Tarantino hat es sich zur Spezialität gemacht, mit pophistorischen Zitaten zu spielen. Seine Filme beinhalten eine Vielzahl von Verweisen auf Kinofilme, Comics und Popsongs. Auf dieser popkulturellen Trendwelle will auch "Kifferwahn" schwimmen, nur das es für den geneigten Mitteleuropäer eher schwierig zu verstehen ist, worauf sich der Film eigentlich bezieht. Deswegen eine kleine Einführung: 1936 wurde in den USA der Aufklärungsfilm "Reefer Madness" gedreht, der sich mit den Gefahren des Marihuana-Konsums auseinandersetzte. Dieser Film wurde an High Schools im ganzen Land besorgten Eltern vorgeführt, denen gezeigt werden sollte, welche Schäden die Droge bei ihren Zöglingen anrichten könnte. Zur Story: Ein aufklärerischer Dozent (Alan Cumming) zeigt den versammelten Eltern einer High School irgendwo in einem kleinen Städtchen in den USA der 30er Jahre den Film "Reefer Madness". Bestandteil des Films, der den Eltern und uns gezeigt wird, ist die Geschichte von Jimmy Harper (Christian Campbell), der mit der Schönheit Mary Lane (Kristen Bell) anbändelt und ein - wie es so schön heißt - vorbildlicher junger Mann ist. Leider gerät Jimmy durch einen Kriminellen (Steven Weber) in den Kontakt mit Marihuana, das sein Leben zerstört. Knapp gesagt: Dieser Film ist nur in den ersten 15 Minuten lustig oder versprüht so etwas wie Charme. Dann hat sich aber der vermeintliche Witz, den Aufklärungsfilm der 30er Jahre zu parodieren und aufs Korn zu nehmen, vollkommen abgenutzt. Kann man anfangs noch über die naive Art und die bewusst gestelzten Dialoge des "Lehrfilms" schmunzeln, dominiert danach eher ein permanentes Bedürfnis, den Film sich selbst zu überlassen - so sehr geht die Art der Figuren wie Jimmy Harper, den Sprach-Habitus eines Peter Lustig mit der mimischen Arbeit der Teletubbies zu kombinieren, auf den Geist. Auch die übertrieben aufklärerische Vorstellung des Dozenten, der den Zuschauer und die Eltern durch den Lehrfilm geleitet und/oder in dämonischen Worten zu den versammelten Eltern spricht, kann lediglich nur vereinzelt Lacher erzeugen. Was dem Film eindeutig fehlt, ist eine gewisse Schärfe und Position in seiner Kritik, ein gehöriger Schuss Satire und ein bisschen Abwechslung bei der Witzgestaltung. Für einen Großteil des Films kann man leider nur müde lächeln. Erst zum Schluss versucht "Kifferwahn", dieses Manko noch zu kitten: Dann werden auf einmal Rassenkonflikte und der Umgang mit Minderheiten angesprochen. Wie hier allerdings der Zusammenhang zum Kiffen und der Geißelung des Marihuanas hergestellt wird, ist nur noch hanebüchen. Kurzum: Freunde des Musicals werden sich vom Sujet "Parodie eines Lehrfilms über Marihuana" sicher nicht angesprochen fühlen, und Freunde der Komödie können anderswo wesentlich besser lachen. Und sei es bloß über Witze den Nachnamen des Regisseurs betreffend. |
Originaltitel
Reefer Madness: The Movie Musical
Land
Jahr
2005
Laufzeit
109 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
VCL Communications
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