Der Felsen

Jahr
2002
Laufzeit
116 min
Genre
Regie
Bewertung
4
4/10
von Miriam Flüß / 4. Januar 2011

Dominik Grafs "Der Felsen" beginnt beinahe märchenhaft. Ein fliegender Händler breitet auf einer Decke Strandgut aus. Diese weggeworfenen oder verlorenen Dinge sollten Geschichtenerzähler, so sagt er, zu einer Geschichte verbinden. Und sollte es einem Erzähler nicht gelingen, den letzten Gegenstand mit dem ersten zu verbinden, so drohe ihm schlimmstenfalls der Tod.
Wenn unter Todesangst um jeden Preis unzusammenhängende Geschichten zu einer gefügt werden, ist es verzeihlich, wenn das Ergebnis unstimmig ist. Das Graf den "Felsen" um sein Leben erzählt, ist jedoch kaum anzunehmen. Insofern ist bei dem, was er uns hier auftischt, auch kein Auge zuzudrücken.

Was Graf eigentlich erzählt, ist schwer zu beschreiben. Es könnte ein Sozialdrama, eine Liebesgeschichte oder die Studie einer Frau sein. Irgendwie ist es alles auf einmal, ausgehend von der Geschichte eines Mannes (Ralph Herforth) und einer Frau (Karoline Eichhorn). Die beiden begraben auf Korsika ihr eineinhalbjährige Liebesaffäre, da die Ehefrau des Mannes ein Kind erwartet. Der Abschied gestaltet sich schwieriger als erwartet; der Mann gibt vor, die Insel vorzeitig zu verlassen und lässt seine Ex-Geliebte Kathrin im Hotel zurück. Die Mitdreißigerin schwankt zwischen Liebeskummer und Lebenssucht, betrinkt sich in Bars und macht schließlich die Bekanntschaft des deutschen Malte (Antonio Wannek, "Wie Feuer und Flamme"), noch ein halbes Kind und ein sogenannter Problemfall, dessen letzte Chance die Resozialisierung in einem korsischen Camp ist. Zwischen beiden entspinnt sich eine Liebesbeziehung, die durch einen Kurzschluss Maltes eine dramatische Wendung nimmt - Kathrin, Malte und dessen jüngerer Bruder flüchten in die Berge, verfolgt vom Jugendcamp-Leiter (Peter Lohmeyer, "Zugvögel").
Kathrins Ex-Lover hält sich derweil ebenfalls noch auf der Insel auf und vergnügt sich mit einer italienischen Kellnerin, bis auch er - zufällig wie das leitmotivisch bemühte Strandgut - die Bekanntschaft Maltes macht ...

Die verschiedenen Handlungselemente scheinen allzu gezwungen aneinander gefügt und werden von Graf quälend langsam erzählt. Die Verwendung einer Handkamera soll dem Ganzen vermutlich einen Dogma-Anstrich geben, dem jedoch die Ausstattung gegenüber steht - das Interieur des Hotels sowie Kathrins Garderobe wirken irgendwie zu gestylt, die Symbolik scheint den Zuschauer erschlagen zu wollen und es bleibt ein Rätsel, wieso die Stimme aus dem Off eingesetzt werden muss, um sowieso klar Ersichtliches oder Banalitäten zu kommentieren.
Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass in diesem Film nicht gelacht wird. Die Protagonisten leiden an sich und dem Leben und alles wirkt ganz fürchterlich schwermütig, was vor der traumschönen korsischen Kulisse fast schon wieder ein Kunststück ist.
Graf ist der Ansicht, dass der ausländische kommerzielle Film Humor und Anspruch besser verbinden könne als der deutsche. Dabei würde sicher niemand an Grafs Seriösität und Intellektualität als Regisseur zweifeln, wenn er einem Film, der viel mehr vorgibt als er zu erzählen hat, ein wenig seines bierernsten, sauertöpfischen Habitus nehmen würde. Für die Zuschauer wäre es auf jeden Fall von Vorteil, wenn auf zähe, symbolüberfrachtete Geschichten Strafen nicht unter drei Stunden "Der Schuh des Manitu" stünden.


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