Die Rückkehr der Action-Ikone Arnold Schwarzenegger ins Kino, wo man den „Gouvernator“ während der Jahre seiner politischen Laufbahn nicht zu sehen bekam, ist bisher nur von äußerst überschaubarem Erfolg gekrönt. Obwohl man von vornherein kleinere Brötchen backte und sich nicht mehr an kostspielige Ausflüge ins Blockbuster-Feld wagte, zeigte das Publikum sowohl dem „Ein Mann allein gegen alle“-Retroversuch „Last Stand“, als auch dem späten Zusammenspiel mit Sylvester Stallone in „Escape Plan“ die kalte Schulter. Auch deshalb vermarktet man „Sabotage“ nun weniger als das typische, neue Schwarzenegger-Vehikel, sondern betont, dass es sich diesmal um einen Film handelt, der viel eher in der Tradition der bisherigen Werke von Regisseur- und Drehbuchautor David Ayer steht. Doch wer nun sofort an erstklassige Thriller der Güteklasse „Training Day“ oder „End of Watch“ denkt, sei ausdrücklich gewarnt: Mit „Sabotage“ legt Ayer einen Film vor, der eher die Bezeichnung „Machwerk“ verdient und dessen absurde Story einen geradezu fassungslos zurücklässt.
John Breacher (Arnold Schwarzenegger) ist der erfahrene Anführer einer Spezialeinheit von Undercover-Agenten, auf die er sich im Normalfall hundertprozentig verlassen kann. Doch bei deren letzten Einsatz verschwindet plötzlich die sichergestellte Beute von zehn Millionen Dollar und Breachers Team gerät stark unter Verdacht sich bereichert zu haben. Da jedoch die Beweise fehlen, erhält er stattdessen schließlich den Auftrag den Fall selbst aufzuklären. In der wiedervereinigten Einheit herrscht allerdings eine angespannte Atmosphäre voller Misstrauen untereinander, selbst das Ehepaar Lizzy (Mireille Enos) und Monster (Sam Worthington) harmoniert kaum noch miteinander und Breachers alter Spezi Sugar (Terrence Howard) geht ebenfalls auf Distanz. Die Situation wird noch komplexer als plötzlich ein Mitglied der Gruppe auf grausame Weise ums Leben kommt. Es folgt bald ein weiteres Opfer und die ermittelnde Polizistin Caroline Brentwood (Olivia Williams) tut sicher schwer, die Hintergründe dieser Taten zu durchschauen.
Wenn auch der Zuschauer Probleme bekommt hier sinnvolle Zusammenhänge herzustellen, so liegt das aber vermutlich weniger an dessen Auffassungsgabe, sondern an der höchst umständlich mit viel zu vielen Nebenschauplätzen überfrachteten Geschichte. Ist der Auftakt soweit noch recht viel versprechend und wirft ein nicht uninteressantes „Whodunit?“-Szenario auf, so lässt man das nach wenigen Minuten erstmal im Sande verlaufen und beauftragt dann allen Ernstes den Hauptverdächtigen mit der Aufklärung, der sich jedoch zunächst um ganz andere Dinge kümmert. Nachdem es das erste teaminterne Opfer zu beklagen gibt, wird schließlich sehr spät und unerwartet in Person der spröden Agentin Brentwood noch die eigentliche zweite Hauptfigur eingeführt. Es folgen ein paar Hintergrundinfos zur tragischen Vergangenheit von Schwarzeneggers Figur, während ganz nebenbei das Team nach dem „10 kleine Negerlein“-Prinzip weiter dezimiert wird. Zwar hängen diese Morde dann doch irgendwie mit den verschwundenen Millionen vom Beginn zusammen, allerdings ist die Auflösung und Motivation der dafür Verantwortlichen derart haarsträubend, dass man noch dabei ist darüber den Kopf zu schütteln während sich als Zugabe noch eine finale Szene mit unserem ehemaligen Mister Universum anschließt, die an unfreiwilliger Komik kaum zu toppen ist.
Eventuell macht diese vage Umschreibung des Handlungsverlaufes den Einen oder Anderen jetzt sogar neugierig, doch diesen Optimisten sei versichert: Es lohnt wirklich nicht, sich diesen Unsinn anzuschauen. Auch deshalb nicht, weil sich der Film immer wieder völlig unnötiger und unpassender Splatter-Effekte bedient, denn die Opfer kommen hier auf eine derart perfide und brutale Art ums Leben, als ginge es darum Ehrenmitglied der „Final Destination“-Reihe zu werden. Wobei die noch unversehrten Mitglieder des Teams selbst in Einzelteilen über die Straße verteilte Überreste oder von der Decke baumelnde Innereien ihrer „Freunde“ mit einer bemerkenswerten Gleichgültigkeit zur Kenntnis nehmen.
Das Schicksal dieser Spezialeinheit des Grauens kann einem auch deshalb ziemlich wurscht sein, weil es sich dabei um eine Ansammlung von irrsinnigen Unsympathen handelt, die man so auch nicht allzu häufig zu sehen bekommt. Die Truppe ist schon äußerlich so zurechtgemacht wie man sich eine Horde derber Hinterwäldler vorstellt, aber zur Sicherheit benimmt sie sich auch noch so. War Sam Worthington nicht vor Kurzem noch durchaus in Hollywoods erster Liga anzusiedeln? Was um alles in der Welt hat ihn dann bewogen, diesen tätowierten Muskelprotz namens „Monster“ darzustellen, dessen Friseur offenbar noch während der Arbeit verstarb ?Den absoluten Vogel schießt aber das einzig weibliche Teammitglied namens Lizzie ab, die so vollkommen durchgeknallt ist, dass sie sich innerhalb einer einzigen Szene lustvoll vom Drogengangster durchnehmen lässt, nur um diesem anschließend eine Kugel durch den Kopf zu jagen und die Aktion dann mit dem Konsum von ein paar harten Drogen zu feiern.
Man müsste es mittlerweile bemerkt haben: „Sabotage“ ist von dem realistischen Anspruch in Sachen Darstellung der Polizeiarbeit, den Filme wie „Street Kings“ oder vor allem „End of Watch“ besaßen, so dermaßen weit entfernt, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie es sich dabei überhaupt um den gleichen Autor handeln kann. Ein Blick in die Produktionsnotizen verrät als Erklärungsansatz immerhin, dass David Ayer hier das Original-Drehbuch seines Kollegen Skip Wood überarbeitet hat, und wir wollen mal zu Gunsten des bisher doch versierten Filmemachers hoffen, dass es da einfach nichts mehr zu retten gab. Aber nein, ein typischer Schwarzenegger-Film ist das hier nun wirklich nicht geworden. Sondern ein ganz Anderer und viel Schlimmerer.
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