Gloucester, Massachusetts, Oktober 1991. Kapitän Billy Tyne (George Clooney) kehrt von einem erfolglosen Fischzug in den Heimathafen zurück. Dieses Mal fehlte ihm die Spürnase, welche seine Kollegin Linda Greenlaw (Mary Elizabeth Mastrantonio) besitzt: ihre Crew sackt die dicke Kohle ein. Angestachelt von seinem Boss, der ihn schon für erledigt hält, beschließt Tyne, noch einmal in See zu stechen, obwohl um diese Jahreszeit die Saison eigentlich schon vorbei ist. Das Geld brauchen er und seine Mannschaft aber auch dringend. Bobby Shatford (Mark Wahlberg) muß seine Scheidung bezahlen und will mit seiner Freundin Chris (Diana Lane) ein neues Leben aufbauen. Dale Murphy (John C. Reily) muß für seinen Sohn und seine geschiedene Frau aufkommen, Bugsy (John Hawkes), Alfred Pierre (Allen Payne) und Sully (William Fichtner) sind froh, daß jemand ihnen einen neuen Job anbietet, damit sie über die Runden kommen.
Doch das waghalsige Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Nicht nur, daß Murph und Sully sich überhaupt nicht ausstehen können; auch die Haken bleiben größtenteils leer. So beschließt Tyne, den weiten Weg zum wellen- und fischreichen Flemish Cap zu unternehmen, um die Vorratsräume zu füllen. Unterwegs braut sich über ihrem Schiff „Andrea Gail“ ein Unwetter allererster Kajüte zusammen, doch nach ein paar Hindernissen (Mann über Bord, Hai an Bord) erreicht man das Ziel, und die Fische beißen prächtig. Doch als es zurück gehen soll, meldet das Fax einen beachtlichen Sturm in Richtung Heimat. Die Männer stehen vor einer Entscheidung: entweder warten, bis der Sturm sich legt und die Fische (=Geld) verlieren, oder das Risiko auf sich nehmen und durchfahren. Da alle das Geld brauchen, entscheidet man sich für den Rückweg. Hätten sie gewußt, daß sich vor ihnen gerade das verheerendste Unwetter seit Menschengedenken aufbaut, hätten sie es sich wohl anders überlegt. Die „Andrea Gail“ sieht sich dem perfekten Sturm gegenüber...
Wolfgang Petersen ist wieder in seinem Element. Nach „Das Boot“ nun wieder ein Film über ein Schiff, und wieder nach einer wahren Geschichte. Obwohl in diesem Fall eher das Ereignis an sich den Ausschlag für den Film gegeben hat, und nicht die Geschichte der Männer der „Andrea Gail“. Zumindest gibt es in „Der Sturm“ nur einen wirklichen Hauptdarsteller, und das ist eben jenes Jahrhundertunwetter. Der Film bemüht sich zwar, die Charaktere plausibel zu gestalten und ihnen Motivation unterzujubeln, doch wie bei „Twister“ ist das eigentlich nur Staffage, alle warten nur auf IHN. Die Darsteller bieten zwar solide Arbeit (auch wenn man Clooney den Skipper nicht ganz so abkauft), doch hier sind sie nicht die Stars. Auch das Drehbuch legt einen Spannungsbogen mit vielen Voraus- und Andeutungen hin, so daß man von Beginn an heiß gemacht wird, IHN endlich zu sehen. Nachdem in der knappen ersten Stunde des Films alle Mann an ihre Plätze gebracht worden sind, darf ER auftreten. Und als Zuschauer kann man nur eins sagen: WOW!!
Die zweite Hälfte des Films besteht aus pausenloser Action. Petersen fackelt ein bildgewaltiges Feuerwerk ab, daß einem Angst und Bange wird. Keine Sekunde hat man Zeit zum Ausruhen. Nicht nur die „Andrea Gail“ muß gegen den Sturm ankämpfen, in einem Nebenplot sind Küstenwache und Air Force mittendrin, um eine havarierte Segelschiff-Besatzung zu retten. Es ist also immer was los, schnelle Schnitte, gewaltige Bilder von noch gewaltigeren Wellen. Wasser wohin man auch sieht, und man bekommt eine Ahnung, wie ein echter Hurricane ausschaut. Petersen verzichtet natürlich auch bei diesem Spektakel nicht auf einen einsamen Höhepunkt, und bringt die beeindruckendste Welle am Schluß. Die zweite Stunde ist schlichtweg grandios: Mitreißendes, rein visuelles Wahnsinnskino.
Ähnlich wie in „Armageddon“ wird ein konstant hohes Tempo erreicht, das dem Zuschauer kaum Zeit zum Atmen läßt, nur bleibt bei „Der Sturm“ die Logik nicht ganz so auf der Strecke. Hier geht es nur um den Kampf Mensch gegen Natur, und die Machtverhältnisse sind ziemlich eindeutig, so daß der Film wesentlich ehrlicher und spannender rüber kommt als der Kometenkracher.
„Der Sturm“ ist, kurz gesagt, ein Knaller. DER Sommerhit, klar vor Emmerichs „Der Patriot“, egal was noch kommt. Bildgewaltiges Popcorn-Kino vom Allerfeinsten. Der Schluß ist zwar Müll, aber Schwamm drüber. Anschauen! ER hat es verdient.
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