Die Ex-Freundinnen meines Freundes

Originaltitel
Little Black Book
Land
Jahr
2004
Laufzeit
106 min
Regie
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Frank-Michael Helmke / 8. März 2011

Syd Field ist der Welt größte Star unter den Skript-Beratern: Mit Seminaren und Lehrbüchern verdient er sich ein Heidengeld damit, anderen Leuten beizubringen, wie man gute Drehbücher schreibt - oder zumindest keine schlechten. Ernsthafte Filmliebhaber reagieren auf Fields Methodik gern mit einem verächtlichen Naserümpfen, da er letztlich ein Schreiben-nach-Zahlen vermittelt und die zunehmende Formelhaftigkeit von Hollywood-Ware fördert. Nichtsdestotrotz hat Mr. Field auch ein paar gute Ratschläge, die es sich in der Tat zu befolgen lohnt, und allein hierfür sei den beiden Autorinnen von "Die Ex-Freundinnen meines Freundes" dringend die genaue Lektüre eines seiner Bücher empfohlen - denn diese beiden verwenden mit traumwandlerischer Sicherheit alle Methoden, die Field berechtigterweise zu den Kardinalsünden jedes Drehbuchautors erklärt hat.
Da wäre zum Beispiel der gute Rat, soweit wie möglich auf einen Off-Kommentar der Hauptrolle zu verzichten: Wer seinen Charakter die ganze Zeit haarklein alles dokumentieren und erklären lässt, drückt sich nur davor, diese Informationen durch Szenen und Bilder zu vermitteln, wie es ein ordentliches Drehbuch tun würde. Vorhang auf für "Die Ex-Freundinnen …": Dieser Film geht los mit einem minutenlangen Off-Kommentar, in dem TV-Journalistin in spe Stacy Holt (Brittany Murphy) mal schnell fürs Publikum ihre bisherige Lebensgeschichte zusammenfasst, von ihrem Traum erzählt, einmal an der Seite von Star-Reporterin Diane Sawyer zu arbeiten und das es bisher nur zur Redaktionsassistentin in der schrottigen Nachmittags-Talkshow von Kippie Kann (Kathy Bates) gelangt hat. Einziger Lichtblick in Stacys tristem Dasein ist ihr Freund Derek (Ron Livingston), der jedoch seltsam schweigsam ist, wenn das Gespräch auf seine früheren Beziehungen kommt. Da braucht es nicht viel, um Stacys weibliche Neugier in Gang zu setzen, und angestachelt von ihrer neuen Chefin Barb (Holly Hunter) ergreift sie denn auch die erstbeste Gelegenheit für ein bisschen Vergangenheits-Spionage, als ihr Geliebter für ein paar Tage verreisen muss und seinen Organizer (das moderne Äquivalent zum Originaltitel-gebenden kleinen schwarzen Adressbuch) daheim vergisst. Und da schau her, der feine Herr hat tatsächlich noch Kontakt zu seinen ehemaligen Beziehungen ….

Syd Field hat sicherlich auch ein Gebot dazu, dass man sich nicht an einer Story versuchen sollte, die schon im Ansatz todlangweilig klingt, denn ein Mensch, der mit seinen vergangenen Liebschaften so weit im Reinen ist, dass er/sie noch mit ihnen reden kann, ist nicht gerade der Gipfel des Außergewöhnlichen. Viel schwerwiegender ist jedoch, dass die gute Stacy diese Möglichkeit noch nicht mal sieht, sondern sofort Betrug, Verrat und Vielweiberei vermutet - womit das nächste entscheidende Field-Gebot verletzt wird: Das Publikum muss den Hauptcharakter mögen können. Stacy zu mögen ist ziemlich unmöglich, denn in vollkommen irrationaler Paranoia steigert sie sich ohne Sinn und Verstand in eine Spionagemission hinein, deren Rechtfertigung auf lächerlich dünnem Eis steht und Stacy deshalb eher wie eine hochgradig eifersüchtige Psychopathin wirken lässt denn wie eine resolute junge Dame. Grundidee und deutscher Titel dieses Films mögen noch an die Julia-Roberts-Komödie "Die Hochzeit meines besten Freundes" erinnern, wo jener Film jedoch zu einem Genre-Klassiker wurde und mit cleverem Drehbuch und brillanten Darstellern das riskante Story-Unterfangen rettete, scheitert dieser kläglich auf allen Ebenen.
Hauptdarstellerin Brittany Murphy kann zwar von Zeit zu Zeit noch ganz süß und sympathisch wirken, jedoch nur dann, wenn sie vom amateurhaften Drehbuch nicht wieder in die Psycho-Ecke gedrängt oder von der ideenlosen Regie gänzlich allein gelassen wird. So entsteht eine unglaublich unkomische "Komödie", bei der das Zuschauen fast schon weh tut, vor allem angesichts der Beteiligten. Wenn man sich vermeintlich "große" Darstellerinnen wie Holly Hunter und Kathy Bates in diesem peinlichen Mist ansehen muss, schleicht sich immer wieder ein verzweifeltes "Warum? Warum habt ihr euch nur damit abgegeben?" in den Kopf, das gegen Ende schließlich ersetzt wird durch ein "Warum sind die Studio-Verantwortlichen hierfür nicht schon längst gefeuert worden?".
Denn der einstmals von den Autorinnen Carter und Bell geplante satirische Kommentar zu Nachmittags-Talkshows geht hier ebenso verloren wie ihr gut gemeinter, aber in diesem Genre deplatzierter Wille, es eben nicht nach der Formel enden zu lassen. Und so schließt "Die Ex-Freundinnen meines Freundes" mit einem dermaßen erbärmlich aufgezwungenen und angeklebten Happyend, dass man sich fragt, ob dafür derselbe Studio-Yuppie verantwortlich ist, der dieses gänzlich missratene Skript überhaupt durch die Qualitätskontrolle geschmuggelt hat. Jemand muss das wohl für einen gut vermarktbaren "Frauen-Film" gehalten haben. Wenn die Frauen dieser Welt wirklich so sind wie Stacy, dann ist Mann definitiv glücklicher, wenn er sie endlich los ist.


Fand den Film gut gemacht...ähnlich wie Sex and the City...nur Frauen haben wohl dafür Verständnis und können sich in die Rolle der Stacie hinein versetzen...

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