Dass James Cameron den Actionfilm mehrmals neuerfunden hat - siehe dazu auch die "Aliens"-Goldrezension - ist ja die eine Sache und schon aller Ehren wert. Dass er aber den Actionfilm mehrmals innerhalb derselben Filmreihe neuerfunden hat, das ist schon etwas ganz besonderes. Manche halten ja Cameron deswegen für überbewertet, weil er zwar technisch oftmals Grenzen durchbricht, aber Charaktere und Story laut weit verbreiteter Meinung da nicht mithalten können. Was diese Stimmen dabei verkennen: Cameron mag vielleicht keine absolute Originalität in diesen Bereichen erkennen lassen, sein Spiel mit und Anpassen von Stereotypen aber ist so gut wie unübertroffen. Einzig Spielberg kann da noch mithalten, und nicht umsonst sind diese beiden ja die Giganten der 1980er und 1990er Jahre. Daher: So richtig originell mag grundsätzlich nichts an den beiden Terminator-Filmen sein, wie Cameron aber Heldentypen und Heldengeschichten aufgreift und umwandelt und dabei gleich zweimal jeweils den prägenden Actionfilm einer ganzen Dekade erschafft, das ist eine ganz große Leistung. Wie Camerons Problem bis zu "Titanic" ja eh immer darin bestand, dass er seine Großtaten in den falschen Genres ablieferte. Sciencefiction- und Actionfilme in allen Ehren, aber Anerkennung und Oscars bringen diese nicht - was Cameron dann ja auch bemerkte und mit "Titanic" behob. Ob man dieses Anschmiegen an Academy, Damenpublikum und Massengeschmack nun als Ausverkauf sehen will oder nicht - Tatsache ist, dass Cameron zum Zeitpunkt seines Schiffdesasterfilms seine größten Errungenschaften schon hinter sich hatte. Und das Alpha und Omega in Camerons Schaffen sind und bleiben die ersten beiden Teile der Terminator-Reihe. Dass der Begriff Terminator sowie die unsterbliche "I'll be back"-Zeile in die Populärkultur eingehen würden, hat sich James Cameron wohl kaum gedacht, als er Anfang der 1980er Jahre wortwörtlich im Fieberwahn die ersten Ideen zu seinem Drehbuch niederschrieb. Eine metallene Figur, die aus Flammen aufersteht - dieses Bild hatte Cameron im Kopf und wer sich das Finale des fertigen Films ansieht, wird sofort erkennen, was er meinte und warum ihm dieses Bild unauslöschlich im Kopf herumspukte. Rund um dieses Bild herum spann Cameron eine Geschichte um den zukünftigen Kampf der Menschheit und griff dabei auf ein klassisches Motiv der Science Fiction zurück, nämlich den Kampf Mann gegen Maschine. Vor allem strukturell ist "Terminator" ein Actionfilm wie kaum ein anderer, indem er das Genre auf seine Essenz reduziert. Was nicht heißen soll: nur Prügeleien, Schießereien oder Autojagden. Sondern: Dieser Film ist wie der Terminator selbst, er walzt unaufhaltsam voran. Die nötigen Hintergrundinformationen werden zwischendurch geliefert, gerne auch mal inmitten einer Verfolgungsjagd, wie im Tiefgaragenduell. Das Ergebnis ist ein Actionfilm, der sowohl eine faszinierende Geschichte erzählt als auch mächtig aufs Gaspedal drückt. Dass Schwarzenegger überhaupt dem Terminator seine bullige Figur leiht, ist wohl seine beste Karriereentscheidung überhaupt gewesen. Im Gegensatz zu Kollegen wie Stallone verstand der Steiermarksche Steroidbolzen, welch eine Chance ihm der Film bot. Ohne den "Terminator" hätte Arnold wohl den Rest seiner Karriere damit verbracht, als halbnackter Muskelprotz sein Schwert zu schwingen wie in "Conan", doch nach dem "Terminator" erwartete ihn die größte (und verhältnismäßig vielseitigste) Karriere aller Actionstars der 1980er. Ursprünglich hatte Cameron ja den normal aussehenden Lance Henriksen als einen Terminator gecastet, der sich unauffällig unter Menschen bewegen kann, und wollte Arnie als Kyle Reese. Ein Treffen später blieb für Henriksen nur die Rolle des ermittelnden Polizisten und Arnold hatte die ikonische Rolle, die seine weitere Karriere bestimmte. Nach den Exzessen "True Lies", "Titanic" und eben dem zweiten Teil der Terminator-Saga, die jeweils der damals teuerste Film aller Zeiten waren, kann man sich es kaum mehr vorstellen, aber angefangen hat James Cameon als Low Budget-Filmemacher in den Billigheimer-Produktionen von B-Movie-König Roger Corman. Und auch "Terminator" ist eine absolute Low-Budget-Produktion mit einem fast lächerlichen Budget von 6,5 Millionen Dollar. Wenn aber Cameron eines in seiner Ausbildungszeit unter Corman lernte, dann wie man auch mit wenig Geld viel Ergebnis bekommt und den Look eines Films erreicht, der doppelt so teuer aussieht. Klar, einige Spezialeffekte haben die Zeit nicht gut überstanden, besonders die Miniatureffekte in den Zukunftssequenzen, aber was dem Erstling an geschliffener Effektkunst fehlt, macht er locker mit einer rohen Energie wett, die eben nur aus dem Independentfilmbereich kommen kann. So dunkel, brutal und kompromisslos wurde die später immer mehr als Mainstreamunterhaltung ausgerichtete Reihe nie mehr. Der jetzt schon so oft angesprochene Nachfolger ist denn auch aus ganz anderen Gründen als sein Vorgänger ein absoluter Klassiker der Filmgeschichte. Während man den Start des Blockbusterkinos der 1990er Jahre üblicherweise irgendwo zwischen "Batman" (1989) und "Jurassic Park" (1993) datiert, ist es eben der Film in der Mitte der beiden, der sich als einflussreichster unter ihnen erwiesen hat: "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" ist die Geburt des modernen Blockbusters, for better or worse. Zwar gab es nicht gar so viele Merchandising-Tie Ins wie bei "Batman", dafür verfeinerte "Terminator 2" die Methoden der Werbekampagne und die Möglichkeiten, einen Hype aufzubauen. Poster- und Trailerkampagne sowie der Auftritt Schwarzeneggers im Musikvideo zu Guns'n'Roses' "You Could Be Mine", dem Titelsong des Films, ließen die Erwartung in Rekordhöhen schnellen, während langsam aber sicher klar wurde, dass Arnold diesmal der Gute sein würde. Die Verfolgungsjagd Truck gegen Motorrad am Anfang des Films etwa gehört zu den modernen Klassikern des Genres, wie so viele Filmsequenzen hier. Der Materialaufwand, den Cameron hier betrieb war unglaublich, die Verfolgungsjagden und Schießereien episch. Eben dieses "Größer, höher, weiter" mit massiven Actionsequenzen und visuellen Effekten en masse, was Cameron hier verfolgte, sollte die kommenden Blockbuster bestimmen, auch wenn so gut wie keiner dieser Nachfolger neben dem Actionspektakel auch Intelligenz und wirkliche Auseinandersetzung mit seinen Themen zeigte. Aber es war der neue Terminator, der dem Film endgültig seinen Klassikerstatus gab und gleichzeitig einen bis dato völlig unbekannten Schauspieler namens Robert Patrick ins Rampenlicht katapultierte. Dieses neue und verbesserte Terminator-Modell, der T-1000, ist einer der furchteinflößendsten Leinwandbösewichter überhaupt. Alles was über den Terminator als unbegreifbare, unaufhaltsame Macht gesagt wurde, trifft auch hier zu, nur um ein vielfaches mehr. Fand man das alte T-800-Modell schon beeindruckend schwer klein zu kriegen, so weiß man beim T-1000 eigentlich gar nicht so recht, wie man den denn überhaupt noch aufhalten soll. Was sich die meiste Zeit auch Connor Junior, Connor Senior und der T-800 fragen, denn sie schießen nacheinander große Löcher in ihn oder zerlegen ihn in seine Einzelteile, was dem T-1000 aber nichts ausmacht. Schwupps schließt das aus Flüssigmetall bestehende neue Modell seine Wunden oder fließt wieder zusammen. Die dafür benutzten CGI-Effekte mit der damals brandneuen Technik des Morphing versetzten das Publikum in fassungsloses Staunen. Die Wandlung des T-800 zum Helden der Geschichte zeigte zum einen den Verlauf von Schwarzeneggers Karriere seit dem ersten Film zum größten Actionstar des Planeten, denn nach dem "Wer wagt, gewinnt"-Manöver damals wollte Arnie nie wieder als Bösewicht auftreten. Und zum anderen passte die Vermenschlichung der diesmal auf Seiten des Guten kämpfenden T-800 perfekt zu Schwarzeneggers mittlerweile durch Komödien wie "Twins" und "Kindergarten Cop" an den Mainstream angepassten Image. Folglich darf der Arnie-Terminator auch hier nicht mehr fleißig metzeln: der von ihm diesmal zu beschützende John Connor befiehlt ihm, allerhöchstens die Kniescheiben wegzuschießen. Hasta la Vista, Baby hätte man am besten auch nach dem Ende dieses Films gesagt, anstatt ihm eine weitere völlig überflüssige und enttäuschend mediokre Fortsetzung ohne Beteiligung von Cameron anzuhängen, denn dieser erzählt hier eine runde Geschichte und hat am Ende alles gesagt. Wie rund diese Geschichte ist, zeigen die geschnittenen Szenen auf der DVD des ersten Terminator-Streifens. Dort werden nämlich die entscheidenden Plotstränge des zweiten Teils - die Zerstörung von Cyberdyne, bevor Skynet entwickelt werden kann - schon vorweggenommen. Demnach ist sein zweiter Teil auch nicht wie bei Sequels üblich eine reine Geldmacherei oder der verzweifelte Versuch, aus einer Geschichte noch mehr herauszupressen, sondern tatsächlich die zweite Hälfte einer durchdachten und in sich geschlossenen und geschickt ausgedachten Geschichte. |
Originaltitel
The Terminator / Terminator 2: Judgement Day
Land
Jahr
1984
Laufzeit
107 min
Genre
Regie
Bewertung
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