Vier gegen die Bank

Jahr
2016
Laufzeit
96 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Frank-Michael Helmke / 16. Dezember 2016

Vier gegen die BankAuf den ersten Blick ist dieser Film eine ganz große Sache. Die vier vielleicht populärsten deutschen Schauspiel-Stars zum ersten Mal gemeinsam in einem Film, und dann auch noch mit Wolfgang Petersen auf dem Regiestuhl, der zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder einen Film in Deutschland inszeniert. Holla die Waldfee! Auf den zweiten Blick durfte man aber schon ein bisschen skeptisch sein. Erstens, weil Petersens sehr erfolgreiche Jahre in Hollywood schon eine ganze Weile vorbei sind. Er hatte von Anfang der 90er, beginnend mit "In the line of fire" und "Outbreak", bis Anfang der 2000er mit "Der Sturm" und "Troja" einen sehr guten Lauf, doch seit sein Remake des Katastrophen-Klassikers "Poseidon" vor zehn Jahren ordentlich floppte, hat Petersen in Hollywood ausgedient und gar nichts mehr inszeniert. Zweitens, weil man für diesen Film hier einen gewissen Tripper Clancy als Autor engagierte, ein Amerikaner, von dem bislang genau null Drehbücher umgesetzt wurden. Und drittens, weil es sich lediglich um eine Neuauflage eines alten Fernsehfilms handelt, den Petersen anno dazumal 1976 selbst inszeniert hatte, vor seinem großen Durchbruch, und der nicht gerade ein legendäres Stück deutscher TV-Kultur war. Ähnlich vergessenswert ist denn auch der neue "Vier gegen die Bank". Denn was hier als großes Kino-Ereignis angepriesen wird, ist nichts mehr als eine ziemlich dümmliche Boulevard-Komödie auf unterem TV-Niveau, die auf der großen Leinwand fast schon ein wenig peinlich wirkt. 

Vier gegen die BankVon der ersten Minute an lässt "Vier gegen die Bank" sämtliche Finesse vermissen und erklärt Plattheit und flachste Klischees zu seinem Modus Operandi. Da ist man sich nicht zu schade, die vier Hauptfiguren der Reihe nach mit einer kurzen Szene vorzustellen, in denen Beruf und Name klar gesetzt werden, aber damit es auch wirklich jeder versteht, wird's dann auch nochmal extra eingeblendet: Es gibt Chris, den unterbelichteten Boxer, Max, den ehrgeizigen Werber, Peter, den selbstverliebten Schauspieler, und Tobias, den verklemmten Bankangestellten. Und wer jetzt zu raten versucht, welcher der vier Hauptdarsteller jeweils welche Rolle spielt, wird bestimmt nicht daneben liegen. Im Presseheft heißt das dann "Den Stars wurden ihre Rollen auf den Leib geschrieben". Man könnte aber auch sagen: Die Vier spielen halt das, was sie eigentlich immer spielen, und sind für durch und durch klischierte Figuren dann auch noch die totale Klischee-Besetzung.

Aber jedenfalls: Der Boxer, der Werber und der Schauspieler haben alle eine Stange Geld angespart, welches sich jedoch in Luft auflöst, weil der Bank-Manager Schumacher (Thomas Heinze als, Überraschung, wandelndes Klischee eines schmierigen, skrupellosen Bankers) ihre Investment-Konten in den Totalverlust rauschen lässt, um es seinem ungeliebten Angestellten Tobias in die Schuhe zu schieben und diesen so loszuwerden. Auf diese Art zusammengeführt, beschließen die Vier die einzig probate Reaktion auf diese gemeinsam erlittene Ungerechtigkeit: Sie werden die Bank überfallen, um sich ihr Geld (und noch so ungefähr 1,5 Millionen plus) zurückzuholen. 

Vier gegen die BankWer nun einen klassischen "Heist Movie" erwartet, wo eine Handvoll Gauner mit brillanten Tricks und trockenem Humor einen großen Coup abziehen - quasi: Eine Art "Ocean's Eleven" auf Deutsch - wird hier die größtmögliche Enttäuschung erleben. Der Banküberfall, den das Quartett nun ausheckt, hat nämlich wirklich gar nichts Cleveres an sich, sondern ist tatsächlich so bescheuert, dass er nur in einer deutschen Boulevard-Komödie überhaupt funktionieren kann. Auf welchem Niveau man sich hier bewegt, wird ganz gut dadurch veranschaulicht, dass der ganze Plan zentral darauf fußt, dass ein bestimmter Bankangestellter jeden Tag zur exakt selben Uhrzeit kacken geht. 

Also gut, kein mit Cleverness beeindruckender "Heist Movie" also. Aber auch ein von vier sich selbst überschätzenden Idioten durchgeführter Banküberfall kann seinen Charme haben. Wenn man das denn dann wenigstens konsequent durchzieht und aus der Dämlichkeit eine Tugend macht, wenn also wirklich alles schief geht, was nur schief gehen kann, sich die Protagonisten maximal bescheuert anstellen und aufgrund absurdester Plot-Purzelbäume die Sache trotzdem irgendwie aufgeht. Aber auch für so etwas bräuchte man eine Menge Einfallsreichtum hinter der Kamera und die Bereitschaft der Hauptakteure, sich ordentlich lächerlich zu machen. Beides sucht man bei "Vier gegen die Bank" vergeblich.

Was man hier auch vergeblich sucht, ist so etwas wie eine überzeugende Chemie im so hochkarätig besetzten Ensemble. Vier gegen die BankSchweiger, Schweighöfer und Liefers spielen mit minimalem Einsatz ihren gewohnten Stiefel runter, ohne jemals als glaubwürdige "Partners in Crime" zusammenzuwachsen - was auch wieder dem sträflich unterentwickelten Drehbuch anzulasten ist, das seine Figuren ohnehin zu keiner Sekunde wirklich ernst nimmt. Einzig Bully Herbig schlägt sich in seiner Rolle noch ganz gut, der heimliche Star des Films ist jedoch Antje Traue als auf Banküberfälle spezialisierte Super-Polizistin, die dem Trottel-Quartett mit ihrem Spürsinn zum Verhängnis zu werden droht. Es ist die einzige Figur im Film, die dank ihrer Darstellerin so etwas wie eine glaubhafte zweite Ebene entwickelt.

Alles andere hier ist einfach nur flach und klischeeüberladen und unternimmt nicht mal den Versuch, etwas anderes zu sein. "Vier gegen die Bank" ist ein Komödchen auf dem Niveau eben solcher Stücke, wie man sie in zweitklassigen Theatern zur Belustigung von per Piccolöchen beschwippster älterer Damen aufführt, ein heiter-seichtes Schmunzel-Filmchen fürs Abendprogramm der ARD. Was er ganz sicher nicht ist: Großes Kino. Und damit vor allem für Wolfgang Petersen eigentlich eine unwürdige Angelegenheit. 

Bilder: Copyright

"Komödchen, Piccolöchen, Filmchen" - herrlich! Genau das verspricht der unsäglich grenzdebile Trailer. Traurig, was der "Boot"- und "Troja"-Regisseur hier abzuliefern versucht.

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Ich schaue schon seit Jahren keine Filme aus Deutschland: Filme wie der bewegte Mann und Manta, Manta haben mir die Lust darauf verdorben. Leider scheint das auch hier zu stimmen... da schaue ich lieber im Nachbarland Frankreich vorbei, von dort kommenden tolle europäisch geprägte Charaktere und interessante Geschichte. Vier gegen Willi hat nichts, rein gar nichts Reizvolles...

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7
7/10

*...Kritik nach dem Schema "Deutsche Filme sind alle Scheiße". Das einem "Mike and Dave need Wedding Dates" ein Auge mehr zugestanden wird, sagt Alles.

Dazu zwei Kommentare von Leuten die den Film nicht gesehen haben...

*(Anfang des Post aus Gründen der Netequitte von der Redaktion entfernt)

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