
Wenn nun selbst ein Adam Sandler etwas tut was er bisher stets vermieden hat, dann hat das natürlich einen handfesten Grund. Denn die letzten Filme des Brachial-Komikers liefen selbst in den USA nur sehr mäßig und konnten nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Das Gegenmittel lautet daher nun auch bei Sandler „Fortsetzung“ und dafür eignet sich der Ensemble-Film „Kindsköpfe“ wohl tatsächlich am besten, zieht man doch dank namhafter Kollegen wie Kevin James, Chris Rock und Salma Hayek ein größeres Publikum an. Und schließlich erreichte man mit dem Erstling über die Albernheiten einer Gruppe alter Freunde selbst in Ländern wie dem sonst gegenüber Sandler-Humor stets recht renitenten Deutschland ein Millionenpublikum. Also sind sie nun alle wieder da, die vier Kumpel samt drei Ehefrauen, und als Bonus geben sich diesmal auch noch ein paar weitere bekannte Gesichter mit größeren Cameo-Auftritten die Ehre.
Dass „Kindsköpfe" nicht unbedingt nach einer Fortsetzung schrie, spielt dabei keine nennenswerte Rolle, hatte doch schon der Vorgänger im Grunde keine richtige Geschichte erzählt, sondern lediglich ein paar Einfälle und Situationen aneinandergereiht. Dieses Muster treibt man nun im Sequel sogar noch auf die Spitze, denn hier wird nicht mal mehr ein Anlass benötigt, zu dem die Familien sich versammeln, wir erleben sie einfach in ihrem Alltag in der heimischen Kleinstadt. Als „größere“ Ereignisse gibt es lediglich den letzten Schultag der Kinder und ein auf dem Anwesen von Lenny (Adam Sandler) und Roxanne (Salma Hayek) geplantes Fest, wobei man da eigentlich nicht wirklich von Planung sprechen kann. Jedes Paar kämpft dabei aktuell mit ein paar Problemchen, sei es eine sich ankündigende neue Schwangerschaft von Roxanne, den Zweifeln von Eric (Kevin James) und Sally (Maria Bello) an der Intelligenz ihres Sohnes, Kurts (Chris Rock) Versuche, sich in seinem Job um die Arbeit zu drücken, und Marcus (David Spade) Erfahrung sich auf einmal mit einem ihm bis vor kurzem unbekannten Sprössling herumschlagen zu dürfen.
Im Grunde gibt es hier aber tatsächlich keinerlei Handlung zu finden, jedes einzelne Zusammentreffen an diesem oder jenem Ort dient einzig und allein dazu die beteiligten Figuren in vermeintlich lustige oder sehr peinliche Situationen zu bringen. Eine Nummernrevue in Reinkultur, bei der dann auch der leichte Anflug von Sentimentalität und Nostalgie fehlt, welcher den Vorgänger zumindest streckenweise noch zu einem halbwegs sympathischen Fall machte. Hier wird nun aber von Beginn an aus allen Rohren gefeuert. Soll natürlich heißen: Gefurzt, gekotzt und uriniert, dass es nur so eine Freude ist. Jedenfalls eventuell für den mindestens leicht alkoholisierten Zuschauer auf der Suche nach komplett niveauloser Ablenkung, der humorlose und steife Kritiker rümpft bei dieser Pflichtveranstaltung natürlich eher die Nase und schaut sich überrascht um, wenn im Saal doch mal vereinzelt einer der Kollegen lacht.
Dass hier ständig jemand auf die Fresse kriegt oder sich die Familienjuwelen zerquetscht ist aber halt weder originell noch so richtig lustig und sieht man ja nun auch alles nicht zum ersten Mal. Der Prozentsatz der Rohrkrepierer bei den Gags liegt je nach Strenge der angelegten Messlatte irgendwo zwischen 70 oder 80 Prozent, was ja auch eine gewisse Leistung darstellt. Wer bei dieser Quote nicht mehr so richtig mitgehen mag, der fragt sich stattdessen vielleicht, warum sich ein Kevin James hier eigentlich mit so wenig Leinwandzeit abspeisen lässt, ob sich eine Salma Hayek denn nicht etwas zu schade sein sollte in praktisch jeder Szene ihre Brüste in die Kamera zu halten oder was wohl Leute wie Steve Buscemi dazu gebracht hat, erneut bei diesem Quatsch mitzuwirken (eine Frage, die man sich bei anderen Gästen wie Steve Austin oder Shaquille O’Neal nicht ganz so dringend stellt). Lediglich die völlig übertrieben auf cool machende Jugendgang um einen erfrischend selbstironischen Taylor Lautner darf in dieser Hinsicht als Bereicherung bezeichnet werden.
Keine Frage, dies ist derart leichte, derbe und prominent besetzte Sommerunterhaltung, dass sich dafür garantiert ein recht großes Publikum einfinden wird, welches ziemlich genau weiß was es zu erwarten hat und dann auch bekommt. Doch für jeden, der nicht eindeutig der avisierten Zielgruppe angehört, entwickelt sich das Betrachten von „Kindsköpfe 2“ zu einer recht anstrengenden Angelegenheit. Jedenfalls etwas mehr als eine Stunde lang, bevor dann bei der abschließenden Party bemerkenswerterweise zwar nicht das Niveau, aber doch die Qualität der Gags plötzlich ansteigt und es tatsächlich ab und zu mal recht lustig wird. Für ein paar Minuten zumindest, was aber viel zu wenig ist, um dem Film all die vorausgegangen Zumutungen deshalb gleich zu verzeihen.
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