Glitter - Glanz eines Stars

Originaltitel
Glitter
Land
Jahr
2001
Laufzeit
105 min
Genre
Release Date
Bewertung
1
1/10
von Frank-Michael Helmke / 5. August 2010

Sprichwörter sind deshalb in aller Munde, weil sie einen wahren Kern haben und meistens Recht behalten. "Schuster, bleib bei deinem Leisten" etwa soll daran erinnern, nichts zu versuchen, wofür man nicht


"Hey, du siehst aus wie Mariah Carey!"
Dice (Max Beeseley) hat einen lichten Moment.

geschaffen ist. Unter berühmten Menschen gibt es allerdings eine gewisse Tendenz dazu, diese Weisheit zu ignorieren. So fühlen sich TV-Stars berufen, grässliche Songs einzuspielen, Top-Models verunreinigen Bücherregale mit erbärmlichen Romanen, und Musiker halten sich auf einmal für begabte Schauspieler. Dass dies in fast allen Fällen ein Irrglaube ist, beweist ein weiteres Mal "Glitter", der indes nicht nur aufgrund der vollkommenen Abwesenheit jeglichen Schauspieltalents seitens seiner Hauptdarstellerin Mariah Carey maßlos enttäuscht, sondern vor allem dank des schon widerlich arroganten Glaubens der Produzenten, der berühmte Name auf dem Plakat würde jede Form von kreativer Anstrengung für diesen Film überflüssig machen.

Niemand hat sich hier Mühe bei der Handlung gegeben. Der Aufstieg der armen, aber mit einer grandiosen Stimme gesegneten Billie Frank von der Disco-Tänzerin zur gefeierten Pop-Prinzessin ist so nahe am tatsächlichen Werdegang Mariah Careys, dass es ohnehin schon schwer genug fällt, so etwas wie eine


Da waren sie noch glücklich:
Billie und Dice beim komponieren.

Rolle zu erkennen, die hier gespielt wird (den Rest erledigt dann besagte Talentlosigkeit). Was dem Zuschauer hier indes an billigsten Klischees vorgesetzt wird, ist so vorhersehbar und abgegriffen, dass man sich sehnlichst eine Dokumentation über die wahre Mariah Carey herbei wünscht. Das wäre auf jeden Fall wesentlich interessanter.
Besagtes Sangeswunder Billie, gebeutelt durch eine schwere Kindheit, nachdem die Fürsorge sie ihrer Mutter weggenommen hat, wird Mitte der 80er von dem angesagten DJ und Teilzeit-Produzenten Dice entdeckt und landet nicht nur rasend schnell an der Spitze der Charts, sondern auch in Dice's Bett. Das Weitere kann man sich schon blind ausmalen: Billie wird zum umjubelten Star, der in den Hintergrund gedrängte Dice wird zusehends eifersüchtiger und ihre Liebe so auf eine harte Probe gestellt. Heute schon gegähnt?

Niemand hat sich hier Mühe beim Schreiben gegeben. Die einzige Verteidigung, die einem beim Betrachten von "Glitter" für seinen Star noch in den Sinn kommt, ist, dass es angesichts eines solch primitiven Drehbuchs ohnehin unmöglich war, irgendeine schauspielerische Leistung abzuliefern. In der Tat ist jede Dialogzeile des Films von einer solch banalen Funktionalität, dass so etwas wie Charaktertiefe und -entwicklung vollkommen utopisch bleibt. Was auch immer jemand sagt, es hat den einzigen Sinn, den Plot voranzutreiben. So bedarf es lediglich zwei kurzer Szenen und etwa acht Dialogzeilen, um Billie vom Status eines Disco-Geheimtips zum Major-Plattenvertrag zu bringen. Wer sich ein aufschlussreiches Portrait über den Aufstieg eines Superstars versprochen hat, ist eindeutig im falschen Film.

Niemand hat sich hier Mühe beim Setting gegeben. "Glitter" spielt in den frühen 80er Jahren, auffällig ist dies indes nur, weil die DJ's Kassetten statt CD's verwenden. Großteile der Sets sind in hippem 90er-

Dice mag das Outfit nicht. Wäre
das doch nur das einzige Problem ...

Design gehalten, die von Billie produzierten Songs passen ungefähr so gut in ihre Zeit wie Austin Powers ins Jahr 2000. Und ganz offensichtlich wollte niemand der stilbewußten Miss Carey eine halbwegs authentische Garderobe zumuten. Tatsächlich ist "Glitter" in punkto Ausstattung eine solche Katastrophe, dass man sich mehr als einmal fragt, warum der Film überhaupt in dieser Periode angesiedelt wurde. Wahrscheinlich hat sich niemand die Mühe gemacht, die entsprechende Zeile aus dem Skript zu streichen, um so für alle Beteiligten die Sache noch ein bisschen einfacher zu machen.

Niemand hat sich hier Mühe bei den Details gegeben. Dazu nur drei Beispiele von vielen: Billie trifft bei einer Award-Show auf einen anscheinend unglaublich tollen und erfolgreichen Sänger, der heftig mit ihr flirtet und mit dem sie schließlich ein Duett aufnimmt. Niemand hat es dabei für nötig befunden, dieser Figur einen vernünftigen Namen zu geben.
Als die kleine Billie von ihrer Mutter getrennt wird, drückt sie eine rothaarige Katze an sich. Gut fünfzehn Jahre später wiederholt sich die Szene, als die nun erwachsene Billie nach einem Streit aus Dice's Apartment verschwindet, im Arm eben jenes Methusalems unter den Katzen, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht ist.
Um überhaupt mit Billie arbeiten zu können, muss Dice sie zunächst aus einem lausigen Vertrag mit einem zwielichtigen Produzenten freikaufen, für den stolzen Preis von 100.000 Dollar. Ein zentraler Konflikt des


Carey beim einzigen, was sie
wirklich kann: Singen.

Films entsteht aus der Tatsache, dass Dice diese Schulden nicht begleicht, wobei nicht nur der Berg Kohle ignoriert wird, den Billie's Plattenverkäufe einbringen, sondern auch, dass besagter Produzent nicht der Typ Mensch ist, der den Vertrag vor der Auszahlung auflösen würde.

Niemand hat sich hier Mühe bei der Musik gegeben. Nein, noch nicht einmal das. Mariah Carey ist sicherlich eine der großartigsten Sängerinnen aller Zeiten und ihre Platten verkaufen sich nicht grundlos wie warme Semmeln. Die hier beigesteuerten Songs klingen jedoch wie belangloser Einheitsbrei und lassen schmerzlich die Kraft und Energie vermissen, die Careys Arbeit für gewöhnlich auszeichnet.

Niemand hat sich hier Mühe mit irgendwas gegeben. "Glitter" seine Formelhaftigkeit vorzuwerfen ist schon fast eine Beleidigung für alle anständig ideenlosen Filme, deren Machern einfach nichts besseres eingefallen ist. Bei "Glitter" hat noch nicht einmal jemand nachgedacht. Er ist die wohl endgültige kreative Bankrotterklärung des Star-Vehikels, und die Garantie dafür, dass Mariah Carey's Filmkarriere beendet ist, bevor sie überhaupt angefangen hat. Denn wenn das einzig Bemerkenswerte an diesem Film das Debüt eines Popstars ist, bleibt nicht viel, mit dem man weitermachen könnte. Oder glaubt irgendwer an die Wirksamkeit einer Werbezeile wie "Die zweite Hauptrolle von Mariah Carey"? Bitte Mariah, geh zurück ins Studio. Bitte!

Bilder: Copyright

10
10/10

Der Film ist super... ich fand den so geil dass ich ihn mir gekauft habe und das Album gleich dazu Mariah ist einfach super da könnt ıhr sagen was ihr wollt..

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