Stanley Kubricks letzter Film spielt in New York, wo sich Dr. William Harford (Cruise) und seine Frau Alice (Kidman) auf eine sexuelle Odyssee begeben, die ihre Beziehung verändern wird.
Jeder der gedacht hat, Kubrick hätte nicht mehr alle beisammen, als er die Superstars Kidman und Cruise für eine Geschichte mit viel Sex engagierte, kann beruhigt sein. „Eyes Wide Shut“ ist ein wahrer Kubrick-Film: dicht, perfekt gestylt, und man merkt jeder Sequenz den Perfektionisten an. Dieser Film ist nicht im entferntesten verwandt mit den üblichen Erotik-Thrillern Hollywoods wie „Eine verhängnisvolle Affäre“ und ähnlichen. Stattdessen ist er ein Werk, welches für sich alleine steht.
Selbst Cruise/Kidman sind in diesem Film überraschend brillante Schauspieler und stehen damit stellvertretend für die gesamte Besetzung des Films, die insgesamt sehr gut spielt. Die beiden Hauptdarsteller sind sogar so gut (besonders Nicole Kidman), daß es schwierig wird, sich den Film ohne sie vorzustellen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht besagtes Ehepaar Harford, eine junges reiches Paar, er Arzt, sie ehemalige Galeristin. Aber ihre bürgerliche Fassade beginnt zu bröckeln. Als sie eine Party von Williams Freund Victor Ziegler (Sydney Pollack) besuchen, trennen sie sich, um mit verschiedenen Gästen zu reden. Doch dann wird William von Victor nach oben gerufen, um einer Prostituierten mit einer Überdosis erste Hilfe zu leisten, während die angetrunkene Alice mit einem ungarischen Gast flirtet. Wieder zu Hause beichtet Alice ihrem Mann ihre sexuellen Phantasien und mehr. Der vollkommen verwirrte William verläßt das gemeinsame Apartment und wandert durch die Straßen New Yorks, wo er über Umwege auf einer geheimen Orgie landet und dort in ein Netz aus Einschüchterungen, Entführung und vielleicht sogar Mord gerät.
Ist dies alles ein Traum? Wir wissen es nicht bis zum Ende, welches uns vielleicht wieder in die Realität zurückbringt. Oder auch nicht!
„Eyes Wide Shut“ ist ein Film, der langsam und lang seine Geschichte erzählt, was im krassen Gegensatz zum üblichen Trend der schnellen Schnitte im Filmbusiness steht. Kubrick´s Erzählweise erschafft eine fast hypnotische Atmosphäre, die zur gleichen Zeit Gefühle von Bedrohung und Verlangen hervorruft. Die Welt der Harfords, ein golden glänzender Kosmos im Weihnachtsschmuck, suggeriert dem Zuschauer des öfteren, daß sie irgendwelche Geheimnisse verbirgt.
Das Netz der Intrigen, das Wechselspiel von Erotik und Gänsehaut, die hervorragende Musik von Jocelyn Pook, der seit „Clockwork Orange“ nicht mehr dagewesene kubricksche Humor, seine Hingabe und detailversessene Perfektion und die brillanten Schauspieler machen diesen Film zu einem außergewöhnlichen Ereignis.
Und doch ist der eigentliche Star des Films die Stadt New York und ihr Nachtleben. Kubrick läßt Manhattan erscheinen wie in einem Traum: eine Stadt voll Sünde, Sinnlichkeit, Unmoral, verzweifelter Liebe und hemmungslosem Sex. Dieser Aspekt verleiht „Eyes Wide Shut“ eine ganz eigene Intensität, nach der man in den meisten Filmen dieser Tage vergeblich sucht.
„Eyes Wide Shut“ ist für mich einer der herausragendsten Filme des Jahres und damit das beste Vermächtnis, das uns ein Regisseur wie Stanley Kubrick hinterlassen konnte.
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