Unsichtbar - Zwischen zwei Welten

Originaltitel
The Invisible
Land
Jahr
2007
Laufzeit
97 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Maximilian Schröter / 27. Dezember 2010

Unsichtbar zu sein - wohl kaum jemand hat sich das noch nie gewünscht. Die Vorstellung, sich den Blicken seiner Mitmenschen zu entziehen und so zum unentdeckten Beobachter werden zu können, übt seit jeher eine gewaltige Faszination auf die Menschen aus. Dass Unsichtbarkeit aber nicht nur als Segen, sondern auch als Fluch denkbar ist und außerdem in der Realität durchaus ihre Entsprechungen hat, davon handelt "Unsichtbar". Die Grundlage für die Story des Films bildet ein Roman des schwedischen Jugendbuchautors Mats Wahl, der bereits unter dem Titel "Invisible - Gefangen im Jenseits" verfilmt worden ist. Anders ausgedrückt ist "Unsichtbar" schlicht ein weiteres Hollywood-Remake eines einfallsreichen europäischen Films.

Nick Powell (Justin Chatwin) geht auf die High School, ist dort der Schwarm aller Mädchen und schreibt so gute Noten, dass es ihm ein Leichtes ist, die Hausaufgaben seiner Mitschüler gleich mit zu erledigen - selbstverständlich gegen Bezahlung. Seine Mutter (Marcia Gay Harden) ist stolz auf die schulischen Leistungen ihres Sohnes und sieht diese als Basis für Nicks weitere, von ihr bereits in allen Details geplante Karriere. Die Pläne seiner Mutter decken sich allerdings überhaupt nicht mit Nicks eigenen; sein größter Traum ist es, zu schreiben, und so meldet er sich - ohne das Wissen seiner Mutter - bei einer Autorenschule in London an.
Sämtliche Pläne werden allerdings durchkreuzt, als Nicks schon mehrmals durch kriminelles Verhalten aufgefallene Mitschülerin Annie (Margarita Levieva) ihn zusammen mit ihrer Clique fast zu Tode prügelt, in dem Glauben, Nick habe sie nach ihrem Juwelenraub in der Nacht zuvor an die Polizei verpfiffen. Am folgenden Morgen geht Nick zur Schule, muss aber feststellen, dass seine Mitmenschen ihn nicht mehr wahrnehmen und all seine Handlungen wie von Geisterhand rückgängig gemacht werden. Bald wird ihm klar, dass er in einem Zustand zwischen Leben und Tod schwebt: Während sein in einem Waldstück zurückgelassener Körper den schweren Verletzungen zu erliegen droht, wandelt Nicks Geist gleichzeitig als Unsichtbarer unter den Lebenden und versucht diesen verzweifelt bei seiner eigenen Rettung zu helfen.

David S. Goyer, Drehbuchautor von "Batman Begins" und der "Blade"-Trilogie sowie Regisseur von "Blade: Trinity", begibt sich mit "Unsichtbar" einmal mehr in fantastische Gefilde. Die Idee der Unsichtbarkeit dient hier jedoch nicht als optischer Schauwert, sondern soll vor allem metaphorisch die Distanz zwischen den Menschen und das dadurch entstehende Gefühl des Alleingelassenseins verdeutlichen. Da ist zum Beispiel Nicks Mutter, die zu wissen glaubt, was das Beste für ihren Sohn ist, dessen wirkliche Wünsche und Ziele aber gar nicht kennt. Die sich anderen gegenüber abweisend und gewalttätig verhaltende Annie wiederum versucht durch ihre Aggressivität einen Schutzwall um sich zu errichten und selbst Distanz zu schaffen.
So geht es in "Unsichtbar" also vor allem darum, nicht oder in falscher Weise von seinen Mitmenschen wahrgenommen zu werden und wie man sich anderen gegenüber präsentiert, um bewusst solch eine falsche Wahrnehmung zu provozieren. Leider gibt es jedoch mehrere Faktoren, die diesen recht viel versprechenden Ansatz wenn auch nicht im Keim ersticken, so doch zumindest so verwässern, dass am Ende nicht mehr als ein durchschnittlicher, auf die Teenager-Zielgruppe zugeschnittener Mystery-Thriller bleibt.

An erster Stelle ist dabei der Hauptdarsteller zu nennen. Justin Chatwin ist bisher vor allem dafür bekannt, in Steven Spielbergs "Krieg der Welten" den Sohn von Tom Cruise gespielt zu haben. Und wie Cruise sieht auch Chatwin zwar immer irgendwie gut aus, kann aber schauspielerisch nicht in allen Nuancen überzeugen; vielmehr erweckt er den Eindruck, einfach abwechselnd unterschiedliche Gesichtsausdrücke aufzusetzen. Dass auch Marcia Gay Harden ("Mystic River") als ihre Gefühle im Zaum haltende, allein erziehende Mutter ungewohnt blass bleibt, liegt wohl vor allem daran, dass der Charakterisierung der Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu Beginn des Films nicht genug Platz eingeräumt wird.
Von den Darstellern kann jedenfalls allein die noch unbekannte Margarita Levieva völlig überzeugen, die die emotionale Wandlung Annies im Laufe des Films für den Zuschauer unter Ausschöpfung des gesamten Gefühlsspektrums sichtbar macht. Negativ fällt weiterhin auf, dass die Tonspur des Films in der ersten Hälfte regelrecht mit Songs aufstrebender Alternative-Bands zugekleistert ist, die zwar für sich allein genommen alle durchaus gut sein mögen, hier aber in ihrer Masse eher nerven und dem Film teilweise eine unnötige hektische Atmosphäre verleihen.

Die Story von "Unsichtbar" lässt sich als eine weitere Variation des aus "Sixth Sense" bekannten Themas der Kommunikation mit der Zwischenwelt beschreiben, ist aber größtenteils vorhersehbar. Die Filmemacher haben sich eng an das schwedische Original gehalten und bis hin zur Kleidung mancher Charaktere viele Elemente daraus übernommen. Nur das Ende der Geschichte wurde natürlich wieder Hollywood-konform abgeändert. Auch ohne den Vergleich zum Originalfilm heranzuziehen wirkt der hier gewählte Schluss so, als ob man die Zuschauer um jeden Preis mit einem guten Gefühl aus dem Kinosaal entlassen wollte.
Wirklich gute eigene Ideen bietet "Unsichtbar" nicht - der Film bleibt ohne Überraschungen und regt kaum zum weiteren Nachdenken über seinen Inhalt an. Vielleicht hätten die Verantwortlichen ihre kreativen Energien besser in ein wirklich neues Projekt investiert, als einen guten Film für das amerikanische Publikum neu aufzubereiten und dabei zu scheitern.


"[...] einen guten Film für das amerikanische Publikum neu aufzubereiten und dabei zu scheitern"

<advocatus diaboli>

Wieso scheitern?

Wenn der Film nach Hollywood-Mainstream-Manier das Original nur einfallslos nacherzählt, dabei weichspült, auf Stromlinie bürstet und mit einem gewohnt geistlosen Feelgood-Finale für die ganze (US-)Familie verunstaltet, dann ist die Adaption für die amerikanische Zielgruppe (und ihre mit dem Begriff "oberflächlich" sehr wohlwollend und euphemistisch umschriebene Mentalität) doch bestens gelungen...

</advocatus diaboli>

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sehe ich genauso - von zb insomnia kennt doch auch kaum einer das viel bessere europäische original und was beim großen publikum ankommt kann man kaum als gescheitert betrachten . man scheitert eher daran sich mal was anderes im kino anschauen zu können weil die kleinen, die das vorführen alle zumachen müssen oder einen film nur 2 wochen und dann morgens oder abends um elf zeigen können. sorry - ich weiß - falsche seite : aber mein/e vorredner/in hat da wohl den frustknopf bei mir betätigt.

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4
4/10

mal was neues : ein jugend-drama mit mystery-elementen...wenn man bedenkt was regisseur david s. goyer bisher so geleistet hat, kann man, anhand der langatmigen und spannungslosen inszenierung dieses films, eigentlich nur die hände über dem kopf zusammenschlagen...auch der zu sehr in den vordergrund gemischte indie-college-rock-soundtrack nervt total, da die meisten songs nach 20-30 sekunden wieder ausgeblendet werden, und absolut garnichts zum stimmungsaufbau beitragen, eher das gegenteil ist der fall...ich werde mir auf jeden fall mal das original besorgen, das kann eigentlich nur, wie in vielen remake-fällen, besser sein...

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Weiß jemand von euch welche Gruppe die Titelmusik gesungen hat???

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Der war beschissen Den könnt in da müll werfen SCHÄMT EUCH LOL

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