Big Mama ist zurück und damit hatte wohl kaum noch jemand gerechnet. Aber als FBI-Agent Malcolm Turner (Martin Lawrence) bei einem misslungenen Undercover- Einsatz gemeinsam mit seinem Sohn Zeuge eines Mordes wird, gibt es selbstverständlich nur eine Lösung, um den rachsüchtigen Gangstern zu entgehen: Vater und Sohn schlüpfen in das bekannte und bewährte Fat-Suit, um sich einerseits zu verstecken und um andererseits auf einer Mädchenschule ungestört nach einem entscheidenden Beweisstück suchen zu können.
Es trifft uns unvorbereitet und förmlich aus dem Nichts: Zehn Jahre nach dem Erstling und immerhin fünf Jahre nach der nur mäßig erfolgreichen Fortsetzung schlüpft der Schauspieler Martin Lawrence noch ein Mal in seine erfolgreichste, wenn auch bei Kritikern nie sehr angesehene Rolle.
Da aber völlig klar ist, dass mit so einer Aktion nicht dauerhaft eine brachliegende Karriere revitalisiert werden kann und ja im Grunde niemand auf diesen Film gewartet hat, muss das also einen anderen Grund haben, der nicht auf Anhieb ersichtlich ist. Daher widmen wir uns dem scheinbar als platte Komödie daherkommenden dritten Teil von "Big Mamas Haus" einmal völlig vorurteilsfrei und schauen uns das Ganze etwas genauer an.
Denn auch bei näherer Betrachtung der Handlung wird deutlich, dass die Verantwortlichen ihre Ideen und Energien nicht auf diese verschwendet haben. Schließlich ist das Verhalten von Malcolms Sohn, welches ihn in die lebensgefährliche Situation bringt, an Dummheit nicht zu überbieten und die folgende Infiltrierung der Mädchenschule so wenig glaubhaft wie von erstaunlichen Zufällen begleitet. Nein, auf eine interessante und nachvollziehbare Geschichte scheint es hier niemandem anzukommen, so dass als einzig logische Schlussfolgerung bleibt: Es geht den Machern hier um etwas ganz anderes.
Es wird aber noch mysteriöser: Keine einzige originelle Idee ist im Verlauf der rund 100 Minuten zu entdecken, kein gelungener Gag lenkt das Publikum unnötig ab. Bei der Konstruktion der Nebenfiguren bedient man sich ausnahmslos abgegriffener Klischees, sei es die ehrgeizige Zicke als Anführerin der Schülerinnen oder der schleimig-notgeile Hausmeister. Auch hier also: Reduktion auf das Nötigste und Simpelste, vollständiger Verzicht auf alles was andere Werke, selbst dieses Genres, sonst gelegentlich auszeichnet. Es ist davon auszugehen, dass auch sämtliche Darsteller sich vertraglich verpflichten mussten, jeden Versuch hier mit ihrer Leistung ungewollte Aufmerksamkeit zu erzielen oder womöglich gar positiv herauszustechen, tunlichst zu unterlassen.
Dass ist in so einer Konsequenz und Kompromisslosigkeit nur äußerst selten anzutreffen und in dieser Konzentration schlichtweg verblüffend. Und ganz langsam, noch über die vermeintliche Dreistigkeit der Inszenierung nachsinnend, erschließt sich dem Betrachter dann schließlich doch noch das wahre Anliegen des Films. Es gilt Botschaften und Nachrichten zu vermitteln, vorwiegend wohl an das oft vernachlässigte und gern als "bildungsfern" titulierte Publikum, welches sich eben gerne in Produktionen dieser Machart verirrt und mit einem Titel wie "Big Mama's Haus - Die doppelte Portion" auch wohl leicht ins Kino zu locken ist. Nichts ahnend sitzt es nun also dort und lernt seine Lektionen fürs Leben: Alles ist möglich, wie unrealistisch und unsinnig das Ziel auch scheinen mag. Du kannst alles sein und darstellen was Du möchtest, irgendjemand wird es Dir schon abkaufen. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint, sondern auf den zweiten meist noch wesentlich schlimmer.
Und dies sind nur die Augen öffnenden Erkenntnisse, die der Rezensent in der Lage war selbst zu deuten, die Vermutung liegt nahe, dass es da noch wesentlich mehr gut Verstecktes zu entdecken gibt - wem es gelingt, der scheue sich nicht die Kommentarbox entsprechend zu füllen. Denn oberflächlich getarnt als hirn- und witzlose Klamotte, schafft es dieser bemerkenswerte Film die Aufmerksamkeit seines Publikums völlig ungestört von Witz und Spannung endlich mal erfolgreich auf ganz andere Dinge zu lenken.
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