excalibur“ serviert zu bekommen. Wobei „Magie“ das Stichwort ist, denn nüchtern-realistisch kommt uns Guy Ritchie ("Sherlock Holmes“) mit seiner Variante des Themas nun wahrlich nicht. Dieser „King Arthur“ ist nämlich reines Fantasy-Kino im Blockbusterformat, mit jeder Menge CGI-Monstern und von vornherein auf mögliche Fortsetzungen ausgelegt. Insofern zumindest schon deutlich anders als die vorherigen Ansätze, aber gibt der Stoff tatsächlich nochmal das Potential für eine neue große Franchise her?
Der edle König Uther Pendragon (Eric Bana) kann zwar die vom finsteren Magier Modred beschworenen Gegner besiegen, fällt kurz darauf jedoch dem Verrat seines Bruders Vortigern (Jude Law) zum Opfer. Sein Sohn Arthur (Charlie Hunnam) überlebt, wächst jedoch ohne Wissen um seine Herkunft in der Londoner Gosse unter Prostituierten und Kriminellen auf. Als es ihm völlig unerwartet gelingt, dass in einem Stein feststeckende, berühmte magische Schwert „Excalibur“ herauszuziehen, wird jedoch auch Vortigern Arthurs Herkunft und Bestimmung klar. Trotzdem gelingt es ihm nicht, Arthur aus dem Verkehr zu ziehen, bevor dieser sich den Rebellen gegen den unrechtmäßigen König anschließen kann, zu denen auch die geheimnisvolle Magierin Mage (Astrid Bergès-Frisbey) gehört. Und nachdem ihm endlich offenbar wird, was damals seinen Eltern geschah, sinnt Arthur unversöhnlich auf Rache.
Klingt erst einmal recht konventionell, diese Rahmenhandlung, aber die Art der Inszenierung ist in mehrerlei Hinsicht doch ungewöhnlich. So beginnt der Film gleich mit einer gewaltigen Schlacht, in der unter anderem ein Heer von elefantenartigen Riesentieren auf Camelot zumarschiert, Türme und Mauern in sich zusammenfallen und König Uther wie ein Superheld gegen die wilden Monster antritt. Das sieht zwar gut aus, wirkt aber eher wie ein „Avengers“-Film und in diesem antiken Umfeld schon ein wenig befremdlich (oder auch sehr passend, wenn man bedenkt, dass man bei Warner bereits von einem eigenen "Knights of the Roundtable"-Leinwand-Universum träumt).
Dass dann die visuell gewaltig anmutenden Schäden schnell behoben bzw. vergessen sind, trägt zum leicht cartoonhaften Eindruck bei und macht sehr früh deutlich, dass wir es hier wohl nicht mit einer akkuraten Schilderung mittelalterlicher Lebensverhältnisse zu tun bekommen werden. Weshalb in der Folge auch das Leben des herangewachsenen Arthur im Londoner Armenviertel in konsequent leichtem Ton geschildert wird, bei dem man sich dann zeitweilig in einer typisch britischen Gaunerkomödie wähnt, die auch von Guy Ritchie stammen könnte. Moment, dieser Film IST von Guy Ritchie und es ist schon bemerkenswert, wie selbstverständlich dieser seine aus früheren Werken bekannten Stilmittel und Manierismen hier einsetzt. Und genauso bemerkenswert, dass ihm das produzierende Studio das hat durchgehen lassen.
Denn so richtig passend wirkt es halt nicht, wenn z.B. Pläne für einen Coup oder ein Attentat geschmiedet werden und dabei mit rasant-spritzigen Dialogen und diversen Flashbacks zwischen den Zeit- und Erzählebenen hin- und hergeschnitten wird, als befänden wir uns hier bei den Urahnen der Besetzung aus „Snatch“ – bevor es dann wieder düster-mystisch wird und der nächste CGI- Monsterregen auf den Betrachter niederprasselt. Wobei dann vom 3D-Effekt in Form auf einen zufliegender Elemente derart massig Gebrauch gemacht wird wie zuletzt länger nicht mehr und eigentlich auch nur zu Beginn des letzten 3D-Booms so extrem gesehen. Einer der nur noch selten anzutreffenden Filme, bei dem man in der Tat einen anderen Film zu sehen bekommt, wenn man auf die dritte Dimension verzichtet. Die eigentlich bekannten epischen Momente der Sage wie etwa das Herausziehen von „Excalibur“ aus dem Stein werden hier dagegen fast beiläufig abgehandelt und verschenkt.
Ein wilder und bunter Streifen ist das, bei dem die Bedeutung der Schauspielerleistungen klar in den Hintergrund tritt. „Sons of Anarchy“-Hauptdarsteller Charlie Hunnam müht sich weiterhin redlich, endlich auch als charismatischer Kino-Star durchzustarten. Und ein Jude Law kann seinen Oberschurken fast auf Autopilot geben und wirkt nur in den seltenen Momenten interessant und tragisch, wenn er für seine Machtgier ein sichtbar schmerzhaftes Opfer bringen muss. Die anschließende Verwandlung wirkt aber ähnlich schräg wie sein herbeigerufener Wunscherfüller in Kraken-Mensch-Meerjungfrau-Form (ein wirklich schwer zu beschreibendes Geschöpf).
Sehr wild das alles, und keinesfalls aus Bestandteilen bestehend, die sich dann doch wie von Magierhand zu einem stimmigen und runden Ganzen fügen. Denn die Magie wird hier vorwiegend zum Kaputtmachen benötigt. Es ist aber irgendwie schon höllisch kurzweilig und unterhaltsam das ganze Durcheinander, auch wenn man als Fazit wohl schon die bisher trashigste aller Verfilmungen der Artussage konstatieren muss. Aber wenn es sich um die Sorte Trash handelt, die so richtig schön Spaß macht, dann lassen wir das mal durchgehen. Zumindest einmal, denn noch mehr davon in den kommenden Jahren ist nicht unbedingt nötig.
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