Engel des Bösen - Die Geschichte eines Staatsfeindes

Originaltitel
Vallanzasca - gli angele del male
Land
Jahr
2010
Laufzeit
128 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 26. Februar 2011

 

Lang ist sie her die große Zeit des italienischen Films, zu der in den 60er und 70er Jahren neben den unzähligen Komödien und Italo-Western auch der harte Polizeifilm gehörte. Als man in Sachen Produktion und Ausstattung endgültig nicht mehr mit der Hollywood-Konkurrenz mithalten konnte, verschwand die italienische Genre-Ware zuerst in die Videotheken und schließlich so gut wie komplett vom Markt. Daher ist es durchaus reizvoll, wenn nun doch mal wieder ein Action-Thriller aus diesem traditionsreichen Filmland die deutschen Kinos erreicht. Allerdings bietet "Engel des Bösen", die Geschichte des in den 1970ern aktiven und berüchtigten Kriminellen Vallanzasca, leider doch nicht allzu viel Neues oder Interessantes, was man in den letzten Jahren nicht auch schon anderswo gesehen hat.

Ricardo Vallanzascas (Kim Rossi Stuart) Weg in die Kriminalität zeichnete sich bereits früh ab, denn schon als Jugendlicher begeht er erste Straftaten, um wenige Jahre später eine Gruppe an Helfern um sich zu versammeln und mit dieser diverse Überfälle zu verüben. So clever, dabei nie erwischt zu werden, ist er allerdings nicht, denn sein Leben wird auch durch zahlreiche Aufenthalte hinter Gittern geprägt werden. Worin Ricardo allerdings wirklich gut ist, das sind Gefängnisausbrüche, denn immer wieder gelingt es ihm die Justiz zu narren und seine Gangsterkarriere fortzusetzen. Vor allem durch seine charmanten und witzigen Auftritte vor den Fernsehkameras wird er dabei trotz seiner Taten zu einer Art Kultfigur der italienischen Öffentlichkeit.

Es gibt im Grunde nichts, was diesen Vallanzasca zu einer einmaligen oder herausragenden Persönlichkeit machen würde, es gelang ihm lediglich durch verschiedene Aktionen lange Zeit im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu stehen. Und so ist denn auch das nun entstandene Biopic eine meist chronologisch aufgebaute Abhandlung der intensivsten Jahre dieser Figur. Das sieht dann allerdings so aus, dass sich verschiedene Elemente im halbstündigen Abstand wiederholen: Vallanzasca bricht aus, sammelt neue Getreue um sich, begeht ein paar erfolgreiche Überfälle, bis er schließlich wieder geschnappt wird und das Spiel von Neuem beginnt.
Wie es sich für eine italienische Gangsterballade gehört, geht es aber zwischendurch auch immer mal wieder um Freundschaft und Ehre, Verrat und Abrechnungen. Von der Hauptfigur einmal abgesehen, wechselt dabei allerdings das Personal in einer Häufigkeit und Geschwindigkeit, die es nicht einfach macht da stets den Überblick zu behalten. Beim Bemühen auch möglichst alle relevanten Stationen abzuhandeln, hetzt der Film atemlos voran und lässt den Betrachter dabei genauso angestrengt wie mitunter desinteressiert zurück. Das ist zwar alles recht professionell und solide umgesetzt, wirkt jedoch allzu oft nur wie eine bunte Collage.

Was haften bleibt, sind daher einzelne gelungene Szenen und Momente, wie eine bizarre Hochzeitsparty im Gefängnis (samt munter mitfeierndem Wachpersonal) oder ein blutiger Knastaufstand, bei dem es vornehmlich darum geht einige unliebsame Mitgefangene zu bestrafen.
Haften bleibt dann aber auch doch noch der starke Hauptdarsteller Kim Rossi Stuart, dem es mit fortschreitender Handlung gelingt, seiner Figur zumindest einigermaßen Konturen zu verleihen, wobei er unter anderem von "unserem" Moritz Bleibtreu unterstützt wird. Beim deutschen Publikum bekannt ist natürlich auch Michele Placido, der es in den 1980ern mal als Kommissar Cattani in der Serie "Allein gegen die Mafia" zu Starruhm brachte. Ein Wiedersehen mit ihm gibt es allerdings nicht zu feiern, denn Placido zeichnet hier als Regisseur und Drehbuchautor hinter der Kamera verantwortlich. Allzu viel Eindruck dürfte sein Film aber wohl in den deutschen Kinos nicht hinterlassen.

Bilder: Copyright

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