Clerks 2 - Die Abhänger

Originaltitel
Clerks II
Land
Jahr
2006
Laufzeit
97 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 29. Juni 2010

Kevin Smith ist eine Kultfigur des Independent-Kinos, weil er geschafft hat, wovon jeder junge Filmfan daheim auf seinem Sofa träumt. Mit Anfang 20 hatte Smith das College geschmissen und arbeitete in seiner heimischen Kleinstadt in einem bedeutungslosen Job hinterm Tresen eines Mini-Supermarktes. Dann verschuldete er sich über beide Ohren, um für 25.000 Dollar einen Film über zwei desillusionierte Mit-Zwanziger zu drehen, die in just jener Kleinstadt in just jenem Mini-Supermarkt just jenen bedeutungslosen Job machten. Das Ergebnis hieß "Clerks" und erwies sich als einer der besten, wichtigsten und witzigsten Independent-Filme der 90er Jahre.
Seitdem kann es sich Smith erlauben, mit seiner eigenen Produktionsfirma für vergleichsweise bescheidene Budgets unabhängig seine eigenen Filme zu machen, die dank seiner treuen Fan-Gemeinde auch immer genug Geld einspielen, um den Laden am Laufen zu halten. Wenn auch keiner seiner Filme zu einem größeren Erfolg wurde - es gibt wohl kaum einen anderen Regisseur, der so sorgenfrei sein eigenes Ding durchzieht wie Kevin Smith, und der dabei so bodenständig geblieben ist.
Die Filme machen zu können, die er machen will, heißt dann eben nicht nur, als gläubiger Katholik in einer herrlichen Komödie mit dem Starrsinn der kirchlichen Lehre aufzuräumen ("Dogma"), sondern auch, das von Smith selbst und seinem alten Kumpel Jason Mewes dargestellte Stoner-Duo Jay & Silent Bob in jedem seiner Filme auftreten zu lassen und den Fans zuliebe dann sogar einen eigenen Film für die beiden zu machen ("Jay & Silent Bob strike back"). Und nun, zwölf Jahre nachdem seine Karriere mit zwei Tresen-Angestellten begann, kehrt Smith - wiederum auf vielfachen Fan-Wunsch - zu den beiden zurück.

Wie zu erwarten war, sitzen Dante (Brian O'Halloran) und Randal (Jeff Anderson) trotz der guten Vorsätze, die sie am Ende des ersten Teils beschlossen hatten, noch immer in ihrem alten Job im "Quick Stop" fest - bis dieser durch einen Unfall in die Luft fliegt (alte Fans dürfen schon mal raten, wer wohl die Schuld trägt). Ein paar Monate später stehen Dante und Randal hinterm Tresen eines Fast-Food-Restaurants, gemeinsam mit den komplett nerdigen Elias (Trevor Fehrman) und Becky (Rosario Dawson), die das Restaurant für ihren kranken Vater managt. Doch Dante will dieses triste Dasein nun endgültig hinter sich lassen: Die superheiße Emma (Smiths tatsächliche Ehefrau Jennifer Schwalbach) hat sich zu Randals komplettem Unverständnis seinen Kumpel Dante geangelt, und dank ihrer wohlhabenden Familie steht ein Umzug nach Florida ins neue Haus zum neuen Job an. Randal hält da gar nichts von, lässt es sich aber trotzdem nicht nehmen, Dante einen unvergesslichen Abschied zu bereiten. Unterdessen wird sich Dante darüber klar, dass es vielleicht noch einen guten Grund gibt, warum er seine Zelte in New Jersey nicht abbrechen sollte…

Es ist eigentlich müßig, hier künstlich Spannung zu erzeugen, da Dantes Verlobte Emma auch gleich mit einem großen Sticker "Die falsche Frau" hätte auftreten können und es offensichtlich ist, dass Dantes Glück bei der lieben Becky liegt. Doch während der spannungsarme und sehr konventionelle Plot der große Schwachpunkt bei Smiths letztem Film "Jersey Girl" war (ohnehin die größte Annäherung zum Mainstream in seiner Karriere), ist er hier herzlich egal. Denn auch beim Ur-"Clerks" ging es nicht um die kaum vorhandene Handlung, sondern um das Portrait dieser beiden Burschen hinterm Tresen, die stellvertretend standen für einen Teil ihrer Generation, der den Absprung nicht geschafft hatte oder gar nicht schaffen wollte.
"Generation X" und "Slacker" nannte man diese desillusionierten, Popkultur-überfütterten jungen Leute in den 90ern, und dass Smith damals wie heute den Nerv eben dieser Zeitgenossen trifft ist der Kern seines Fan-Erfolges. Man kann sich in einem Smith-Film aus tiefster Seele verstanden fühlen, während man gleichzeitig über einen an sich pubertären Schwanz-und-Furz-Humor lacht, der selber weiß, dass er total albern ist.
Smith versteht es wie kein anderer, die Lebensprobleme seiner Generation auf herrlich komische Art und auf ihre ganz eigene Weise aufzubereiten. Symptomatisch die wundervolle Szene, in der sich der alte "Star Wars"-Fan Randal mit seinem über zehn Jahre jüngeren Tresen-Kollegen Elias - einem "Herr des Ringe"-Anhänger - darüber streitet, welches die einzig wahre "heilige Trilogie" sei. Es ist an sich eine belanglose Diskussion unter überernsthaften Film-Freaks, aber gleichzeitig unterstreicht die Szene, dass Dante und Randal zu alt werden für das Leben, das sie führen.

Auf die Gefahr hin, dass das jetzt alles zu ernsthaft klang, ein paar Worte der Entwarnung: "Clerks 2" ist zuallererst immer noch eine herzhaft alberne Komödie ohne Schamgefühl. Jay und Silent Bob sind natürlich wieder mit dabei und sorgen für die übliche Menge an Stoner-Humor; ebenfalls nicht fehlen dürfen Gast-Auftritte der alten Smith-Kameraden Ben Affleck und Jason Lee. Achja, und Randals Verständnis eines unvergesslichen Abschieds ist kein verkitschter Beste-Freunde-Abend, sondern eine Tiersex-, Verzeihung, "Inter-Spezies-Erotik"-Show (die dann natürlich auch ganz anders läuft als geplant).
Womit Smith wieder einmal beweist, dass er zwar die Verantwortung des Erwachsenwerdens auf sich genommen hat, seinen infantilen Humor aber trotzdem weiter liebevoll pflegt. Man kann als "Slacker" auch erwachsen werden und sich selbst treu bleiben. Und deshalb gelingt es Smith auch, für seine beiden Anti-Helden hier ein Ende zu finden, das zwar überraschend kommt, aber eigentlich vollkommen konsequent ist. Fast schon poetisch.

Und, sollte man sich diesen Film angucken, wenn man noch nie einen Smith-Film gesehen hat? Ehrlich gesagt: Nein. Wie schon "Jay & Silent Bob strike back" ist "Clerks 2" ein so speziell auf Smiths Fangemeinde zugeschnittener Film, dass für Nicht-Vertraute gut die Hälfte des Spaßes gar nicht erst ersichtlich ist. Macht das "Clerks 2" zu einem gescheiterten Film? Nein. Denn Kevin Smith macht seine Filme eben nicht für alle, sondern für die Leute auf seiner Wellenlänge. Und wenn man zu denen gehört, dann ist "Clerks 2" ein herrlich witziges, unterhaltsames und sogar anrührendes Wiedersehen mit ein paar richtig guten Kumpels.


8
8/10

Der Film lief hier in Hamburg auf englisch in der Sneak und auch die Zuschauer ohne Clerks-Erfahrung hatten ihren (großen) Spaß. Enjoy the movie!

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7
7/10

Gutes Review. Respekt. Der Film ist stark, wenn er witzig ist, aber leider ein wenig zu bieder, wenn er versucht Feelgood-Movie zu sein (inklusive Alanis Morissette und Smashing Pumpkins Musik). Smiths Beobachtungsgabe und Detailverliebtheit macht "Clerks 2" aber dennoch zu einem insgesamt guten Film. Meine Meinung;)

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6
6/10

das kevin smith seinen erstling nicht toppen kann, war ihm wohl selbstklar...die vielen fäkal-humor-nummern auf amrican pie niveau in clerksII sind meiner meinung nach etwas zuviel des guten, hier wäre weniger mehr gewesen, smith hätte sich mehr auf die witzigkeit in den dialogen seiner charaktere beschränken sollen, die hier teilweise wieder grandios ausfällt....

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7
7/10

lustiger film mit guten darstellern, aber einige kleinere schwächen wie die nicht so ganz reinpassende romantik
insgesamt sehenswert und gut wenn man mal was zum lachen haben will, vor allem wenn man infantilen humor mag ;)

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9
9/10

Super Film in bester Smith Manier, er kann es immer noch.

Wer mit dem Film nicht warm wird dürfte generell Probleme haben sich im Smithschen Universum wohl zu fühlen, dem sei Jersey Girl, sein bis dato größter langweiler ans Herz gelegt, der ist keimfrei.

Fäkalhumor war schon immer ein Ausdruckmittel seiner Filme man denke nur z.b an den leider total untschätzten Mallrats oder an Dogma mit dem Golgathaner.

Insgesamt ein klassischer Smith den Fans lieben werden.
Trevor Fehrman ist eine Entdeckung, es gibt spaßige Gastauftritte und die Story ist flüssig und langweilt keine Minute, es kann nicht jeder Internet Millionär werden.. genau!

Ein Higlight übrigens:
Jays dance...OOOHHH

Wärmstens Empfohlen

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10
10/10

genial...

ich will auch einen esel:-(

:-)

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Echt ein guter Film. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt. Warum gibt es nicht mehr solche Filme....?
Prost

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10
10/10

Die Beste Komödie die ich bisher gesehn habe.
Ich hab mich mit jedem Gag identifizieren können, hab mich schlapp gelacht und das sogar nach dem 4ten und 5ten mal...
Außergewöhnlich!

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9
9/10

Ich liebe diesen Film. Wenn es mir richtig mies geht, schaue ich ihn mir an, und es geht mir wieder gut.

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9
9/10

10 Jahre später liebe ich diesen Film immer noch. Und freue mich immer wieder darüber, wie liebevoll Kevin Smith mit seinen Figuren umgeht, filmisch großartig erzählt und wieviel Herz in seinen Filmen steckt.
Wiederhole ich mich? Ich glaube, schon. Egal.

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