Linda Hanson (Sandra Bullock) hat einen tollen Mann und zwei zauberhafte Kinder. Doch als die Hausfrau und Mutter an diesem Donnerstagmorgen erwacht, beginnt für sie eine unglaubliche und schreckliche Woche. Nachdem sie die beiden Kinder zur Schule gebracht hat, klingelt es an der Tür und ein Polizist überbringt ihr die traurige Nachricht vom Unfalltod ihres Mannes Jim (Julian McMahon). Nach einem Tag voller Tränen und Leid erwacht Linda am nächsten Morgen - neben ihrem höchst lebendigen Ehemann. Zuerst völlig verwirrt wird ihr bald klar, dass sie jetzt am Montag aufgewacht ist, also drei Tage vor dem angeblichen Unglück, welches sie nun nur noch für einen bösen Alptraum hält. Doch der geht weiter als sich der dann folgende Tag als Samstag entpuppt, der Tag an dem Jim beerdigt wird und ihre älteste Tochter plötzlich von schrecklichen Schnittwunden im Gesicht entstellt ist, die sich Linda nicht erklären kann. Langsam wird ihr aber klar, dass sie offensichtlich in der Zeit umher springt und eine komplette Woche in wild durcheinander gebrachter Reihenfolge erlebt. Verzweifelt sucht sie nach einem Weg mit ihrem Wissen zu verhindern, dass Jim tatsächlich am Mittwoch ums Leben kommt.
Die Chronistenpflicht würde es normalerweise gebieten, auch über diesen eigentlich sehr durchschnittlichen Film ein bis zwei Absätze zu füllen, in denen man auf die üblichen Punkte eingeht. Zum Beispiel, dass wir es mit einem grundsoliden Mystery-Thriller zu tun haben, der völlig auf Sandra Bullock zugeschnitten ist und in dem sie - nach einigen künstlerischen und kommerziellen Flops - auch wieder zu überzeugen weiß. Man könnte zudem feststellen, dass der deutsche Regisseur Mennan Yapo einen handwerklich sauberen Film vorlegt, der allerdings wenig eigenen Stil erkennen lässt und bei weitem nicht an die Dichte seines Vorgängers "Lautlos" heran reicht.
Und man könnte zusammenfassen, dass "Die Vorahnung" recht kurzweilige Unterhaltung bietet, wenn man, wie üblich, über das eine oder andere Logikloch hinweg sieht. Doch genau da sind wir beim Problem, denn was man dem Publikum hier vorsetzt geht leider ein ganzes Stück über das gewohnte Maß an künstlerischer Freiheit hinaus, die man einfach so zu schlucken bereit sein sollte. Und weil das so ist und weil es ja nie zu spät sein sollte auch mal "Stop!" zu rufen, wird nun an diesem Film ein Exempel statuiert und die Mogelpackung einfach mal seziert und auseinander genommen.
Dafür ist es zwangsläufig nötig, ungewohnt genau ins Detail der Handlung zu gehen, und wer sich die Spannung erhalten (oder einfach nur selbst auf Entdeckungsreise gehen möchte), dem sei hiermit ein fettes "SPOILER!"-Zeichen vorgesetzt, auch wenn in dieser Besprechung auf das Ende des Films gar nicht weiter eingegangen werden soll. Denn wir beschäftigen uns jetzt mit dem, was man uns in der Mitte und vor allem am Anfang so weiß machen will.
Also: Am Samstag sieht Linda zum ersten Mal das entstellte Gesicht Ihrer Tochter und hat keine Ahnung, woher diese Wunden kommen. In der nächsten Sequenz wacht sie am vorherigen Dienstag auf und erlebt dann, wie diese Schnittwunden am Dienstagabend bei einem Sturz in die Glasscheibe entstanden sind. Als nächstes erwacht Linda dann am Freitag, auch hier hat ihre Tochter - logischerweise - die entsprechenden Wunden. Doch wann beginnt der Film? Er beginnt am Donnerstagmorgen und auch hier hätten die bereits am Dienstag entstandenen Verletzungen also vorhanden sein müssen. Das sind sie aber erstaunlicherweise nicht.
Nun gut, ein kleiner bis mittelgroßer Fehler vielleicht, der den Verantwortlichen entgangen ist und der auch nur pedantischen Nerds unter den Zuschauern auffallen und stören dürfte. Wenn es denn so wäre. Nah liegt jedoch ein ganz anderer Schluss, nämlich der, dass den Machern diese Ungereimtheit durchaus bewusst ist und sie auch genauso bewusst inszeniert wurde. Denn hätte man sich an den korrekten Handlungsverlauf gehalten, wären die dramatischen Gesichtsverletzungen im Gesicht von Lindas Tochter folglich das Erste gewesen, was sowohl die Zuschauer als auch unsere Hauptfigur zu sehen bekommen hätten, wenn diese in der allerersten Szene ihre Kinder am Donnerstag weckt und zur Schule bringt. Und Nichts wäre es gewesen mit der noch harmlosen und völlig entspannten Atmosphäre der ersten Minuten. Stattdessen wäre also von Anfang an klar gewesen, dass hier etwas nicht stimmt und nicht erst dann, wenn Linda das erste Mal an einem chronologisch "falschen" Tag aufwacht.
Die ganze Geschichte könnte also gar nicht so erzählt werden, wie man es aus Gründen der Spannung und Überraschung gerne machen würde, das komplette Konstrukt würde zusammen brechen. Um es aber trotzdem wie gewünscht durchziehen und präsentieren zu können, hat man sich also offensichtlich entschieden mit voller Absicht das Publikum in den ersten Szenen zu täuschen und darauf zu spekulieren, dass es dann später wohl nicht mehr auffällt. Was sich aber spätestens dann erledigt haben dürfte, wenn sich irgendjemand den Film noch ein zweites Mal anschaut
Und ist das alles nun wirklich so schlimm, dass man daraus den Verantwortlichen einen Strick drehen und das ganze Werk grundsätzlich in Frage stellen muss? In diesem Fall eindeutig ja, denn es handelt sich eben nicht um eine kleine Ungenauigkeit oder Unaufmerksamkeit, sondern um eine vorsätzliche Täuschung des Zuschauers, mit der Absicht eine so überhaupt nicht funktionierende Geschichte auf genau die Art und Weise zu erzählen, die man gerne hätte. Da es aber bei "Die Vorahnung" um Nichts anderes als die so hübsch "verzwickte" Handlung geht, ist das völlig unakzeptabel. Und wer so eindeutig beim Schummeln erwischt wird, der wird dann eben auch einfach mal disqualifiziert.
Neuen Kommentar hinzufügen