Ein Mann sieht rosa

Originaltitel
Le placard
Land
Jahr
2001
Laufzeit
84 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Kay Sauer / 5. März 2011

Francois Pignon (Daniel Auteuil) ist Buchhalter in einer Kondomfabrik. Er lebt seit zwei Jahren von seiner Frau (Alexandra Vandernoot) getrennt und sein 17-jähriger Sohn hat sich ihm vollkommen entfremdet. Zufällig erfährt er, dass er entlassen werden soll. Seines eintönigen Leben überdrüssig, trägt er sich mit dem Gedanken, sich von seinem Balkon zu stürzen. Dabei lernt er seinen neuen Nachbarn Belone (Michel Aumont), ein Psychologe im Ruhestand, samt Katze kennen. Der Selbstmordversuch wird wieder verworfen und stattdessen dem Nachbarn das Leid geklagt. Der hat am nächsten Tag eine Idee, wie sich der Rauswurf verhindern lässt. Pignon wird einfach als schwul geoutet.
Kurzerhand wird per Fotomontage eindeutiges Bildmaterial hergestellt und an die Firma geschickt. Wo nun jeder den Langweiler plötzlich viel interessanter findet. Der Plan scheint aufzugehen. Man kann ihn nicht mehr feuern, weil man sonst befürchtet als Schwulenhasser dazustehen, was als Hersteller von Kondomen fatal wäre. Sogar sein Sohn scheint sich plötzlich wieder für seinen vorher noch öden Vater zu interessieren. Allerdings kommen nun ganz andere Probleme auf Francois zu. Der Personalchef Santini (Gérard Depardieu), der einen Ruf als Schwulenhasser und Macho innehat, versucht, um sein Image aufzupolieren, den vermeintlich Homosexuellen als Freund zu gewinnen. Francois wird auch noch für pädophil gehalten, als man ihn dabei beobachtet wie er seinen Sohn in dessen Schule besucht, und zu allem Übel scheint Francois' Vorgesetzte Mademoiselle Bertrand (Michèle Laroque) an der Echtheit der kompromitierenden Fotos zu zweifeln.

Francis Veber, der unter anderem Regie geführt hat bei "Dinner für Spinner" (1997) und als Drehbuchautor verantwortlich war für Blödeleien wie "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh" (1972) und "Der große Blonde kehrt zurück" (1974), hat mit "Ein Mann sieht rosa" eine ziemlich amüsante, solide französische Komödie fabriziert., die an den richtigen Stellen witzig und an anderen Stellen zurückhaltend ist.

Wenn man das Thema des Films betrachtet, hätte man befürchten können, dass der Film sich zu sehr in Klischees verliert. Ein langweiliger Pseudo-Schwuler, der ausgerechnet in einer Kondomfabrik arbeiten muss, schreit ja geradezu nach überzogenem Klamauk. Und doch hält sich der Regisseur beim Spiel mit den Klischees relativ zurück und beschränkt sich auf wenige Szenen, die sich dann auch immer mehr auf Francois' Mitmenschen beziehen als auf ihn selbst, was auch einleuchtend ist, da er selbst ja nicht wirklich schwul ist. Einige Szenen die in direktem Bezug mit der Kondomfabrik stehen kommen einem zwar doch etwas einfallslos vor, aber eine Szene in der Francois als Vorzeige-Homo seiner Firma auf einem Festwagen einer Schwulenparade mitfährt gehört definitiv zu den guten. Besonders schön mit anzusehen sind die Annäherungsversuche von Sanitini (in einer auch sehr zurückhaltenden Rolle: Gérard Depardieu), der so verwirrt und verunsichert ist, dass er kaum einen vorher einstudierten Satz so rüberbringt, wie geplant.
Daniel Auteuil spielt den biederen und langweiligen Buchhalter, der mit der Zeit immer mehr aus sich heraus kommt und dadurch viel selbstbewusster wird, ausgesprochen glaubwürdig und auch der Rest der Besetzung fügt sich mühelos in die Gesamthandlung ein.
"Ein Mann sieht rosa" ist eine nette Komödie, die zwar ohne große Überraschungen auskommt und trotz des leicht kontroversen Themas recht brav bleibt, aber doch gute Unterhaltung bietet.


7
7/10

Im TV gesehen, spät in der Nacht, kurz vorm Ausschalten und bin hängengeblieben, im Gegensatz zur Massenverblödung im Fernsehen eine ansehendswerte erfrischende und nachdenklich stimmende Komödie die noch länger in Erinnerung bleibt, eben französisch.
Zum Inhalt hat Tuvok eigendlich alles schon gesagt.

Robbe

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