Sind wir denn nie zufrieden?
Seit Jahren beklagt nicht nur die Filmszene eine ermüdende Häufung von immer nach dem gleichen Muster gestrickten Jackie Chan-Filmen made in Hollywood (siehe z.b. "In 80 Tagen um die Welt" oder "Shanghai Knights"). Mit dieser teilweise im Abstand von nur wenigen Monaten produzierten Dutzendware verspielte der sympathische Chan selbst bei seinen Anhängern zunehmend Kredit. Das wird er wohl auch selbst erkannt haben, und versucht nun also die Rolle rückwärts. Schon der Titel seines neuen, wieder in Hongkong inszenierten Films deutet unmissverständlich den Schritt zurück zu den Anfängen an. Denn mit den "Police Story"-Filmen eroberte Jackie Chan in den Achtzigern schließlich zunächst über die Videotheken auch den westlichen Massenmarkt. Doch mit der nostalgischen Vergangenheit ist das ja so eine Sache, die lässt sich halt oft nicht so einfach rekonstruieren. Und daher erweist sich diese "New Police Story" für den großen Stuntman auch nicht als Punkt-, sondern als schmerzhafte Bauchlandung.
Vom leichtfüßigen Witz der alten "Police Story" ist hier nichts mehr zu spüren. Gleich zu Beginn begegnen wir einem heruntergekommenen Inspektor Wing (Jackie Chan), der betrunken im Straßendreck landet. Wing musste einige Monate machtlos miterleben, wie eine Handvoll Kollegen von einer sadistischen Killertruppe getötet wurde. Er gibt sich selbst die Schuld daran, schließlich hatten die Mörder mit ihm einige grausame Spielchen veranstaltet, bei denen sie ihm die Chance zur Rettung der Freunde einräumten. Doch Wing versagte und muss sich nun mühevoll von einem jungen Kollegen wieder auf die Beine helfen lassen, um den Weg zurück ins Leben und auch zu seiner Frau zu finden. Dabei ergibt sich schließlich auch die Gelegenheit, den alten Fall aufzuklären und Rache zu nehmen.
Das hört sich erstmal alles gar nicht so schlimm an, ist aber in der hier präsentierten Umsetzung nahezu unerträglich. Jackie Chan als traumatisierten, gebrochenen Charakter kann man sich nicht nur schwer vorstellen, er kann so etwas einfach auch gar nicht spielen. Und wie soll damit auch nur irgendeine dramatische Wirkung erzielt werden, wenn man gleichzeitig natürlich noch die unverzichtbaren Stunt- und Slapstickszenen einbauen muss? Hier die brutal abgeschlachteten Kollegen, dort die spaßige Verfolgungsjagd über Dächer und Busse. Dazu eine Killerbande, die aus gelangweilten, reichen Jugendlichen besteht und deren Massenmorde lapidar mit einer kurzen Szene der kühlen Eltern, die natürlich nie Zeit haben, gerechtfertigt werden. Schließlich nach weiteren Morden die spontane Erkenntnis und das plötzliche gegenseitige Verstehen.
Das alles wird so unfreiwillig komisch und flach inszeniert, dass im Kinosaal allgemeines Gelächter einsetzt. Und trotzdem liest man dann in diversen Kurzbesprechungen zu diesem Machwerk tatsächlich Sätze wie "der neue Jackie Chan bietet diesmal sogar ein Stück Gesellschaftskritik" und bekommt ob solch unreflektierter Wiedergabe der Pressemitteilungen wirklich das Kotzen. Nichts ist hier mehr zu spüren vom Charme und infantilen Spaß der Vorgängerfilme, stattdessen bekommt man nur eine sich ihres eigenen Zynismus offenbar gar nicht bewusste Geschichte mit einem kruden Mix aus Slapstick und Drama.
Die traurige Krönung des Ganzen sind dabei die Dialoge (zumindest in der englischsprachigen Fassung, die der Presse gezeigt wurde), bei denen man sich im Samstagmorgen-Kinderprogramm für Sechsjährige wähnt. Kurze, abgehackte Sätze im Stile von "Go, get him!" oder "I will kill you", die in der Hongkong-Umgebung noch ein Stück alberner wirken als sie sowieso schon sind.
Es wird auch hier wieder Zuschauer und Chan-Fans geben, denen das alles völlig egal ist und die an diesem Film ihren Spaß haben wollen und werden. Für alle Anderen sind die 122 Minuten der "New Police Story" aber eine einzige Qual, und diese lang erwartete "Rückkehr zu den Wurzeln" ein gewaltiges Ärgernis.
Nein, wir sind nicht zufrieden.
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