
Wiederbelebung gelungen! Das galt vor drei Jahren in „Jurassic World “ nicht nur für die Spezies der Dinosaurier an sich, sondern auch für die ihnen gewidmete Franchise, die nach einem vierzehnjährigen Schlaf wieder in den Kinos auftauchte und dort einen so nicht wirklich erwarteten kommerziellen Siegeszug antrat, der sich beim Kasseneinspiel mühelos in "Star Wars"– und "Avengers"-Dimensionen einreihte. Und das nicht unverdient, denn dem neuen Film gelang es die populären Dinos mit einer visuellen Wucht und Brillanz in Szene zu setzen, die man so in früheren Jahren noch nicht gesehen hatte, und die dazugehörige Story war zwar größtenteils ziemlich generisch, wusste dabei trotzdem aber hervorragend zu unterhalten. Der dafür mitverantwortliche Regisseur Colin Trevorrow gab aber für die anstehende Fortsetzung nun den Regiestuhl frei und beschränkt sich aufs Drehbuchschreiben und Produzieren. Der neue Regisseur heißt J.A. Bayona, der durch Filme wie „Sieben Minuten nach Mitternacht“ und „Das Waisenhaus“ zum Kritikerliebling avancierte und schon deshalb eine höchst interessante Wahl ist. Bayona bringt dann auch tatsächlich seine eigene Tonart in die Reihe ein und liefert einen Film ab, der zeitweise mehr Horror- und Gruselthriller ist als das zu erwartende bombastische Action-Spektakel. Doch der gewollte Stilwechsel funktioniert bei diesem Thema letztlich nur bedingt.
Nach der Katastrophe im „Jurassic World“-Themenpark ist eine Wiedereröffnung der einstigen Touristenattraktion undenkbar, auch weil der wieder aktiv gewordene Vulkan die Isla Nublar Stück für Stück unbewohnbar macht. Über die Frage, was mit den noch auf der Insel verbliebenen Urzeittieren geschehen soll, herrscht bei den Verantwortlichen Uneinigkeit, bis schließlich eine Gruppe um Lockwood, den ehemaligen Partner von Parkgründer Hammond, aktiv wird. Die finanziert und organisiert eine Rettungsaktion, bei der auch die Hilfe der beiden Experten Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) benötigt wird. Auf der Insel angekommen müssen die sich jedoch nicht nur vor den kaum noch berechenbaren Vulkanausbrüchen hüten, sie erkennen auch sehr bald, dass sie offensichtlich benutzt wurden und die vermeintliche Rettungsaktion ganz anderen Zwecken und Interessen dient. Einer Verschwörung, die auch den Rest der Welt bedrohen könnte.
Wenn nach knapper Exposition der Inselvulkan bereits nach einer guten halben Stunde das macht, was so ein Vulkan nun mal am Besten kann, nämlich alles um sich herum in Schutt und Asche zu legen, dann staunt man erst mal wie fix das diesmal geht - schließlich schreibt der Drehbuch-Baukasten für den handelsüblichen Katastrophenfilm ansonsten doch eine ausführliche Vorstellung der Charaktere sowie ein sich zunächst nur sehr langsam steigerndes Bedrohungsgefühl vor. Stattdessen wird hier schon sehr früh mächtig geklotzt und eine rund zehnminütige Action-Sequenz geboten, bei der mehr Getier unterwegs ist und mehr auf einmal kaputt geht als in irgendeiner Szene des Vorgängerfilms. Und man wundert sich, wie das denn danach überhaupt noch gesteigert werden soll. Antwort: Gar nicht, denn das war's dann auch bereits auf der Insel der Dinosaurier, der Rest der Geschichte wird sich ganz woanders abspielen, auf einem ländlichen, schlossartigen Anwesen. Und da sind Massenszenen im CGI-Gewitter dann halt nicht mehr drin und wären auch irgendwie unpassend.
Ein unerwarteter Schauplatzwechsel und eine neue Richtung, denn wo sowieso schon eine eher unheimliche Atmosphäre erzeugt wird, sorgt das Auftauchen nur eines einzelnen Raptors noch für zusätzlichen Schrecken. Die Stilmittel dafür sind dunkle Gänge, Verliese und eine hohe Zahl an Räumen, in denen man sich verstecken kann. Diese Möglichkeit nutzt vor allem Lockwoods kleine Enkelin Maisie, die früher als andere von den dunklen Geschäften im Hause Wind bekommt und sich fortan auf der Flucht befindet. Als offensichtliche Identifikationsfigur fürs jüngere Publikum angelegt, ist der von Isabella Sermon gespielte Charakter aber dann tatsächlich eine ziemlich unoriginelle, mitunter nervige Zutat.
Und das gilt leider auch für das eigentliche Komplott der Bösewichte, bei dem natürlich wieder mal skrupellos nach Macht und Wunderwaffen gegiert wird. Es ist offen gesagt einfach nur ziemlicher Blödsinn, wenn russische Klischee-Gangster viele Millionen für einen gezüchteten Saurier bieten, der die beeindruckende Fähigkeit besitzt sich auf eine eine mittels Laserpointer markierte Zielperson zu stürzen. Da fragt man sich dann schon, warum man diese nicht einfach erschießt, wenn man sie eh schon im Visier hat, anstatt dafür einen kaum zu kontrollierenden Dino durch die Lande zu transportieren. Da sich diese Fragen aber anscheinend sonst niemand stellt, laufen die Geschäfte für den schmierigen Oberschurken zunächst gut an, doch man ahnt, dass das Chaos nicht lange auf sich warten lassen wird.
Es gibt hier ein eklatantes Missverhältnis zu beklagen: Auf der einen Seite der lobenswerte Versuch, die ausgetretenen Pfade der „Dinos im Dschungel“-Prämisse zu verlassen und durch ein frisches, atmosphärisch völlig anderes Setting zu ersetzen. Auf der anderen Seite jedoch eine haarsträubend unsinnige Story, die als Begründung für das Geschehen herhalten muss und bei der sich einige Protagonisten auch mal wieder mit nicht zu fassendem Leichtsinn in Gefahr bringen. Um darin dann auf zwar brutale, was die zu sehenden Bilder angeht jedoch bekannt unblutige Weise umzukommen. Allzu viel Auflockerung durch Gags und Sprüche werden in der bemühten Gruselatmosphäre diesmal nicht eingesetzt, was sie immerhin nicht völlig zerstört. Allerdings kommen Chris Pratt und Bryce Dallas Howard dadurch auch weniger prägnant zum Zuge als im Vorgänger, im Grunde sind ihre Charakter hier sogar austauschbar.
Der „Jurassic“-Film Nummer Fünf ist technisch selbstverständlich ausgezeichnet gemacht und auch die Verlagerung auf wieder mehr mechanische anstatt computeranimierte Effekte ist durchaus erfrischend. Das Bemühen um ein anderen Ansatz in Sachen Schauplatz und Atmosphäre verdient Anerkennung und über die allermeiste Zeit bleibt das Geschehen auf der Leinwand dabei auch unterhaltsam und kurzweilig. Glaubwürdig ist die erzählte Entwicklung allerdings nun mal überhaupt nicht und die Figuren bleiben allesamt recht flach und eindimensional. Was man daraus für den hier im Finale ziemlich offensiv angeteaserten (und storytechnisch auch notwendigen) letzten Teil der Trilogie schließlich machen wird, gehört dann sogar zu den spannenderen Fragen die „Das gefallene Königreich“ aufwirft.
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