Dystopische Jugenddramen, in denen sich alles darum dreht zu Überleben, eine Revolution anzuzetteln (weil man der einzig dazu fähige Mensch der ganzen Welt zu sein scheint) und sich nebenbei noch mit einer hoffnungslosen, verbotenen Romanze herumschlagen zu müssen, hat man in letzter Zeit wohl genug gesehen. Doch in diesem Feld stellt „Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“eine schöne Abwechslung dar, wenn nicht sogar einen echten Geheimtipp. Richtig gelesen, obwohl der erste Blick auf das Filmposter und der Filmtitel vermuten lassen, dass es sich bei diesem Werk nur um einen weiteren der vielen Teenager-Survival-Filme handelt, welche als Trittbrettfahrer der "Tribute von Panem" in Mode gekommen sind, überrascht "Maze Runner“ mit einer sehr gut durchdachten Handlung, einzigartigen Charakteren, einem atemberaubenden Setting und bemerkenswert wenig aufgesetztem Drama – zugunsten von harter, brutaler Realität.
"Maze Runner" basiert auf dem gleichnamigen ersten Teil der Buchtrilogie von James Dashner, welche bei uns in Deutschland unter dem Namen „Die Auserwählten – Im Labyrinth/In der Brandwüste/In der Todeszone“ bekannt ist. Völlig unerwartet „wacht“ der Zuschauer darin praktisch gemeinsam mit dem jungen Thomas in einem Lift auf. An nichts kann der sich erinnern, außer an seinen Namen. Als der Fahrstuhl zum stehen kommt und sich die Metalltüren öffnen, wird Thomas von einer Gruppe von Jungen auf der ‚Lichtung’ willkommen geheißen, welche von vier riesigen Betonwänden umrahmt ist, hinter denen sich das Labyrinth befindet.
Läufer-Codex:
hör niemals auf zu laufen
sei immer auf der Hut
bring wieder Hoffnung mit
Genauso wie alle anderen Jungen auf der Lichtung weiß auch Thomas nicht, wieso man ihn dorthin geschickt hat, jedoch ist er sich in einer Sache sicher: Er möchte ein Läufer werden. Einer derjenigen, die tagsüber durch das Labyrinth rennen und Landkarten von eben diesem erstellen, um einen Ausweg daraus zu finden. Obwohl Thomas ebenso wie die anderen an Gedächtnisverlust leidet und auch erst vor kurzem angekommen ist, kommen ihm Lichtung und Labyrinth merkwürdig vertraut vor. Kurz nach seiner Ankunft passiert jedoch etwas Unerwartetes: Am nächsten Tag wird Teresa in der Metallbox auf die Lichtung geschickt. Das erste Mädchen, das jemals dorthin gesandt wurde. Und der Zettel, den sie bei sich trägt, ist noch mysteriöser, denn der verkündet: „Sie ist die Letzte. Für immer.“
Es ist immer schwierig, ein Buch zu verfilmen und sowohl die langjährigen Fans und Kenner der Bücher, als auch die neu dazu stoßenden Zuschauer zu begeistern und zufrieden zu stellen. „Maze Runner“ hat diese Aufgabe im Großen und Ganzen recht gut gemeistert. Als Kenner der Buchreihe kommt man auf seine Kosten, vor allem was die visuellen Eindrücke betrifft. Das Labyrinth sieht nicht nur unheimlich realistisch aus, es wirkt sogar noch imposanter, gigantischer und vor allem beängstigender als in den Vorstellungen, die man vielleicht vorher hatte. Auch die musikalische Untermalung ist sehr passend gelungen, ebenso wie die Wahl der Schauspieler. In der Hauptrolle wird Dylan O’Brien (aus der TV-Serie „Teen Wolf“) begleitet von Kaya Scodelario („Skins)“, den beiden zur Seite bzw. gegenüber stehen Thomas Brodie Sangster („Game of Thrones“) und Will Poulter („Narnia“). Die Charaktere werden auf sehr glaubhafte Weise zum Leben erweckt und dürften in der Verkörperung durch diese Schauspieler ziemlich genau den Vorstellungen der Leserschaft entsprechen. Was die äußerlichen Beschreibungen der einzelnen Buchcharaktere und ihre nun realen Ebenbilder angeht, gibt es auch nichts auszusetzen. Vor allem Will Pouter bringt den hitzköpfigen Gally, welcher Thomas nicht leiden kann und diesem das Leben schwer macht, mit seinem sowieso schon böse dreinschauenden Gesicht wunderbar und sehr authentisch rüber.
Was die Handlung angeht, so ist ja allen bewusst, dass nicht jeder Satz eines Buches, auf dem ein Film basiert, es auch auf die Leinwand schafft. Den Kennern wird meist zu viel weggelassen und auch bei „Maze Runner“ wurden einige Handlungsabschnitte verkürzt oder ganz auf diese verzichtet - allzu gravierende Änderungen des Handlungsverlaufes gibt es aber nicht zu verzeichnen. Auch wer ganz frisch in diese Welt eintaucht wird auf seine Kosten kommen, da der Film es versteht den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und ihn nicht nur mitfiebern sondern auch schön miträtseln lässt, was es denn mit dem Labyrinth auf sich hat. Der wohl größte Negativpunkt ist, dass dem unbedarften Kinozuschauer doch Einiges etwas zusammenhanglos erscheinen könnte, da viele Begebenheiten zu schnell aufeinanderfolgen. Dabei werden dann Fragen offen gelassen (auch im Hinblick auf den bereits in Produktion befindlichen zweiten Teil) und es entstehen kleine Unklarheiten, deren Hintergrund sich einem nicht komplett erschließt. Wo in der Vorlage alles plausibel erklärt wird oder sich später von selbst zusammenfügt, mangelt es dem Film doch an manchen Stellen an einigen benötigten Details.
Wirklich dramatisch sind diese Fehlstellen aber nicht und mit Sicherheit kein Grund, sich die insgesamt gut gelungene Umsetzung nicht anzuschauen. Und wer danach vielleicht Lust auf mehr Hintergründe und die Beantwortung noch offener Fragen bekommt, dem sei die Buchvorlage ans Herz gelegt. Denn bei „Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth“ handelt es sich um ein großartiges post-apokalyptisches Sci-Fi Abenteuer, mit dem die nähere Beschäftigung durchaus lohnt.
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