Das Gesetz der Rache

Originaltitel
Law abiding citizen
Land
Jahr
2009
Laufzeit
108 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 1. August 2010

Clyde Shelton (Gerard Butler) wird mit seiner Familie Opfer eines Raubüberfalls und muss mit ansehen, wie Frau und Tochter auf brutale Weise ermordet werden. Die Täter werden gefasst, doch bei der folgenden Gerichtsverhandlung lässt sich Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) aufgrund der wackeligen Beweislage auf einen Deal ein, durch den der eine Täter mit einer milderen Strafe davon kommt, dafür dass er seinen Komplizen ans Messer liefert (der zum Tode verurteilt wird). Shelton ist erschüttert und auch nicht durch Rices Argument zu beruhigen: Ein bisschen Gerechtigkeit ist besser als gar keine.
Zehn Jahre später (in denen keiner der Beteiligten auch nur um einen Tag gealtert zu sein scheint, aber sei's drum) wird der Todeskandidat hingerichtet - und stirbt einen qualvollen Tod, da jemand an der Giftmischung herumgefuhrwerkt hat. Kurz darauf segnet auch der zweite, wieder in Freiheit befindliche Mörder von Sheltons Familie das Zeitliche, nachdem er zuvor Opfer einer unfassbar grausamen und blutrünstigen Folterprozedur wurde. Der Tatverdächtige ist offensichtlich, und als Nick Rice den undurchschaubaren Clyde Shelton festnehmen lässt, leugnet der auch gar nicht und lässt sich ziemlich bereitwillig ins Gefängnis verfrachten. Was ihn aber auch nicht davon abhält, seinen offenbar von sehr langer Hand vorbereiteten Racheplan fortzusetzen, denn auch aus dem Gefängnis heraus erweist sich Shelton in der Lage, weiterhin perfide Anschläge auf die Beteiligten des Prozesses gegen die Mörder seiner Familie zu verüben.

Was "Gesetz der Rache" ziemlich gut und mit ordentlicher Wirkung tut, ist seine Zuschauer zu überraschen. An diversen Stellen des Films - gerade zu Beginn - glaubt man zu erahnen, wohin der Hase jetzt laufen wird, erwartet erst ein "Rennen gegen die Zeit", um das Folteropfer zu befreien, dann einen trickreichen Justizthriller, als Shelton sich nach seiner Verhaftung selbst verteidigen will, dann ein intensives Psychoduell zwischen Racheengel und Staatsanwalt, der dahinter zu kommen versucht, wie (und vor allem: warum) Shelton seine anhaltende Mordserie durchzieht. Diese Mordserie ist selbst sprudelnder Quell so manch gehöriger Überraschung (vor allem in ihrer drastischen Durchführung und Inszenierung), wenn der Racheengel wieder wie aus dem Nichts zuschlägt.
Dieser Film geht zielgenau auf den Effekt: Die grobkörnig-rauen Bilder, in die Regisseur F. Gary Gray ("Verhandlungssache", "The Italian Job") seine Geschichte umsetzt, erzeugen eine bedrohliche, beunruhigende Atmosphäre, die durch die wohl platzierten Ausbrüche krasser Gewalt (ob nun physischer oder verbaler Natur, zum Beispiel wenn Shelton eine Richterin im Gerichtssaal mit einer obszönen, geifernden Schimpftirade überzieht) nur noch gesteigert wird. Hier ist alles sehr konsequent und wirksam auf den Effekt hin konstruiert, Schock und Einschüchterung lähmen nicht nur die Justizvertreter im Angesicht der Taten und vermeintlichen Allmacht von Shelton, sondern sollen auch die Zuschauer erfassen.

Vermutlich in der Hoffnung, dass diese dann nicht weiter nachdenken. Denn sobald man anfängt zu hinterfragen, was einem hier eigentlich erzählt wird, entlarvt sich der sehr selbstsichere Auftritt dieses Films immer mehr als oberflächliches Blendwerk. Das Publikum soll eine gewisse Sympathie mit Shelton empfinden, doch seine Taten stehen in absolut überhaupt keinem Verhältnis zu der Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist. Wie so manch ein cineastischer Vorgänger in der Rolle des mysteriösen Psychopathen mit perfidem Masterplan nervt auch Shelton sein Gegenüber (und das Publikum) mit dem stetig wiederkehrenden Hinweis, dass Rice endlich mal verstehen soll, "warum ich all das tue". Natürlich erläutert er das nicht weiter, sondern setzt seine Mordserie fort, bis Rice endlich von alleine drauf kommt, welche Lektion Shelton hier eigentlich erteilen will. Das Problem: Wenn man nach dieser schlussendlichen Erkenntnis den Film noch mal Revue passieren lässt, wird ziemlich schnell klar, dass Sheltons Taten nicht einmal seiner eigenen, verqueren Logik folgen. Eine nachvollziehbare Argumentation ist hier erst recht nicht zu finden.
So verschenkt "Gesetz der Rache" eine gehörige Menge seines eigenen Potentials, da sich der vermeintlich komplexe Killer als ziemlich platt bösartig und rachsüchtig erweist, ohne dass man die Motivation dafür wirklich verstehen kann. So bleibt bald nur noch das Staunen über Sheltons scheinbar unmögliche Taten, die zusehends spektakulär fortgesetzte Mordserie, obwohl der Täter hinter Schloss und Riegel sitzt. Diese kann als teuflisch-geniales Großkomplott durchaus beeindrucken, doch je mehr gegen Ende des Films die "Wie hat er das nur gemacht"-Hintergründe aufgedeckt werden, desto unglaubwürdiger, um nicht zu sagen abstruser wird die ganze Sache, bis zu einem Showdown, der einen bedeutsamen Schlusspunkt setzen soll, sich aber als unlogischer Nonsens erweist.

So gesehen ist die temporeiche, effektheischende Inszenierung durch F. Gary Gray vermutlich die genau richtige Herangehensweise für die Umsetzung dieses Drehbuchs gewesen, denn gepaart mit dem intensiv-irre-bedrohlichen Spiel von Gerard Butler ist man über lange Strecken so erstaunt über die Geschehnisse auf der Leinwand, dass man gefesselt, gut unterhalten und einigermaßen fasziniert ist. Und wenn man sich davon konsequent bis zum Filmende ablenken lässt, kann man "Gesetz der Rache" auch nach Verlassen des Kinosaals noch richtig gut finden. Wenn nicht, beschleicht einen allerdings früher oder später das unschöne Gefühl, hier irgendwie verarscht zu werden von einer Geschichte, die sich hintergründig und gerissen gibt, einer näheren Betrachtung aber absolut nicht standhält.

Bilder: Copyright

6
6/10

treffende rezension!!!
der anfang und das ende sind voll daneben aber in der mitte ist der film sehr spannend und unterhaltsam.
mit 6 augen ist dieser film sehrgut bedient!

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8
8/10

Ich wurde kurzweilig unterhalten. Klasse Film.

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7
7/10

Der Film hat eigentl. eine gute Basis, man hätte soviel damit machen können. Mr.Foxx ist eine Fehlbesetzung. In welchen Film war er noch einmal gut gewesen?

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@ flachzange:
In welchem Film Mr. Fox gut gewesen ist?
Was isn das für ne komische Frage,
hast du den noch nie "Stealth - Unter dem Radar gesehen"?

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Bang. Zosh. Ratzbatz. Fump.
Warum geht es in Ami Filmen fast ausschließlich immer nur ums kaputtmachen?

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6
6/10

Unterhaltsame Rachestory, die jedoch insgesamt etwas zu dick aufträgt. Weniger ist manchmal mehr ...

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4
4/10

Stimme der Rezension absolut zu. Was in der ersten Hälfte noch unterhaltsam und wenigstens einigermaßen glaubhaft ist, wird in der zweiten Hälfte zu einem lächerlichen "McGyver auf Speed hat schlechte Laune"-Streifen. Nach dem ersten Mord wirds unglaubwürdig, nicht nachvollziehbar und öde. Nur Gewaltjunkies werden ab da ihren Spaß an dem Film haben, denn die Inszenierung ist beeindruckend.
Schade, den Film hätte man bestimmt besser hinbekommen können.

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7
7/10

Hmm... Der Film ist nicht gut, weil die Handlungen des Psychopathen keiner nachvollziehbaren Logik folgen? Weiß ja nicht...
Ansonsten eine treffende Rezension.

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9
9/10

Ich finde, in dem Film ist Rache sehr übertrieben dargestellt.
Ich mein.. würdet ihr sowas machen? Jemandem mit einem Teppichmesser den Penis abschneiden?
Ich glaube / hoffe nicht.
Ansonsten fand ich den Film klasse & am schluss sogar traurig.

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7
7/10

Also zur Unterhaltung ist der echt gut. Klar das kann man das anders sehen kann jenach dem was man mag. Wer auf Tiefgang steht ist wohl etwas enttäuscht aber zur Unterhaltung ist er super.

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5
5/10

Sehr gut geschrieben. Das gleiche habe ich auch gedacht. Der Film war solange gut, bis zur Auflösung.
Das Ende versaut den ganzen Film.Schade.

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10
10/10

Meiner Meinung nach, als jemand, der Filme nicht SO genau unter die Lupe nimmt, ist der Film gelungen. Die Argumentation mag teilweise unschlüssig sein, aber generell hat mir der Film gezeigt, wie das amerikanische Rechtssystem durch ihre fragwürdigen "Deals" Vertrauen der Opfer verlieren. Ich kann Clyde verstehen, ich hab den Film dreimal geschaut, aber ich denke, wenn man oberflächlich bleibt, und nicht alles so kritisch unter die Lupe nimmt, erfährt man auch die Message.
Würde jemand meine Familie so kaltblütig ermorden, würde ich nachts nicht schlafen können, aber wenn es mir dann doch gelingen würde, würde ich bestimmt so etwas träumen ... also auf die Rache bezogen; ich würde mir wünschen, dass jeder, vorallem die Täter leiden und einen grausamen Tod sterben und ebenso die Menschen, die den Täter auf eine gewisse Weise geholfen haben. Wie soll man das akzeptieren? - Ob man das in die Realität umsetzen würde, ist eine andere Frage, ich würd's nicht ... aber das zeigt halt das, was in einem Menschen vor sich geht.
Ein emotional packender Film; eurer Meinung nach habe ich bestimmt keine Ahnung davon, aber es hat schon seine Vorteile, wenn man nicht so verbissen ist, Filme akribisch nach Fehlern zu durchsuchen; dann kann man sie wenigstens noch genießen! ( sollte jetzt nicht beleidigend sein. ) - Das Ende rundet meiner Meinung nach alles ab; ich fand es wirklich traurig, aber wenn man bedenkt, dass...(*von der Redaktion gelöscht, bitte keine Spoiler") Seine Wut ist auf jedenfall nachvollziehbar!! Denkt doch mal darüber nach, wie ihr es finden würdet, würde euch so etwas passieren?

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8
8/10

Ich verstehe leider nur nicht, warum sich Clyde vor seiner Verhaftung komplett nackt auszieht, diese Szene scheint einfach keinen Zusammenhang mit der Handlung des Films zu haben und stiftete, nachdem der Film vor nicht allzu langer Zeit auf ProSieben lief, nicht nur bei mir sondern auch bei meinen Freunden Verwirrung. Kann mir bitte einer sagen welche Rolle diese Handlung im Film hat? Dennoch war es ein sehr spannender Film, der durchaus unterhaltsam und packend ist, leider versuchen die meisten Kritiker immer verzweifelt nach Fehlern zu suchen, anstatt sich den Film einfach nur wie ein normaler Kinobesucher vorzustellen.

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