"Große Macht bringt große Verantwortung." So jedenfalls kennt man es aus "Spider-Man" und in ähnlicher Weise aus zahlreichen anderen Superheldenfilmen, in denen ein ganz normaler Durchschnittstyp eines Tages entdeckt, dass er übermenschliche Kräfte besitzt, sie zu kontrollieren lernt und schließlich seine Macht zum Wohl seiner Mitmenschen und der Rettung der Welt einsetzt. Nicht so in "Jumper", denn hier haben wir es mit einem Protagonisten zu tun, der seine neu entdeckten Kräfte zwar super findet, aber keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, ein Held zu werden, indem er sie selbstlos zum Wohl Anderer einsetzt. Das ist immerhin mal eine etwas andere Herangehensweise, die der Thematik auf den ersten Blick einen realistischeren Anstrich zu verleihen scheint - wer würde seine super powers nicht lieber erst einmal dazu benutzen, eine Bank auszurauben, um sich ein Leben im Luxus zu ermöglichen?
Genau das ist es nämlich, was der 15jährige David Rice tut, als er plötzlich herausfindet, dass er die Fähigkeit besitzt, sich in Sekundenschnelle an jeden beliebigen Ort der Welt teleportieren zu können - er ist ein so genannter Jumper. In den auf diese Entdeckung folgenden Jahren lebt David (Hayden Christensen) ein Luxusleben, das er sich durch gelegentliche Besuche in Banktresoren finanziert. Nach acht Jahren hat der Spaß jedoch ein Ende: David bekommt Besuch von Roland (Samuel L. Jackson), einem Mitglied der Paladine, die sich seit Jahrhunderten im Krieg mit den Jumpern befinden. Roland will Davids Leben um jeden Preis ein Ende setzen, so dass diesem keine andere Möglichkeit bleibt, als den Kampf aufzunehmen. Immerhin erhält er dabei mit Griffin (Jamie Bell), einem weiteren Jumper, tatkräftige Unterstützung.
Der
auf dem gleichnamigen Roman von Steven Gould basierende
Film erweist
sich leider trotz der etwas anderen Ausgangsituation als
nicht besonders
tiefgehend oder um ein differenziertes Bild seiner
Charaktere bemüht.
Regisseur Doug Liman ("Die Bourne
Identität", "Mr. &
Mrs. Smith") setzt voll und ganz auf Action und
Spezialeffekte.
Sobald David im Film seine Gabe zu nutzen gelernt hat,
versucht
auch Liman seine Chance zu ergreifen und spektakuläre
Bilder
zu präsentieren - David auf dem Kopf der Sphinx mit den
Pyramiden
im Hintergrund oder David, wie er einen Kurzausflug nach
London
macht und sich die Stadt vor dem Ziffernblatt der riesigen
Uhr am
Big Ben stehend ansieht. Das Problem bei all diesen
visuellen Leckerbissen
ist nur, dass sie nicht besonders lange zu sättigen wissen
und bei einem schon längst an viel aufwändigere CGI-Bilder
gewöhntem Publikum kaum noch für offen stehende Münder
sorgen.
Da erscheint es schon fast wieder logisch, dass die
Aufnahmen des
Kolosseums in Rom, in dem tatsächlich gefilmt werden
durfte,
viel mehr zu beeindrucken wissen als all die künstlichen
Bilder,
bei deren Anblick einem sowieso sofort klar ist, dass sie
am Computer
erzeugt worden sind. Die finale Actionsequenz zeigt zwar
kurz vor
Schluss, dass es auch heute im Film noch möglich ist, mit
Spezialeffekten
zu beeindrucken, wenn man sie nicht nur als Selbstzweck
einsetzt,
sondern in Verbindung mit ein paar kreativen Ideen etwas
so noch
nicht Gesehenes zeigt, doch da ist es leider schon zu
spät,
um den Film noch zu retten.
In all diesem visuellen Overkill verkommen die
Schauspieler zur
Nebensache. Hauptdarsteller Hayden Christensen hat als
Anakin Skywalker
in "Star
Wars" ja schon
reichlich Erfahrung mit großen Effektspektakeln gesammelt
und überzeugt auch hier durch seine physische Präsenz
und
seinen wohl in zahlreichen Lichtschwertduellen gestählten
Körper.
In den ruhigen Sequenzen zwischen den Actionszenen agiert
er jedoch
leider vollkommen hölzern und ausdruckslos. Nach "Star
Wars" sieht er sich aufs Neue Samuel L. Jackson gegenüber,
der seine Rolle routiniert abspult und dabei nichts zeigt,
was man
von ihm noch nicht gesehen hat. Erwähnenswert ist noch der
Kurzauftritt von Diane Lane, denn mit der Einführung ihrer
Figur werden schon einmal ganz schamlos die Weichen für
eine
Fortsetzung gestellt, die bei entsprechendem Erfolg des
Films bestimmt
nicht lange auf sich warten lassen wird.
Die im Ansatz recht interessante Handlung versandet in all
der Action
recht schnell, vor allem die Motivationen der einzelnen
Charaktere
werden kaum ausgearbeitet. Samuel L. Jackson darf mehrmals
den Satz
"Nur Gott allein sollte über die Gabe verfügen, überall
sein zu können" von sich geben und das soll wohl als
Erklärung
dafür, warum Roland so verbissen Jagd auf David macht,
reichen.
Von dem großen Krieg zwischen Jumpern und Paladinen und
seinen
Hintergründen bekommt man jedenfalls kaum etwas mit;
vielleicht möchte sich Liman da noch ein paar
Überraschungen
für mögliche Fortsetzungen aufheben.
Auch aus der eingangs erwähnten Verweigerung Davids
gegenüber
der Rolle des selbstlosen Superhelden hätte man wesentlich
mehr machen und ihn als zerrissenen Charakter anlegen
können,
dessen wahrer Kern lange im Dunkeln bleibt. Zwar gibt es
eine Szene,
in der David einen Fernsehbeitrag über die Opfer einer
Flutkatastrophe
einfach ohne mit der Wimper zu zucken wegschaltet, doch
tiefere
Blicke in Davids Innenleben bleibt der Film weitgehend
schuldig
und verlässt sich zu sehr auf seine Actionelemente.
Dass "Jumper" insgesamt nicht völlig abrutscht, ist dann in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass der Film ohne größere Durchhänger nach nicht einmal 90 Minuten zum Ende kommt. Dennoch hätte man aus der Storyidee wesentlich mehr machen können; letztendlich bleibt also ein in jeder Hinsicht nur durchschnittlicher Actionfilm, der sich allenfalls dafür eignet, die Wartezeit auf die richtig großen - und hoffentlich besseren - Blockbuster dieses Jahres zu
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