House of Gucci

Originaltitel
House of Gucci
Land
Jahr
2021
Laufzeit
156 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 2. Dezember 2021

Ridley Scott dreht und produziert auch mit weit über 80 weiter fleißig Filme, nachdem erst vor wenigen Wochen sein „Last Duel“ gestartet ist, kommt nun bereits „House of Gucci“ in die Kinos, mit dem Scott wieder auf ein deutlich größeres Publikum schielt. Schließlich versprüht der Name des Hauses Gucci genauso Glamour wie die illustre Besetzung mit Lady Gaga, Adam Driver und Al Pacino. Zudem wird uns hier auch noch eine „wahre Geschichte“ angekündigt, entwickelte sich der Tod des Gucci-Erben Maurizio in den Neunzigern doch zu einem spektakulären Kriminalfall inklusive einer mordlustigen „Schwarzen Witwe“ als Auftraggeberin.

Das ist eine Traumrolle für Lady Gaga, die also Patrizia Reggiani verkörpert, jene mit Charisma und Bauernschläue ausgestattete Frau aus einfachen Verhältnissen, die sich in den siebziger Jahren den zur Gucci-Familie gehörenden Maurizio (Adam Driver) angelt, der zu diesem Zeitpunkt allerdings nur wenig mit dem Modeimperium am Hut hat und sich die meiste Zeit lediglich ein schönes Leben macht. Trotz des Widerstands von Maurizios Vater Rodolfo (Jeremy Irons) heiraten die beiden schließlich und gewinnen die Gunst des eigentlichen Firmenchefs Aldo (Al Pacino), der seinen Neffen zurück ins Unternehmen holt. Mit dem firmeninternen Aufstieg geht jedoch eine langsam voranschreitende Entfremdung des Paares einher, die schließlich in der Katastrophe enden wird – denn mit seiner Einschätzung, dass es sich bei Patrizia in erster Linie um eine Mitgiftjägerin handelt, die vor allem auf Geld aus ist, lag Maurizios Vater letztlich nicht ganz falsch.

Was sich vor allem nach einem ernsthaften, psychologischen Drama anhört ist stellenweise zwar auch das. Was Scott und sein Darstellerensemble uns hier auftischen wirkt jedoch zum überwiegenden Teil eher wie eine Groteske voller lauter Egomanen, die in ihrer ganz eigenen abgehobenen Welt leben – wie es wohl auch in der Realität gewesen sein wird. Eine Ausstattungsorgie, die dem Thema zweifelsohne angemessen ist, aber deshalb nicht unbedingt leichte Kost serviert.

„House of Gucci“ leidet allerdings unter dem Widerspruch, einerseits das „Drama“ einer Beziehung erzählen zu wollen, die sich von stürmischer Liebe zu einem kaum noch erträglichen Zusammensein entwickelt, andererseits aber all das oberflächliche und eitle Gehabe dabei nicht so ganz ernst nehmen zu können und sich darüber lustig zu machen.

Auch die Darsteller wählen angesichts dieses Zwiespalts unterschiedliche Ansätze. Bei Lady Gaga entspricht das mal extrovertierte, mal clever berechnende Verhalten vermutlich noch am Ehesten der realen Vorlage und sie beweist hier eindrucksvoll, dass ihre Möglichkeiten als Schauspielerin tatsächlich darüber hinausgehen, einfach nur sich selbst und die eigene Lebensgeschichte nachzuspielen wie noch in „A Star is born“.

Auch Al Pacinos hemdsärmeligen Familienpatriarch kann man noch so hinnehmen ohne sich in einer reinen Satire zu wähnen, spätestens bei der Performance von Jared Leto als komplett entrückter, unerträglicher Jammerlappen Paolo überschreitet es dann jedoch die Grenze zur eher unfreiwilligen Komik. Es ist schon etwas rätselhaft, warum man den hauptberuflichen Sänger immer wieder in großen Produktionen besetzt, bei denen seine Leistung mittlerweile regelmäßig mit Verrissen bedacht wird, wie zuletzt auch schon bei „Blade Runner 2049“ oder seiner schwachen Joker-Interpretation.

Von all dem unbeeindruckt und völlig gelassen bewegt sich dagegen Adam Driver durch den Film, der das Overacting seinen Kollegen überlässt und die meiste Zeit ein nur mühsam verborgenes, schelmisches Grinsen erkennen lässt, als wenn er sich des ganzen überzogenen Irrsinns als Einziger vollkommen bewusst ist. Ob das auch für Regisseur Scott gilt, bleibt eher unklar, denn der kann sich zwischen der Gesellschaftssatire und dem dann wieder um Authentizität bemühten Nachstellen einer realen Geschichte nie so recht entscheiden.

Unabhängig von diesem nicht überzeugend aufgelösten Zwiespalt hat das Ganze natürlich dennoch eine Menge Unterhaltungspotential, aber auch das wird nicht durchgehend geliefert, denn bei einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden stellt sich leider auch immer wieder mal etwas Leerlauf ein, vor allem in der ersten Hälfte. All das führt dazu, dass einen das „House of Gucci“ am Ende dann doch ein wenig ratlos und unentschlossen zurücklässt. So unentschlossen wie dieser Film.

Bilder: Copyright

Mit Al Pacino und einer "Italienischen Familiengeschichte" spielt man ja fast auf Vorbilder wie "Der Pate" an - aber offensichtlich ist es dann doch weit davon entfernt geblieben.

Permalink

3
3/10

Das einzig erträgliche ist die in realitas und im Film unerträgliche Lady Gaga. Spart euch die Zeit, in der locker "39,90" schauen und danach noch einen Bummel auf der Königsallee unternehmen kann ;)

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.