Ein Mann spricht in sein Diktiergerät: "Ich bin Teil einer Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben". Und deshalb bläst Herr Mux zum Kampf gegen Fehltritte aller Art, vor allem auch die der harmloseren Sorte. Eigenmächtig kassiert er Verwarnungspauschalen von Rasern und Schwarzfahrern, "pädagogische Maßnahmen" sind im Service mit inbegriffen. Sollte es dabei mal gefährlich werden, steht ihm sein eher schlicht gestrickter Helfer Gerd zur Seite, der die Vorgänge zudem auf Video festhält, damit auch alles hübsch akkurat archiviert werden kann - schließlich muss man bei den unbelehrbaren Wiederholungstätern ja auch mal härter durchgreifen. Es geschieht das Unvermeidliche: Mux erregt mit seinem Feldzug gegen die Verrohung der Sitten öffentliche Aufmerksamkeit und wird bald zum Medienstar. Sein kleines Büro expandiert zur Agentur mit Filialen im ganzen Land. Problematisch wird es erst, als Mux erkennen muss, dass die von ihm vergötterte Kellnerin Kira nicht seinem Ideal einer reinen und unschuldigen Muse entsprechen will. Und der Verfechter des Anstands und der Moral wird nun selbst zum Gesetzesbrecher. Der reine Handlungsverlauf macht (bis hierhin) noch nicht gleich deutlich, dass es sich bei "Muxmäuschenstill" um eine Groteske handelt. Der stets geschniegelte Mux ist natürlich ein absoluter Nerd, selbst eine gesellschaftliche Randfigur, ohne dies zu erkennen. Er hat sich in eine Idee hineingesteigert, deren Ansatz sicher nachvollziehbar ist, deren radikale Umsetzung allerdings zu absurden Situationen führt. Wenn Mux Jugendlichen auf der Straße eine Predigt hält, wenn er den Kopf eines Hundebesitzers in den Kot seines Tieres drückt, dann macht er sich entweder lächerlich oder strafbar. Auch als er einem Graffiti-Sprayer Farbe ins Gesicht sprüht und dieser daraufhin blind taumelnd von einer Bahn überfahren wird, hört der Kreuzzug deshalb noch lange nicht auf. Eine Identifikation des Zuschauers mit der offensichtlich gestörten Titelfigur ist ohnehin nie möglich, und die anfangs noch vorhandene Sympathie verliert sich dann im weiteren Verlauf komplett. Dabei hat er doch irgendwie auch recht, mit Aussagen wie: "Michael Schumacher ist in Deutschland ein Held, weil er schnell um die Kurve fahren kann und keine Steuern zahlt. Armes Deutschland!" Unfähig zu sozialen Kontakten und vor allem zu normalen Beziehungen, begeht Mux jedoch schließlich Taten, gegen die die Vergehen der von ihm ertappten Sünder mehr als harmlos wirken. Der hochkarätige deutsche X-"Verleih hat die deutsche Kinolandschaft in den letzten Jahren gehörig durcheinander gewirbelt und neben Publikumserfolgen wie "Goodbye, Lenin!" oder den Filmen von Tom Tykwer haben vor allem Werke wie "Black Box BRD" oder aktuell "Lautlos" neue Wege beschritten. Mit "Muxmäuschenstill" bringt die Produktionsfirma nun zweifellos einen sehr provokativen und auch interessanten Film heraus, der allerdings in seiner maßlosen Überzeichnung nicht so recht funktioniert und beim Betrachter eher Befremden und einige Fragezeichen hinterlässt. Der Mut, solche Filme zu produzieren, verdient aber trotzdem höchste Anerkennung. |
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