Die unerwartete Reise der Zwerge in Begleitung des Zauberers Gandalf (Ian McKellen) und des Hobbit Bilbo Beutlin geht weiter und verläuft nicht weniger gefährlich. Nachdem man den Trollen entkommen und Bilbo in den Besitz eines geheimnisvollen Ringes geraten ist, lauert mit einem düsteren, von angriffslustigen Riesenspinnen bevölkerten Wald schon die nächste Gefahr, aus der die Gruppe nur gerettet wird um vom Regen in die Traufe und in die Gefangenschaft der Elben zu gelangen. Doch auch davon lassen sich die Männer um Thorin Eichenschild (Richard Armitage) nicht lange aufhalten, gilt es doch die Zwergenheimat Erebor zurückzuerobern. Während Gandalf eigene Wege geht, führt die Anderen der Weg weiter in Richtung „Einsamer Berg“, durch die verarmte Lagunenstadt Seestad und schließlich zu dem Palast in dem ihr großer Gegner wartet, der mächtige und schier unüberwindliche Drache Smaug.
Wir befinden uns im Mittelteil der zweiten „Mittelerde“-Trilogie des Regisseurs Peter Jackson und die reine Handlung dieses Films ließe sich auch noch kürzer mit „die Reise geht weiter“ zusammenfassen. Doch diesmal steckt erfreulicherweise etwas mehr drin, als man nach dem überlangen und mitunter sehr zähflüssigen Auftakt erwarten konnte oder gar befürchten musste. Zwar besitzt die Zwergenschar nach wie vor nicht das Charisma und die Vielfältigkeit der „Gefährten“ aus dem „Herr der Ringe“, doch nimmt deren Reise Tempo auf und führt zu Begegnungen und Schauplätzen, die mitunter tatsächlich wieder die Faszination und Aura versprühen, in die sich vor gut einer Dekade so viele Kinofreunde verliebten, dass sie noch mehr davon wollten – was wohl zuallererst für den Filmemacher und Tolkien-Fan Peter Jackson selbst gilt. Es ist daher ratsam, sich einfach nicht mehr länger mit der Frage zu beschäftigen, ob man denn nun aus der schmalen „Hobbit“-Buchvorlage wirklich drei Filme machen und diverse Elemente dazu erfinden muss – es wird so gemacht, also schauen wir uns an was uns diese Entscheidung bringt.
In „Smaugs Einöde“ bringt sie auf jeden Fall weitere aufregende Actionsequenzen, die nun auch nicht mehr hauptsächlich aus Rückblenden bestehen, und als deren Höhepunkt die Flucht aus der Elbenstadt in Holzfässern durch einen reißenden Fluss zu betrachten ist. Sie bringt uns das unglaublich atmosphärische Set des auf dem Wasser gebauten Ortes Seestad, wo auch die interessanteste neu eingeführte Figur lebt: Der aufrechte, aber streitbare Fährmann Bart (Luke Evans), der es an Ausstrahlung durchaus mit einem Aragorn aufnehmen kann und dessen Bedeutung für die Handlung zudem ein ganzes Stück größer ist als die eines alten Bekannten, der hier ebenfalls einen längeren Auftritt hat. Natürlich kommt Legolas in der Buchversion des „Hobbit“ überhaupt nicht vor und ihn in der Adaption hinzuzufügen ist in erster Linie eine Art von Fanservice. Der gelingt allerdings nur bedingt, denn erstens kann auch das Make-Up nicht darüber hinwegtäuschen, dass Darsteller Orlando Bloom, der hier ja einen etwas jüngeren Legolas verkörpert, in der Realität doch ein paar Jahre älter geworden ist. Und außerdem ist auch das ihm aufgedrückte romantische Liebesdreieck, zu dem außerdem noch der Zwerg Kili und die von beiden begehrte Kämpferin Tauriel (Evengeline Lilly) gehören, nicht besonders interessant geraten. Zwar macht „Lost“-Star Evangeline Lilly als Bogenschützin eine gute Figur, doch ist allzu offensichtlich, dass ihre Figur in erster Linie dazu dient den überschaubaren Frauenquotienten der Saga zumindest ein klein wenig zu erhöhen.
Zwei Figuren also, die nur für den Film dazu erfunden bzw. hineingeschrieben wurden und in dieser Richtung gibt es noch ein wenig mehr zu „entdecken“. Denn der gesamte Strang um den sich von der Gruppe trennenden Gandalf, der es für wichtiger hält einer noch nebelhaften, bereits am Horizont lauernden Bedrohung nachzugehen, dient einzig und allein dazu eine Art Brücke zum chronologisch folgenden „Herr der Ringe“zu schlagen, und so bekommen wir dann sogar „Saurons Auge“ zu sehen – in gewissem Sinne jedenfalls. Die Schaffung dieser ursprünglich nicht vorhandenen Verbindungen muss man nicht mögen, aber sie verleihen dem Epos, zu dem nun eben auch der „Hobbit“ gemacht wird, doch deutlich mehr Fleisch und sorgen dafür, dass dieser Abschnitt nun auch stärker den angestrebten Hauch des großen Abenteuers verströmt.
Was „Smaugs Einöde“ jedoch mit „Die unerwartete Reise“ gemein hat, ist der unbestreitbare Höhepunkt im letzten Drittel. Dort kommt es dann zur Konfrontation zwischen Bilbo und Smaug und dieses Wortduell zwischen einem erkennbar an seinen Aufgaben gewachsenen Mann und dem, sagen wir mal, bemerkenswert eloquenten und scharfzüngigen Drachen knistert vor Spannung und stellt seinen Gegenpart zwischen Bilbo und Gollum aus dem direkten Vorgänger klar in den Schatten. Auch hinsichtlich der Animation und den geschmeidigen Bewegungen von Smaug gerät der Betrachter hier unweigerlich in Verzückung, zudem besitzt es natürlich einen zusätzlichen Reiz das „Sherlock“-Gespann Martin Freeman und Benedict Cumberbatch sich hier auf ganz andere Art und Weise gegenüberstehen zu sehen. Und nun wird auch klar, warum es durchaus von Bedeutung war, für diesen Drachen eine markante Stimme, um nicht zu sagen, einen passenden „Darsteller“ zu finden.
Der Kenner der literarischen Vorlage mag sich jedoch fragen, was denn jetzt noch groß folgen mag, schließlich haben wir den vermeintlichen Ort des „Endkampfes“ bereits erreicht. Doch im Grunde müsste es mittlerweile jedem klar geworden sein: Dies hier ist zwar noch die Welt von J.R.R. Tolkien, aber es ist eine Geschichte von Peter Jackson. Und so präsentiert der am Ende von „Smaugs Einöde“ einem Cliffhanger, den man so nicht kommen sieht. Einem Knalleffekt, der darauf hindeutet, dass wir es beim finalen Teil „Hin und zurück“ zwar doch noch mit einem gewaltigen, prachtvollen Schlachtengemälde zu tun bekommen werden, aber an echter"Handlung" ist halt sonst kaum noch was abzuarbeiten. Mit echter „Werktreue“ hat das wirklich nicht mehr viel zu tun, aber dieser Skeptiker hier gibt sich nun geschlagen und freut sich einfach mal darauf.
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