Das Mädchen aus dem Wasser

Originaltitel
Lady in the Water
Land
Jahr
2006
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Volker Robrahn / 21. Juni 2010

Cleveland Heap (Paul Giamatti) ist als Hausmeister und Mädchen für alles so etwas wie die gute Seele im Wohnblock "The Cove". Der stets freundliche und korrekte Mann bleibt sich auch treu, als er eines Tages die junge Story (Bryce Dallas Howard) im Swimmingpool der Anlage entdeckt. Die ängstliche und verschüchterte Frau bittet ihn um Hilfe bei der Suche nach einem Menschen aus dem Komplex, den sie unbedingt treffen müsse. An Storys Behauptung, sie käme aus einer ihm unbekannten Welt unter dem Pool und es gäbe gefährliche Bestien, die sie an einer Rückkehr hindern wollen, hegt Cleveland nur anfängliche Zweifel. Denn es dauert nicht lange, bis er so einem unheimlichen Wesen selbst begegnet, und kurz darauf erzählt ihm eine der Bewohnerinnen von einer Art Gutenachtgeschichte, die von nymphenartigen Wesen namens "Narfs" handelt, welche versuchen mit den Menschen in Kontakt zu treten und ihnen den richtigen Weg zu weisen. Cleveland ist überzeugt, genau so einen Narf bei sich aufgenommen zu haben, und unterstützt Story mit all seinen Kräften bei ihrer Aufgabe. Denn die erweist sich als sehr schwierig und gefährlich, das Zeitfenster für die Rückkehr als sehr eng und ohne die Hilfe der Bewohner, von denen vielen anscheinend eine bestimmte Aufgabe zugedacht ist, wird sie ihnen nicht gelingen.

Warum wird aus einer "Lady" in der deutschen Fassung eigentlich ein Mädchen und keine Frau oder Dame? Vielleicht, weil es so noch etwas märchenhafter klingt, und wenn dies denn die Intention der verantwortlichen Übersetzer war, so folgen sie damit ausnahmsweise tatsächlich einmal der Intention des Filmemachers. Auf dieses Vorhaben, nämlich die 75 Millionen Dollar teure Version einer selbst erdachten Gutenachtgeschichte zu inszenieren, stützte sich allerdings bereits im Vorfeld die Kritik vieler Skeptiker, die sich fragten, warum um alles in der Welt man sich so etwas denn ansehen sollte.
Nun, man sollte sich von dem Schlawiner M. Night Shyamalan vielleicht einfach nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen, denn natürlich präsentiert er uns hier viel mehr als nur eine naive Kindergeschichte, nämlich einen der faszinierendsten und einfallsreichsten Filme des Jahres. Mit den Erwartungen des Publikums spielt der Meister auch wieder erneut, und wieder auf eine andere Art und Weise. Waren es zuerst die verblüffenden Schlusswendungen, die einen Filme wie "The Sixth Sense" und "Unbreakable" gleich noch einmal anschauen lassen wollten, blieb diese in "Signs" größtenteils aus, einem Werk welches stattdessen damit verblüffte, dass es seine sehr phantastische Geschichte tatsächlich ernst meinte. "The Village" schließlich bot zwar wieder die handlungstechnische Pointe, manipulierte sein Publikum aber damit, ihm lange Zeit einen übersinnlichen Gruselstreifen vorzugaukeln, nur um ihm schließlich ein finales "Ätsch" entgegen zu werfen. Das fanden nicht alle lustig, aber wer sein bisheriges Werk einmal entsprechend Revue passieren lässt, wird dabei erkennen, dass der Vorwurf, Shyamalan würde immer nur das Gleiche machen und dass dies doch langsam langweilig wird, eigentlich unhaltbar ist. Der Mann hat ein durchgehendes Thema, und das ist der Glaube daran, dass jeder in seinem Leben eine Bestimmung hat. Diese Erkenntnis dominiert die meisten seiner Filme, präsentiert wird sie jedoch auf höchst unterschiedliche Art und Weise, und das gilt auch einhundertprozentig für "Das Mädchen aus dem Wasser".

Entgegen der vordergründigen Naivität der Geschichte wird ihr tiefer liegendes Thema sogar so komplex inszeniert wie in keinem Shyamalan zuvor. Denn hier geht es nicht nur um den von Schauspieltitan Paul Giamatti wieder absolut glaubwürdig und überzeugend verkörperten Sympathieträger, sondern um ALLE Charaktere, die zu Beginn des Films eher beiläufig vorgestellt werden. Deren Bedeutung und Aufgabe wechselt dabei teilweise mehrfach, und auch hier treibt der Autor wieder sein Spiel, aber diesmal nicht nur mit dem Publikum und seinen Sehgewohnheiten, sondern vor allem auch mit seinem Medium selbst. Denn nur weil eine klug wirkende Figur einige schlüssig klingende Erkenntnisse gewinnt und diese uns mit den dazu passenden Bildern plausibel gemacht werden, müssen sie ja noch lange nicht korrekt sein. Konsequenterweise erkennt dann aber eben dieser Charakter schließlich sehr genau seine eigentliche Rolle in dieser Geschichte und kommentiert sein den Genrekonventionen geschuldetes Schicksal entsprechend. Mit einem Augenzwinkern weist uns der Regisseur in bisher nicht gesehener Selbstreflexion darauf hin, dass seine Geschichte bisher doch arg formelhaft verlief und dies jetzt ab sofort geändert wird.
Derartige Mätzchen bedeuten natürlich einen (gewollten) Bruch in der Erzählweise, den man als unpassend abtun und verärgert abwinken kann. Oder man lässt sich begeistern und verzaubern von diesem vielschichtigen Gebilde, das als eine Parabel über das Geschichtenerzählen an sich gesehen werden sollte. Der Katalysator, der die Story in Gang setzt, trägt eben diesen Namen nicht umsonst, und vielleicht möchte uns Mr. Shyamalan ja nur einmal zeigen, dass selbst völlig willkürlich ausgedachte Märchenelemente und eine abstruse Auswahl befremdlicher Figuren es keinesfalls unmöglich machen, eine starke Geschichte letztendlich trotzdem auf ihren Kern zurückzuführen und zu einem runden Ganzen zu verbinden.

Die nicht nur ihrer Rolle als entkräftetes Fabelwesen geschuldete Blässe, mit der Bryce Dallas Howard hier nach "The Village" erneut für Shyamalan agiert, könnte ein Schwachpunkt des Films sein. Allerdings nur, wenn ihr Charakter denn auch tatsächlich so bedeutend wäre, wie es der Titel suggeriert. Dem ist aber nicht so, der Begriff "Katalysator" wurde bereits genannt. Ebenfalls keinesfalls ein Schwachpunkt ist die diesmal deutlich ausgeprägtere Rolle, die der Regisseur und Autor selbst übernommen hat. Sein frisch inspirierter Schriftsteller Vick sorgt sogar für einige bewegende und magische, sehr ernsthafte Momente. Dass es diese trotz aller Fantasy und Fabelwesen dennoch gibt, ist die wohl bemerkenswerteste Leistung eines Mannes, der sich mit diesem Film endgültig als überdurchschnittlicher und mutiger Filmemacher entpuppt.

Die Zeit der überdurchschnittlichen Einspielergebnisse seiner Filme könnte für Shyamalan allerdings vorbei sein, denn es steht zu befürchten, dass ihm das nach Mainstreamkino verlangende Publikum nun endgültig nicht mehr folgen mag. Beim Geld gebenden Disney-Konzern brach angesichts der hier abgelieferten, wilden Mixtur sogar der nackte Angstschweiß aus und das Studio weigerte sich, den Film in dieser Form herauszubringen. Anstatt sich zu fügen und zahlreiche Änderungen vorzunehmen, wechselte Shyamalan jedoch einfach den Verleih und man darf nun die Warner-Studios dafür loben, uns das unverfälschte Endprodukt zugänglich zu machen (der Zorn des Regisseurs über Disney wird uns ebenfalls zugänglich gemacht, und zwar in einem entsprechenden, von ihm verfassten "Buch der Abrechnung").
Viele Diskussionen schon im Vorfeld also, und auch dem Filmszene-Rezensenten ist klar, dass längst nicht jeder seiner enthusiastischen Sichtweise wird folgen mögen. Aber ehrlich: Was hätten wir denn schon groß gehabt von einem weiteren, mehr oder weniger gelungenen, gradlinigen Mystery-Thriller von der Stange? Stattdessen schenkt Shyamalan uns einen so noch nicht da gewesenen, vielschichtigen und schrägen Cocktail, ernsthaft, aber mit einem Augenzwinkern serviert, und dabei voller Hoffnung. Von meiner Seite dafür vielen Dank!


1
1/10

Absoluter Dreck. Zum Sterben langweilig.

Permalink

1
1/10

ich kann mich an keinen Film erinnern, der mir weniger gegeben hätte, keine Bewertung der Welt könnte deutlich machen, wie unnötig dieser Streifen ist - größtes Unverständnis, wie überhaupt irgend jemand dieser Zeitverschwendung auch nur das geringste Detail abgewinnen kann, selbst das zweifellos grandiose Schauspiel von Giamatti wird von Sinnlosigkeit zugepflastert - eigentlich unpackbar, dass es sowas überhaupt gibt

Permalink

10
10/10

Ich vergebe eine 10 höchst selten. Aber diesmal muss ich es tun.
Warum? "Das Mädchen aus dem Wasser" mag für viele Zuschauer, die den alltäglichen Hollywoodfrass gewöhnt sind zu unkonventionell sein. Aber gerade dies halte ich für äusserst erfrischend.
Der Film ist wie das Wasser selbst. Es ist fast unmöglich, ihn in all seiner Tiefe zu ergründen.
Top!!!

Permalink

8
8/10

Ein schönes Märchen mit einer bezaubernden, elfenschönen Bryce Dallas Howard.

Permalink

10
10/10

Also ich selbst stehe eher auf Fantasy, Horro oder Psycho

Dieser Film ist etwas sehr originelles und nicht für Jedermann gedacht! Man muss entweder schon von Anfang an ein Gespühr entwickeln oder man beendet diese Film mit einer großen Enttäuschung.
Ich kann nicht erklären, was der Film in mir auslöste als ich ihn mir ansah, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man ein Erlebnis haben, das selten ein Film auslösen kann und das ohne schnulzig zu sein. Liebe Grüße

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.