Der Gesang der Flusskrebse

Originaltitel
Where the Crawdads sing
Land
Jahr
2022
Laufzeit
125 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 17. August 2022

Nach der populären, wenn nicht sogar mit dem Wort „Hype“ zu versehenden Buchvorlage der Autorin Delia Owens erzählt „Der Gesang der Flusskrebse“ die genauso dramatische wie romantische Geschichte einer jungen Außenseiterin, die allein im Marschland von North Carolina aufwächst und unter Mordverdacht gerät. Die Verfilmung erweist sich als wunderschön fotografierter Mix diverser Genres, dem es allerdings gelegentlich sowohl an Realismus als auch an der konsequenten Umsetzung seines Anliegens mangelt.

Denn natürlich zeichnet die Erzählung von der für sich und ihre Art zu leben kämpfenden Kya (Daisy Edgar-Jones), die sich im Verlauf vor allem gegen allerlei toxische Männlichkeit zur Wehr setzen muss, ein Spiegelbild auch heute noch aktueller, gesellschaftspolitischer Probleme, auch wenn die Filmhandlung in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verortet ist. Schon als Kind unter ihrem gewalttätigen Vater leidend, vor dem irgendwann der Rest ihrer Familie die Flucht ergreift, wächst Kya unabhängig von anderen heran und wird dabei von den nahegelegenen Städtern irgendwann nur noch als das „Marschmädchen“ betitelt. Als jedoch der örtliche Football-Star Chase Andrews tot aufgefunden wird und alles darauf hindeutet, dass er eine unklare Beziehung zu Kya hatte, gilt diese schnell als Verdächtige, der lediglich der gutmütige, eigentlich bereits im den Ruhestand gegangene Anwalt Tom Milton (David Strathairn) zur Seite steht.

Von der ersten Kamerafahrt über die beeindruckende Marschlandschaft an (zu der uns ausführlich erklärt wird, worin die sich von einem Sumpf unterscheidet) präsentiert sich dem Betrachter ein beeindruckendes Panorama, in das wir auch immer wieder als Zeuge diverser romantischer Ausflüge zurückkehren werden. Starke Schauspieler, angeführt vom Routinier David Strathairn (Good Night, and good Luck) und der bisher hauptsächlich aus der TV-Serie „Normal People“ bekannten Daisy Edgar-Jones, führen uns durch eine immer wieder von physischen und psychischen Gewalttätigkeiten geprägte Geschichte.

Die dabei allerdings ein ganzes Stück weniger progressiv daherkommt als sie selbst vorgibt. Denn der Versuch eine starke, selbstbewusste Frauenfigur zu kreieren wird letztlich dadurch konterkariert, dass diese sich dann doch weitgehend über die Beziehungen zu diversen Männern definiert, sei es der sanfte, aber unentschlossene Tate, der manipulative Macho Chase oder auch der lange als Schatten im Hintergrund präsente, hartherzige Vater. Letztlich hängt Kyas Befinden fast immer vom Verhalten des jeweils gerade in ihrem Leben anwesenden Mannes ab.

Woran man sich durchaus stören kann, wenn man in dem "Gesang der Flusskrebse" etwas mehr als schön anzuschauendes Unterhaltungskino sehen möchte. Das aber auf jeden Fall durchgehend sehr spannend ist, da man auch als Zuschauer bis zum allerletzten Bild nicht wirklich weiß, ob Kya nun für den Tod des im Ort populären Chase verantwortlich ist oder nicht. Ganz am Ende weiß man es aber schon und kann dann bei entsprechender Motivation gleich noch ein paar moralische Fragen diskutieren. Das ist ja auch was.

Bilder: Copyright

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