So
lange sie denken kann, lebt Nina (Julia Hummer) bei Pflegeeltern
oder in Heimen. Nun ist sie in einem Projekt "Betreutes Wohnen"
untergebracht und muss mit ihren Mitbewohnern die Berliner Parks
vom Müll befreien. Dabei sieht sie, wie die heimatlose Toni
(Sabine Timoteo) von zwei Jungen geschlagen wird. Als Toni später
beim Stehlen erwischt wird, hilft Nina ihr und lädt sie zu
einem Frühstück ein. Nina vertraut sich der älteren
und erfahrenen Toni an und beschließt mit ihr zusammen abzuhauen.
Denn Toni erzählt von Castings, bei denen man entdeckt werden
kann... Die Inspiration zu "Gespenster" erhielt Regisseur und
Autor Christian Petzold ("Die innere
Sicherheit") durch die Phantombilder, die von verschwundenen
Kleinkindern angefertigt werden. Am Computer werden ihre Gesichter
konstruiert, so wie sie zehn oder zwanzig Jahre später aussehen
können: Es sind Bilder von Menschen ohne Seele und ohne Geschichte,
sie sehen aus wie Gespenster. So geisterhaft, wie die Figuren gezeigt werden, verläuft auch ihr Umgang. Nina und Toni besprechen keine Pläne oder reden über ihre Gefühle, sie schauen sich nur an und wissen, was sie tun werden. Nina bewundert, dass Toni frei von Zwängen ist und jeden Tag neue Dinge erlebt. Bereitwillig, aber trotzdem voller Angst und Zweifel, lässt sie sich auf sie ein. Die plötzliche entstehende, intensive Beziehung zwischen Nina und Toni ist der Versuch von beiden, das Vertrauen und die Intimität zu bekommen, die sie so ungern hergeben. Ihre Unnahbarkeit schlägt von einer Sekunde zur anderen in Sehnsucht und Nähe um, aber der Moment verflüchtigt sich so schnell, wie er gekommen ist. Während
des ganzen Filmes ist die Kamera lediglich der Beobachter, der weit
weg zu stehen scheint, und dabei den Charakteren umso näher
kommt. So kann der Zuschauer selbst entscheiden, auf welche Figur
er sich einlässt, wem er vertrauen würde und wessen Gefühle
er am besten teilt. Diese Freiheit für das Publikum gibt ihm
die Chance, sich voll in die Figuren zu vertiefen. Und da sich die
Handlung erst allmählich aufbaut, merkt man gar nicht, wie
man im Strudel mitgerissen und für den Film eingespannt wird. |
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