Der Prinz aus Zamunda 2

Originaltitel
Coming 2 America
Land
Jahr
2021
Laufzeit
110 min
Genre
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
5
5/10
von Matthias Kastl / 4. März 2021

Irgendwie wollte man ja die Hoffnung nie ganz aufgeben, dass Eddie Murphy eines Tages wieder seinen Groove entdeckt. Nach den erfolgsverwöhnten 1980ern („Nur 48 Stunden“, „Die Glücksritter“, „Beverly Hills Cop“) hat das einst so wundervoll respektlose Plappermaul aber hauptsächlich nur noch erschreckend belanglose Komödien fabriziert und nur noch sehr vereinzelt durch eher ernsthafter angelegte Rollen („Dreamgirls“, „Dolomite is my Name“) überzeugen können.

Wenn die größten Erfolge aber lange zurückliegen, greift man in Hollywood schon mal gerne zur Schaufel, und so buddelt Murphy nach über 30 Jahren eine seiner markantesten und beliebtesten Figuren wieder aus. Und tatsächlich wirkt es eine knappe halbe Stunde lang so, als ob Murphy mit der Wiederbelebung des Prinzen aus Zamunda an alte Zeiten anknüpfen kann. Doch dann verabschieden sich leider die anfängliche Leichtigkeit, der Biss und der Einfallsreichtum und machen Platz für eine genauso seichte wie zahnlose Klamotte. Am Ende wird Murphy in Sachen Humor sogar tatsächlich von Wesley Snipes an die Wand gespielt – definitiv kein gutes Zeichen. 

 

Über 30 Jahre ist es nun also her, dass Prinz Akeem (Eddie Murphy) während eines kleinen Ausflugs nach New York erfolgreich das Herz der bürgerlichen Lisa (Shari Headley) eroberte. Gemeinsam genießt das Paar seitdem das luxuriöse Leben am Hofe des Palastes von Akeems Vater König Jeffe (James Earl Jones) im afrikanischen Kleinstaat Zamunda. Doch die heile Welt am Palast droht in Schieflage zu geraten. Nicht nur liegt Akeems Vater im Sterben, unser Prinz erhält auch die Nachricht, dass er in New York anscheinend einen unehelichen Sohn besitzt. Das sieht der König natürlich gar nicht gerne und so darf Akeem zum zweiten Mal gemeinsam mit seinem treuen Diener Semmi (Arsenio Hall) die Koffer für eine Reise über den großen Teich packen. Der Auftrag: Den eigenen Sohn ausfindig machen, um diesen ordnungsgemäß über seine royalen Pflichten zu informieren.

Nach über 30 Jahren den Charme des Originals in einer Fortsetzung einzufangen ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Zwar gehört „Der Prinz von Zamunda“ nicht unbedingt zu den stärksten Werken aus Eddie Murphys Hochphase, doch viele Menschen denken noch heute mit nostalgischer Wärme an den Streifen zurück. Gut aufgelegte Darsteller, das sympathische Fish-out-of-Water-Szenario und ein paar nette Gags ließen einen damals gnädig über die Schwächen der sehr dünnen Story hinwegsehen. Ach, und war in den 1980ern nicht alles irgendwie so angenehm einfach?

 

Der Bedeutung dieses Nostalgie-Faktors sind sich die Macher der Fortsetzung nur zu bewusst, und so feuert man hier aus nahezu allen Rohren, was Anspielungen oder Auftritte von alten Bekannten aus dem Erstling angeht. Um das Nostalgiepaket auch wirklich schön fest zu schnüren, werden dazu immer wieder Originalaufnahmen aus dem Vorgänger eingebaut. Und um das Bild vollständig abzurunden präsentiert man uns auch hier wieder eine Story, die genauso dünn und lose zusammengekleistert wirkt wie vor 30 Jahren.

In der ersten halben Stunde ist das aber kein Problem, denn die Rückkehr unseres Prinzen beginnt richtig schwungvoll. So nutzt der Film ein großes Event im Palast von Zamunda, um uns mit einem Haufen Gaststars und Songeinlagen zu bombardieren, die aber auf wirkliche witzige Art und Weise in die Handlung integriert werden. Kurz darauf lernen wir dann Akeems unehelichen Sohn in den USA bei einem Vorstellungsgespräch kennen, das sich zu einer clever-ironischen Abrechnung mit dem Selbstverständnis der weißen Elite entwickelt. Und als dann auch noch Wesley Snipes als durchgeknallter Diktator General Izzi die Bühne betritt, macht der Film so richtig Spaß.

 

Wesley Snipes ist ohne Zweifel der große Lichtblick dieses Films. Er wirft sich mit Inbrunst in seine Rolle und hat einen Heidenspaß dabei, möglichst extravagante Auftritte hinzulegen, bei denen er mit einem breiten Grinsen Todesdrohungen ausstößt oder Kindersoldaten kostenlose Ratschläge zum Umgang mit Handgranaten und Saringas erteilt. Genau solche wilden und unberechenbaren Comedy-Momente hat man in den letzten drei Jahrzehnten in Eddy Murphys Filmen vermisst.

Immerhin: Zwar wirkt das beliebte Gespann Akeem-Semmi ein wenig eingerostet, aber für ein paar nette Wortgefechte reicht es auch hier immer noch. Auch wenn nicht jeder Gag in der ersten halben Stunde sitzt, der Film gibt sich hier spürbar Mühe mehr als nur Nostalgie abzuliefern und wirkt stellenweise in seinem Humor sogar richtig bissig.

Als Akeem dann aber zusammen mit seinem verlorenen Sohn Lavelle und dessen Mutter Mary nach Zamunda zurückkehrt, werden Kreativität, Humor und Gebiss direkt an der Garderobe abgegeben. Die Story dümpelt nun auf relativ einfallslosen Pfaden vor sich hin, der Humor ist glatt und uninspiriert und es gehen jegliche Ecken und Kanten abhanden.

Dass der Film hier beginnt, seine Zuschauer zu verlieren, liegt aber auch daran, dass er seinen Fokus auf einmal von Akeem wegbewegt und stattdessen Lavelle und dessen Mutter Mary in den Mittelpunkt rückt. Was ein großes Problem ist, denn die zwei sind einfach unglaublich uninteressante Figuren. Mary besitzt nur die Charaktereigenschaften laut und vulgär und Lavelle stolpert eher teilnahmslos durch die Handlung und muss einen genauso seichten wie kitschigen Liebesplot über sich ergehen lassen.

 

Das wiederum ändert aber nun die ganze Dynamik des Films. Die eigentlichen Stars und Lieblinge des Publikums, Akeem und sein Diener Semmi, sind auf einmal nur noch eine Randnotiz und reagieren lediglich auf das, was passiert. Statt eine treibende Kraft für die Haupthandlung zu sein, lässt man Akeem nun nur noch in einem Nebenplot an die lange Leine. Dort darf er banale kleine Familienprobleme lösen, was aber mangels witziger Einfälle und auch dank der begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten von Shari Headley so gar nicht unterhaltsam ist. Auch Murphy wirkt mit längerer Spieldauer immer lustloser, und so will hier einfach keine richtige Stimmung aufkommen.

Um es auf den Punkt zu bringen: In seinen letzten zwei Dritteln ist „Der Prinz aus Zamunda 2“ weder witzig noch unterhaltsam. Teilweise sogar eher etwas peinlich. Lediglich die energetischen Auftritte von Wesley Snipes reißen einen angesichts des sonst so tristen Geschehens aus dem Schlaf. Regisseur Craig Brewer, der Murphy mit “Dolomite“ wieder ins Rampenlicht Hollywoods rückte, wirft zwar noch die eine oder andere schwungvoll inszenierte Tanzeinlage auf den Bildschirm, doch auch deren Wirkung verpufft angesichts der uninspirierten Story und den oberflächlichen Figuren.

 

So wird das am Ende also doch nichts mit der Rückkehr des alten Murphy-Grooves. Und so muss man es wohl eher mit Sorge als mit Freude betrachten, dass Murphy schon wieder die Schaufel in der Hand hält. Als nächstes wird nämlich Axel Foley ausgebuddelt. Doch solange unser Beverly Hills Cop nicht gegen General Izzi ermitteln muss, besteht hier wohl nur wenig Hoffnung auf Comedy-Gold. Vielleicht sollte man die 80er Jahre einfach nur in Frieden ruhen lassen...

Bilder: Copyright

2
2/10

Lustigerweise fand ich sogar noch die zweite Hälfte des Films besser, da gibts dann auch mal mehrere Minuten am Stück, wo nicht in albernen Kostümen herumchargiert wird. Der Eddie Murphy aus Teil 2 hat nix mehr mit dem von vor 30 Jahren zu tun und macht mit seinem Stiefsohn genau daselbe, was ihm in Teil 1 passiert ist. Ja, Wesley Snipes lässt die Sau raus, aber das hat doch nix mit Schauspielerei zu tun. Der Titel macht auch wenig Sinn, weil sich doch nur etwa 10 Minuten ausserhalb des Zamunda-Palasts abspielen.
Ein Totalausfall, der einzig und allein durch die vielen bekannten Gesichter, Gastauftritte und schon schmissigen Einlagen gerade noch erträglich ist.

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