Glass

Originaltitel
Glass
Land
Jahr
2019
Laufzeit
130 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 16. Januar 2019

glass 1Man hätte sich noch vor ein paar Jahren kaum vorstellen können, dass es diesen Film tatsächlich geben wird. Der einst gefeierte, aber auch höchst eigenwillige Filmemacher M. Night Shyamalan befand sich da nach einigen Flops und Differenzen mit diversen Filmstudios gerade wieder auf dem mühevollen Weg zurück ins Geschäft. Der Erfolg seines günstig mit eigenem Geld finanzierten Horror-Thrillers „The Visit“ erlaubte ihm dann die Realisation von „Split“, einer schon länger in seinem Kopf herumspukenden Geschichte über eine Art Übermenschen mit mehreren Persönlichkeiten. Und als auch dieser Film zum veritablen Hit wurde, war es dann fast klar was als Nächstes folgen würde. Hatte doch am Ende von „Split“ eine Figur einen kurzen Auftritt, die aus der Hochphase des Regisseurs stammt, als dieser mit „The Sixth Sense“ die Zuschauer verblüffte, seinen Hauptdarsteller Bruce Willis anschließend auch in „Unbreakable“ besetzte und ihn dort als eine Art unzerstörbaren Superhelden inszenierte. Dieser David Dunn ist jetzt also genauso zurück wie seine damalige Nemesis in Person des genialen aber rücksichtslosen Mr. Glass, der dem neuen Film nun auch seinen Titel gibt.
 

glass 2Nach der Entführung mehrerer junger Frauen und seiner anschließenden Flucht ist der mit multiplen Persönlichkeiten ausgestattete Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) weiterhin eine Bedrohung für seine Umwelt. Daher hat ihn auch David Dunn (Bruce Willis) im Visier, der die Fähigkeit besitzt durch bloße Berührung mit anderen Menschen zu erkennen was diese Übles tun oder vorhaben. Gemeinsam mit seinem Sohn macht Dunn als unerkannter „Rächer“ seit langem Jagd auf kriminelle und „böse“ Menschen. Auch Kevin, der erneut dabei ist zur „Bestie“ zu mutieren, wird von ihm aufgespürt, doch ihre Auseinandersetzung wird abrupt von der Polizei unterbrochen. Sowohl David als auch Kevin werden in eine psychiatrische Einrichtung verfrachtet, in der noch ein weiterer, ganz besonderer Insasse auf sie wartet. Elijah Price alias „Mr. Glass“ (Samuel L. Jackson) wird dort mit Medikamenten davon abgehalten seinen überlegenen Geist einzusetzen, doch so ganz sicher ob das dauerhaft gelingt ist sich selbst die behandelnde Ärztin (Sarah Poulson) nicht. Dennoch versucht sie ihre drei speziellen Patienten davon zu überzeugen, dass deren Fähigkeiten absolut nichts mit „Superkräften“ zu tun haben.

glass 3Wer weder „Split“ noch „Unbreakable“ gesehen hat oder auch nur einen dieser beiden Filme nicht kennt wird sich in „Glass“ ziemlich verloren fühlen. Dass das Publikum mit "Split" vertraut ist, darauf kann man bei der Fortsetzung eines erst zwei Jahre zurückliegenden Hit-Films durchaus bauen, aber davon ausgehen, dass dies auch für die Geschichte von David Dunn und Elijah Price gilt, ist ziemlich gewagt. Denn „Split“ wurde ja durch eine andere, ganz neue Generation von Kinogängern zum Zuschauerhit, die größtenteils völlig unbelastet von irgendwelchem Vorwissen und eher aufgrund der interessanten Prämisse in den Film strömte. Hier wird jedoch viel vorausgesetzt, mehrfach ganze Bilder und Szenen aus dem fast zwanzig Jahre alten „Unbreakable“ zitiert.

Das allein minimiert schon mal ein gutes Stück den Mainstream-Appeal, und der mythologische Überbau und die starke Meta-Ebene der Geschichte tut dann Ihr Übriges, diese Tendenz noch zu verstärken. Denn der Auteur auf dem Regiestuhl nimmt seine Geschichte verdammt ernst und macht klar, dass sich im Grunde nichts verändert hat zu früher: M. Night Shymalan spinnt sich wieder eine Fabel zurecht und konstruiert einen bedeutungsschwangeren Mythos um seine Comic-Helden, die bei ihm eine große symbolische Bedeutung für die Welt besitzen, die schon seit vielen Jahren in Comic-Heften vorhergesagt wird. Wer das albern findet und z.B. auch damals mit seiner Erlöser-Mär „Lady in the Water“ nicht viel anfangen konnte, der wird an der einen oder anderen Stelle auch hier der Auffassung sein, dass es jetzt aber doch ein klein wenig albern wird.

glass 4Die Konsequenz, mit der Shyamalan sein Ding durchzieht und dabei dann schließlich auch noch sämtliche Regeln und Marketing-Grundsätze für ein mögliches, neu aufzubauendes Superhelden-Franchise mit Füßen tritt, die nötigt schon Respekt ab. Bei den Filmstudios dürfte sie eher für Entsetzen und graue Haare sorgen. Aber da der Regisseur auch diesen Film wieder komplett selbst vorfinanziert hat, bevor er ihn schließlich an den wieder neu an ihm interessierten Disney-Konzern weitergegeben hat, kann ihm das auch relativ egal sein. "Hier habt Ihr meine Version eines 'Superheldenfilms', nun schaut was ihr damit anfangt“ wird er sich vermutlich sagen und dieser ganze Hintergrund ist schon ziemlich spannend und faszinierend – für den interessierten Fan oder Journalisten zumindest, fürs Normalpublikum vermutlich weniger.

Das könnte sich eher wundern über dieses merkwürdig verlaufende, mit Anspielungen gespickte, ein großes, klassisches Finale ankündigende und dann plötzlich implodierende Helden-Epos. Es könnte sich auch – mit Recht – etwas langweilen während des ausufernden Mittelteils, der sich doch recht zäh durch die Gänge des einzigen Schauplatzes Psychiatrie schleppt. Erfreuen können die Zuschauer sich vielleicht am erneut fulminanten Spiel von James MacAvoy, bei dem dieses Mal vor allem die etwas humorvolleren Aspekte seiner Inkarnation „Hedwig“ zum Zuge kommen. Auch ein Bruce Willis wirkt bei diesem Projekt wieder etwas motivierter als zuletzt, während Samuel L. Jackson sich erst sehr spät entfalten darf.

glass 5Ob man sie nun genial oder völlig beknackt findet, uninteressant ist die Geschichte mit Sicherheit nicht, das Erzähltempo allerdings getragen und die Actioneinschübe sehr dosiert. Für einen kommerziellen Erfolg in „Split“-Kategorien ist „Glass“ wohl zu schräg, speziell und verkopft geraten. Was es nur um so spannender macht, womit uns dieser eigenwillige Filmemacher wohl als Nächstes kommt, wenn ihm die großen Verleiher bald wieder etwas skeptischer begegnen könnten.

Bilder: Copyright

8
8/10

Wer die ersten beiden Teile mag (nicht mal liebt), der wird wahrscheinlich diesen Teil feiern. Dies ist ein Film, den man, wenn gezwungen ist ihn zu sehen, verdammen wird. Daher auch die größtenteils schlechten Kritiken der Mainstreammedien. Man muss die ersten zwei kennen und mit der Einstellung reingehen: "Geil, wie schafft er es die beiden zu verbinden." Und was soll ich sagen: die Fusion ist teils großartig. Die Kameraarbeit ist überdurchschnittlich. Spannung ist da (ja auch im Mittelteil). Die Schauspieler machen es alle gut bis sehr gut. Musik und Sounduntermalung über weite Teile passend. Story interessant und wendungsreich, mit kleinen Logikausreißern nach unten. Bessern als (fast) alle Marvel/DC-Filme. Was man nicht erwarten darf: bunte Explosionen.

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10
10/10

Woooow, ich bin ja voll geflasht von dem Film, absolut Hammer was aus Unbreakable und Split geworden sind, ein Grandioser 3ter Teil. Kann ich nur Empfehlen Top Pop Korn Kino, man sollte allerdings die Vorgänger Filme kennen!

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9
9/10

Nachdem ich Shyamalan jahrelang nichts mehr abgewinnen konnte (abgesehen von "Split"), war ich gespannt und auch skeptisch, was er hier fabrizieren würde. Und siehe da: "Glass" ist tatsächlich ein (gar nicht mal so kleines) Meisterwerk geworden. Es ist faszinierend, wie die ursprünglich in "Unbreakable" entworfenen Idee hier zu einem grandiosen und einfallsreichen Ende geführt wird, insgesamt weit entfernt vom Mainstream und doch sehr eingängig erzählt.

Wer ewig und drei Tage auf einen Anschluss an die Großtaten "Sixth Sense" und "Unbreakable" gewartet hat, bitte, hier ist er.

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9
9/10

Im Kino verpasst und nun im Heimkino nachgeholt, hat mich dieser unerwartete Abschluss einer ebenso unerwarteten Trilogie sehr begeistert.
Ich gehöre von Anfang an nicht zu den Kritikern, die Shyamalans Werke (bis auf The Sixth Sense, bei dem sich scheinbar die meisten Zuschauer einig sind) verdammen. So fand ich einst Unbreakable schon klasse umgesetzt und war erstaunt, dass der als Mystery-Horror vermarktete Film eigentlich ein Superheldenfilm war.
Dass mit Split dann eine Fortsetzung gedreht wurde - erst beim Abspann ersichtlich - und wir somit also einen Superbösewicht-Film gesehen haben, war ein echter Knüller.
Es folgte unglaublicherweise der Abschluss mit Glass, der die beiden 16 Jahre auseinanderliegenden Vorgänger verbindet und alle Figuren und Schauspieler zurückholt.
Dass große Teile der Handlung in einer Psychiatrie spielen und das Aufeinandertreffen der Charaktere dort stattfinden würde, konnte man schon am Trailer erahnen. Da in dieser Phase bereits alle Figuren etabliert sind und keiner von ihnen eine Gefahr für Dritte darzustellen scheint, sprechen manche Kritiken vermutlich von Spannungsarmut im Mittelteil. Tatsächlich kann ich das jedoch nicht bestätigen - es ist nur eine andere Art der Spannung, eine Art der Unruhe mit dem Gefühl, dass sich irgendwas allmählich zuspitzt. Vor allem der titelgebende Mister Glass scheint mysteriös untätig für ein Superhirn.
Als es dann passiert (klar, der Trailer hat hierzu ja leider auch bereits Szene geliefert), streut Shyamalan in Flashbacks Erklärungen und Wendungen ein, wie man es gewohnt ist. Mindestens eine davon fand ich hervorragend, verbindet sie doch perfekt die drei Filme zu einem Ganzen - wenn auch konstruiert, das ist klar.
Weniger gefallen hat mir zunächst, was am Ende aus den Figuren geworden ist, doch je länger ich darüber nachdenke, führte genau das zum eigentlichen Ende (oder Anfang?) und ist somit wieder konsequent.
Was leider extrem schade ist: der Film wird angesichts der Tatsache, dass er auf einen fast zwanzig Jahre alten und zwingend erfoderlichen Vorgänger aufbaut, im Mainstream nicht ankommen. Viele Zuschauer von Split dürften zum Zeitpunkt von Unbreakable noch gar nicht geboren oder alt genug gewesen sein, um diesen zu kennen. Und da schon Unbreakable eher ein Nischenprodukt war, ist es halt auch kein Klassiker, den man - bis vor kurzem - kennen musste. Somit bescheinigen viele Kriritker diesem tollen Projekt eher Durchschnitt oder schlechte Wertungen.
Aber: wer offen für die Thematik "Comic", "Superhelden" und Shyamalans Art und Weise der Inszenierung ist und - wie ich - alle drei Filme direkt hintereinander anschaut, wird garantiert mit einem durchgängigen, in sich schlüssigen Werk belohnt.

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