Obwohl er eigentlich nicht mehr dorthin zurück wollte, sucht Jack Reacher doch noch einmal seine frühere Wirkungsstätte als Militärpolizist in Washington auf. Dort möchte er endlich einmal Major Susan Turner (Cobie Smulders) persönlich treffen, mit der er zuletzt sehr gut zusammengearbeitet hat. Doch als Reacher in deren Büro steht, erwartet ihn jemand Anderes und er erfährt, dass Major Turner wegen Hochverrats angeklagt und ins Gefängnis verfrachtet wurde. Als man ihm dann kurz darauf auch noch einen Mord anhängen will, wittert der erfahrene Kämpfer eine Verschwörung und befreit seine Bekannte kurzerhand aus dem Hochsicherheitstrakt. Gemeinsam versuchen die Beiden fortan die Hintergründe des Komplotts aufzudecken und werden dabei auch noch von der 15jährigen Samantha (Danika Yarosh) begleitet. Die soll nach der Aussage einer früheren Freundin angeblich Reachers Tochter sein und befindet sich daher ebenfalls im Visier der Gegenseite.
„Kein Weg zurück“ lautet der Untertitel des zweiten Jack Reacher-Streifens und diesem Wunsch hatte sich doch eigentlich auch der Autor dieser Zeilen angeschlossen, als er nach Betrachten des Erstlings konstatierte „fortsetzen muss man das wirklich nicht“. Denn viel zu eindimensional, glatt und uninteressant kam er daher, dieser etwas aus der Zeit gefallene makellose Superagent, den sich Tom Cruise als neue Serienfigur ausgeguckt hatte. Auch das Einspielergebnis rechtfertigte nicht unbedingt eine Fortsetzung, doch Cruise scheint wild entschlossen genau diesen Jack Reacher zu seiner zweiten fortlaufenden Franchise neben den nach wie vor populären „Mission Impossible“-Filmen auszubauen. Und so haben wir es hier also erneut mit dem mittlerweile vertrauten Phänomen der unerwarteten und vom Publikum auch kaum nachgefragten Fortsetzung zu tun, dem ja auch gerade erst Tom Hanks mit seiner dritten Dan Brown-Adaption anheim fiel.
Im Grunde war jedoch die Konzeption des unfehlbaren, immer etwas schlaueren und quasi unbesiegbaren Supermannes sogar noch das Reizvollste am Vorgänger, setzte der sich mit diesem „Old School“-Ansatz doch zumindest ein wenig von den oft grüblerischen oder gebrochenen modernen Action-Helden ab. Umso überraschender, dass man gerade diesen Pfad jetzt ein Stück weit verlässt, indem man dem Einzelgänger Reacher gleich eine ganze (Ersatz-)Familie ans Revers bindet. Die aus den „Avengers“-Filmen und der TV-Serie „How I met your Mother“ bekannte Cobie Smulders kommt dabei dann sogar fast schon eine Spur härter und entschlossener daher als ihr männlicher Partner, was sehr für die starke Präsenz der Darstellerin spricht. Der Versuch den vormals unnahbaren Reacher durch die Verbindung zu seiner mutmaßlichen Tochter deutlich „menschlicher“ werden zu lassen, geht aber ziemlich nach hinten los, denn diese „Harter Knochen kümmert sich um Kinder-Anhang“-Masche hat man schon zu oft deutlich besser umgesetzt gesehen und sie passt eben auch überhaupt nicht zur ursprünglichen Konzeption der Figur.
Der zweite Jack Reacher ist selbstverständlich solide und technisch sauber inszeniert, aber reine Routine genügt eben nicht, wenn weder die Charaktere noch die Handlung zu packen wissen. Das Militärkomplott, das man sich hier ausgedacht hat bzw. durch die Romanvorlage vorgegeben wurde, hat man genau so oder ähnlich schon in diversen TV-Serien mehrfach durchgespielt und es vermag zu keinem Zeitpunkt zu packen. Wenn dann auch noch der einzige „echte“ Jack Reacher-Moment, in dem dieser dann doch nochmal seine ganze Überlegenheit und Coolness demonstriert in kompletter Länge vorab als „Trailer“ verwendet wird, geht das gleich doppelt schief. Denn es nimmt einerseits jegliches Überraschungsmoment wenn diese Szene dann den eigentlichen Film eröffnet, und zudem vermittelt sie auch ein völlig falsches Bild von dem was folgen wird, denn das ist ein gezähmter, familienfreundlicher Reacher-Light.
Es hapert halt schon an der Prämisse, wird doch die umfangeiche Buchvorlage von Lee Child auch in der literarischen Welt allgemein als höchst durchschnittliches, anspruchsloses Lesefutter betrachtet, und aus diesem Material können dann offenbar auch die Drehbuchautoren und ein Veteran wie Edward Zwick („Glory“. Mut zu Wahrheit“, „The Last Samurai“) auf dem Regiestuhl nicht allzu viel herausholen. Bleibt zu hoffen, dass man ein Einsehen hat und das Studio einfach den Geldhahn zudreht, angesichts des bisher doch sehr mäßigen Publikumsinteresses, denn diese öde Action-Reihe braucht wirklich kein Mensch - außer Tom Cruise natürlich.
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