Es ist ein ziemlich sicheres Konzept, alle paar Jahre die Filmhits der letzten Zeit in einer Parodie zu verulken, und deshalb erfreut sich die "Scary Movie"-Serie auch im vierten Aufguss ungebrochener Beliebtheit. Der anhaltende Erfolg der Reihe beruht allerdings auch auf einem Wechsel der Verantwortlichen hinter der Kamera, denn seit David Zucker dort das Kommando übernahm, werden eben längst nicht mehr nur Horrorfilme parodiert und der Anteil an derbem Ekelhumor wurde deutlich zurückgefahren. Doch wo sind sie hin, die Macher der ersten beiden "Scary Movies", und haben sie Ihre Fäkalien-Obsession mittlerweile überwunden? Sie bleiben sich absolut treu, lautet die Antwort auf beide Fragen. Der Titel ihres "Date Movie" macht schon deutlich, dass diesmal das Genre der romantischen Komödien aufs Korn genommen wird, und wer diesen Film übersteht, gewinnt dabei die zuvor nicht für möglich gehaltene Erkenntnis, dass die unterste aller Schubladen scheinbar immer noch nicht gefunden ist.
Dabei sind Idee und Zeitpunkt gar nicht mal schlecht gewählt. Was sich in den letzten Jahren so an griechischen Hochzeiten und verrückten Schwiegereltern, an Hochzeits-Planern und Hochzeits- Crashern im Kino angesammelt hat, darf auch gerne mal gebündelt durch den Kakao gezogen werden. Und so ahnt man bei der kurzen Inhaltsangabe dieses "Date Movie" zwar schon, was da wohl kommen wird, ansonsten aber weiter erstmal nichts Böses: Die stark übergewichtige Julia Jones (Alyson Hannigan) unterzieht sich der Radikalkur des Date-Doktors Hitch (einfallsreicher Name) und wird von diesem in einer MTV-mäßigen "Pimp my Body"-Aktion mal eben in einen schönen Schwan verwandelt. Dem trauten Glück mit Schönling Grant Fuckyerdoder (Adam Campbell) stehen jedoch noch zahlreiche Hindernisse in Form einiger ziemlich gestörter Familienmitglieder und der Ex-Flamme des Angebeteten gegenüber. Das erinnert natürlich an "Die Hochzeit meines besten Freundes" und lässt schon erahnen, dass man neben den neueren RomComs auch gleich noch ein paar Klassiker mit einfließen lässt. Man könnte aber auch sagen, dass hier mit Gewalt und ohne Rücksicht darauf, ob es denn nun gerade passt oder nicht, einfach alles hineingestopft wird, was irgendeinen Erkennungswert besitzt. Dass dabei dann sogar ein Transistorradio in der Manier von Cameron Crowes "Say Anything" hochgehalten wird, wäre ja sogar theoretisch noch ein charmanter Gag, betrachtet man allerdings das Umfeld, in das man diese Hommage hier einbettet, dann bereitet selbst diese Szene Schmerzen.
Dauerfurzende (und grottig animierte) Kater, glitschige Körperbehaarungen, wabbelnde Riesenhintern und was das Handbuch des schlechten Geschmacks sonst noch so hergibt: Mit erschütternder Konsequenz wird nahezu jeder Szene irgendwann noch ein "Gag" aus der Rubrik Körpersäfte hinzugefügt, offensichtlich aufgrund des festen Glaubens daran, dass so etwas grundsätzlich immer witzig ist. Ist es aber erstens grundsätzlich nicht und zweitens in der hier gebotenen Penetranz schon nach einer guten Viertelstunde einfach unerträglich.
Aber selbst wenn man die Frage des guten Geschmacks einfach außen vor lässt und berücksichtigt, für welches Publikum in welchem Zustand dieser Film gemacht und gedacht ist, bleibt das Ergebnis verheerend. Denn "Date Movie" funktioniert auch auf der von ihm bewusst gewählten Schiene einfach überhaupt nicht, da er auch handwerklich einen reinen Offenbarungseid darstellt. Wobei unbeantwortet bleibt, ob sich hier nun die Unfähigkeit, der Hang zur Sparsamkeit oder schlicht das Desinteresse der Macher offenbart. Bei zahllosen Szenen ahnt man ja eh, worauf sie hinauslaufen, zumal viele der Vorbilder nahezu wörtlich nachgestellt werden. Gleichzeitig werden diese Einstellungen aber oft viel zu lange ausgedehnt, bis dann der unvermeidliche Gag schließlich eintritt und nur noch wirkungslos verpufft.
Selten sah man bei einem Mainstream-Produkt ein derart schlechtes Timing, gepaart mit einer offensichtlichen Lustlosigkeit nahezu aller Beteiligten. Die eigentlich grundsympathische Alyson Hannigan (bekannt aus "Buffy" und den "American Pie"-Filmen) war leider sehr schlecht beraten. diese Gelegenheit zu einer Hauptrolle anzunehmen. Denn erstens ist die deutlich über Dreißigjährige dafür schlicht zu alt, und zweitens kann sie außer dem hilflosen Aufsetzen ihres netten Lächelns den Peinlichkeiten um sich herum auch nicht viel entgegensetzen.
Nur 83 Minuten lang ist dieser Film, und doch bereitet es selbst hart gesottenen Kinogängern größte Mühe, sich dieses Desaster bis zum Ende anzutun. Wer meint, der zweite "Scary Movie" oder die "Big Mama" waren schon schlimm und der "European Gigolo" ließe sich ja sowieso nicht mehr unterbieten, der darf sich nun gerne eines Besseren belehren lassen. Zu empfehlen ist das allerdings nicht, und dass auch diese Unverschämtheit trotzdem immerhin wieder runde 50 Millionen Dollar an den amerikanischen Kinokassen einspielen konnte, ist dabei genauso ein Rätsel wie eine bittere Tatsache. Ganz, ganz schlimm.
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