
Jim Carrey weiß wie der Hase läuft. Schon
lange mehr als nur der lustige Grimassenschneider seiner Anfangszeit,
interessieren ihn die simplen Schenkelklopferkomödien eigentlich
nur noch am Rande. Leider bleibt jedoch die Zielgruppe für
seine kleinen und feinen Charakterstücke meist überschaubar.
Gut, für die "Truman Show" galt das nicht, aber die
Brillanz seines "Man on the Moon" oder des vielleicht
besten Films des Jahrgangs 2004 ("Vergiss
mein nicht") entdeckten leider nur wenige. Daher wechselt
der Mime mittlerweile recht systematisch
zwischen den Fronten und lässt einem kleinen ambitionierten
Projekt stets wieder etwas massenkompatible leichte Kost folgen,
damit die Miete gezahlt und das nächste kleine ambitionierte
Projekt gestartet werden kann. In die zotigen Untiefen der "Dumm
und Dümmer"-Tage gerät er dabei zum Glück nicht
mehr, aber ein bisschen Rumgezappel ist allemal noch drin. So auch
in Carreys neuem Film aus der Rubrik "Mainstream", bei
dem der englische Originaltitel eigentlich schon ziemlich genau
ausdrückt, womit wir es hier zu tun haben. "Fun with Dick
and Jane" bietet nämlich genau das: Eine Menge leichtverdaulichen
Spaß mit den beiden Hauptfiguren, während ihres unaufhaltsamen
sozialen Abstiegs von den Gipfeln der New Economy in die Realität
der geplatzten Seifenblasen.
Denn das hätte sich Dick Harper (Jim Carrey) wahrlich nicht
träumen lassen. Nach Jahren des harten Buckelns eben noch auf
dem Weg in den heiligen 51. Stock seiner Firma "Globodyne"
und der damit unweigerlich verbundenen Beförderung, findet
sich der ambitionierte Mitarbeiter nur wenig später auf dem
Boden der Tatsachen wieder. Und damit auf dem gleichen Grund, auf
den auch der Aktienkurs seines Unternehmens aufschlägt, nachdem
bekannt wird, dass dessen Präsident Jack McCallister sämtliche
Anteile verkauft und sich abgesetzt hat. Während Dick also
gleichzeitig seinen neuen wie auch den alten Job verliert, verkündet
ihm Ehefrau Jane (Tea Leoni), dass sie ihren
auch gerade gekündigt hat - schließlich hatte Dick ihr
ja dazu geraten. Einige Zeit lang halten die Harpers ihren Lebensstil
und die Fassade der Erfolgsmenschen noch aufrecht (schließlich
sollen die Nachbarn nichts merken), aber als nach Inneneinrichtung
und Auto schließlich auch noch der neu verlegte Rasen konfisziert
wird, ist das Dilemma offensichtlich. Es muss dringend neues Geld
her und sei es auf illegale Weise. Mit der neuen Karriere als Dieb
und Räuber hat Dick moralisch auch eher wenig Probleme, dafür
hapert es aber an der praktischen Umsetzung ganz gewaltig.
Doch schließlich steht ihm mit der patenten Jane eine Gattin
zur Seite, die sich als ungleich talentierter für die kriminelle
Laufbahn erweist. Dabei gelingt Tea Leoni das Kunststück, mehr
als nur das weibliche Anhängsel des Komikerstars Jim Carrey
zu sein, und die Beiden agieren hier, dem Titel des Films entsprechend,
tatsächlich gleichberechtigt. Nach ihrer starken Rolle an der
Seite von Adam Sandler im unterschätzten "Spanglish"
vielleicht der endgültige Durchbruch der früheren "Nur-Ehefrau"
vom mittlerweile in der Versenkung verschwundenen David Duchovny.
Was
aber nicht heißen soll, dass Carrey hier nicht die eine oder
andere Slapstickszene ganz für sich allein abgreift. Das ist
dann manchmal urkomisch (die "I Believe I can Fly"-Fahrt
im Aufzug), meistens zumindest amüsant (die dilettantischen
Überfälle) und ab und zu leider auch etwas doof (Dick
als ausgewiesener Mexikaner).
Mit dem als Vorlage dienenden Werk von 1977, in dem damals Jane
Fonda und George Segal unter dem deutschen Titel "Das Geld
liegt auf der Straße" agierten, hat dieses Remake übrigens
außer der Grundprämisse wenig gemein. Ihre besondere
Note erhält die Neuverfilmung dagegen durch den Versuch, auch
eine Parodie auf die moderne Finanzwelt darzustellen. Folgerichtig
ist dieser "historische" Film daher auch nicht in der
Gegenwart angesiedelt, sondern im Jahre 2000, als auf einmal ein
"New Economy"-Unternehmen nach dem anderen langsam den
Bach herunter ging. Im Fall von "Globodyne" geht das allerdings
bedeutend schneller, und wenn hier während eines TV-Interviews
der Aktienkurs praktisch innerhalb weniger Sekunden nahezu "verbrannt"
wird, ist das zwar einerseits ein völlig übertriebener
Unfug, andererseits aber auch eine der witzigsten Szenen des Films.
So richtig böse wird die ganze Sache natürlich nicht, aber doch hier und da mal recht bissig. Etwas befremdlich ist dann nur das abrupte Ende der gerade erst anlaufenden Verbrecherkarriere von Dick und Jane. Denn plötzlich ergibt sich die Gelegenheit dem Fiesling McCallister alles heimzuzahlen. Damit nimmt der Film dann auch flott Fahrt auf in Richtung Happy End und wenig später ist auch schon alles vorbei. Nun gut, besser ein kurzes und knackiges Kommödchen (mit zudem noch gelungenem Abspann) als ein allzu zähes. Daher zeigt der Daumen schlussendlich auch recht deutlich nach oben für diese Produktion, die eindeutig zu den besseren von Jim Carreys "Brotjobs" zu zählen ist.
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