7 Psychos

Originaltitel
7 Psychopaths
Land
Jahr
2012
Laufzeit
110 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Frank-Michael Helmke / 24. November 2012

Der Drehbuchautor Marty (Colin Farrell) arbeitet an einem neuen Skript, das sein großer Durchbruch werden soll. Er hat schon einen großartigen Titel: "7 Psychopathen". Mehr als dass hat er aber leider nicht, keine Story und keinen Helden, geschweige denn eine Idee zu den sieben Psychopathen, die sein Skript bevölkern sollen. Zu Martys Glück (oder Pech, je nach dem) will ihm sein bester Kumpel Blly (Sam Rockwell) aber bei der Ideenfindung unbedingt unter die Arme greifen, während er sich zugleich um seinen eigenen Lebensunterhalt als Hunde-kidnappender Kleinganove in Kooperation mit seinem alten Partner Hans (Christopher Walken) kümmert.

Dank Billys unerbetener Hilfe tummeln sich in Martys Leben alsbald mehr Psychopathen, als ihm lieb ist - und das nicht nur, weil Billy und Hans ausgerechnet den geliebten Shih-Tzu des extrem gewaltbereiten Gangsters Charlie (Woody Harrelson) kidnappen. Auf einmal kann Marty sich vor lebensechter Inspiration für sein Skript gar nicht mehr retten. Aber wird der absurde und extrem blut- und bleihaltige Krimi, in den sich Martys Leben verwandelt hat, wirklich in das grandiose Finale gipfeln, dass Billy sich dafür vorstellt?

Der irische Autor und Regisseur Martin McDonagh hat vor vier Jahren mit der skurril-komischen Gangster-Ballade "Brügge sehen... und sterben?" einen beachtlichen Debüterfolg hingelegt, der bei Kritikern und Publikum im heimischen Europa gleichermaßen gut ankam. Dass da gleich Hollywood vor der Tür stand und sich für ein Folgeprojekt interessierte, ist wenig verwunderlich. Der Verdacht liegt nahe, dass sich McDonagh mit der Ideenfindung dafür allerdings etwas schwer tat, wenn seine neue Hauptfigur nun also ein irisch-stämmiger Drehbuchautor namens Marty ist, der in Hollywood händeringend ein brauchbares Drehbuch fertig zu stellen versucht. 

"Uuhhh, Metabene!" jauchzt da das filmverliebte Kollektiv aus Medienwissenschaftlern und Hardcore-Cineasten freudig und reibt sich die Hände - der "gewöhnliche" Rest des Kinopublikums jedoch macht um Filme, die mehr oder weniger deutlich darüber (selbst-)reflektieren, dass sie ein Film sind, gemeinhin einen großen Bogen. Das mag daran liegen, dass der nicht über-involvierte Filmzuschauer bei der Kino-Zerstreuung nicht auch noch die Maschinerie und die Strippenzieherei vorgezeigt und erklärt bekommen will, von deren Produkt er doch eigentlich einfach nur unterhalten werden möchte. So konnte "7 Psychos" denn auch trotz sehr beeindruckender Besetzungsliste keine große Welle an der US-Kinokasse machen und spielte nicht einmal sein 15-Millionen-Dollar-Budget wieder ein.

Was wiederum bedauerlich und ungerecht ist, denn trotz einem gerüttelt Maß an Selbstreflexion, Meta-Ebene und Insider-Witzen funktioniert "7 Psychos" auch als absurd-komische Gangster-Komödie voller durchgeknallter Figuren und verrückter Plotwendungen ganz ausgezeichnet und wird jeden Filmfreund bestens unterhalten, der auch was mit Quentin Tarantino oder Guy Ritchie anfangen kann. Dass der Film immer wieder ungewöhnliche Haken schlägt und McDonagh liebend gerne seiner Erzählfreude nachgibt, um großzügig und blutig in die (wirklich großartigen) Hintergrundgeschichten seiner Psychopathen abzuschweifen, gehört dabei eindeutig zu den Stärken des Films, und wenn Billy nach einer von Martys Erzählungen beeindruckt feststellt "Wow, that's a great fucking psychopath!" kann man ihm da nur zustimmen. McDonaghs Psychopathen sind wirklich allesamt ziemlich originelle Gestalten (von den sieben Personen auf dem Filmposter zählen übrigens drei nicht zu den Psychopathen).

Andernorts ist "7 Psychos" bereits auf eine Stufe mit metatextuellen Meisterwerken wie "Pulp Fiction" und "Adaptation" gesetzt worden. Bei aller Sympathie, ganz so großartig ist er dann allerdings doch nicht geworden. McDonaghs verspieltes Hin-und-her zwischen Martys Hirngespinsten über mögliche Figuren, Billys Vorstellungen zum perfekten Showdown und der ernüchternden Realität, die sich dazwischen ansiedelt, ist zwar sehr einfallsreich und spaßig, nimmt aber zu keinem Zeitpunkt wirklich rasante Fahrt auf und plätschert so auf der Ebene eines amüsanten, aber letztlich trivialen Gedankenspiels dahin, das von der Komplexität, dem Irrwitz und Genie eines "Adaptation" noch ein ganzes Stück weit weg ist. Dafür ist "7 Psychos" aber eben auch weitaus leichter zugänglich, gerade wenn einem die Meta-Ebene am Arsch vorbei geht und man einfach nur Freude an absurden, wenig zimperlichen Gangster-Komödien hat. Wie hier getötet und geblutet wird, das muss man schon abkönnen.

Es bleibt jedenfalls zu konstatieren, dass auch Martin McDonaghs zweiter Film als "definitiv sehr gut" zu verbuchen ist, was zu einem Gutteil natürlich auch der fantastischen Besetzung zu verdanken ist - ein Film mit Christopher Walken, Sam Rockwell, Woody Harrelson und Tom Waits kann unmöglich schlecht sein, vor allem wenn man diesen Herren auch noch reichlich schräge Figuren zu spielen gibt. "7 Psychos" ist nicht der große Wurf, der "Brügge sehen..." noch war und wird diesmal wohl auch keine Drehbuch-Oscar-Nominierung für McDonagh abwerfen. Das schrägste und eigenwilligste Stück Kino-Unterhaltung im Jahresausklangs-Kinoprogramm ist er aber auf jeden Fall. 

Bilder: Copyright

3
3/10

Dieser Film ist ein billiger, effektehaschender, gewaltverherrlichender Pulp-Fiction-Abklatsch. Unabhängig davon, dass man in Hollywood offenbar keine Gangsterkomödie (oder überhaupt irgendeinen Film?!) drehen kann, in dem nicht alle drei Minuten jemand blutspritzend erschossen wird, ist 7 Psychos schlicht aus fünf schalen Zutaten zusammengerührt:
1. Zeige explizite Gewalt, damit das junge Publikum sich am Schock aufgeilen kann.
2. Ziehe die Gewalt ins Lächerliche, indem du den Killern eine paar spleenige Schwächen verpasst und durch selbstironische, möglichst politisch inkorrekte Dialoge klarstellst, dass es ja eigentlich gar nicht um simple Gewaltgeilheit geht. Dadurch kann das Publikum die Sensationsgier vor sich selbst und anderen rechtfertigen. Weil der Film hat ja doch einen intellektuellen Überbau, Gewalt ist nur Metapher! Eigentlich gehts um viel mehr!
3. Bringe soviele Zitate an Kultfilme oder so genannte Kultfilme unter, wie nur irgendwie möglich, denn das ist Popkultur.
4. Achte darauf, dass die Handlungsstränge möglichst oft durch absurde Zwischenfälle, Filme im Film, blutige Seitengeschichten unterbrochen werden, um "sophisticated" rüberzukommen und die Effekthascherei weiter zu verschleiern, bzw. durch die vordergründige Unvorhersehbarkeit der Handlung selbst nach Effekten zu haschen.
5. Füge schließlich noch ein paar pseudo-gesellschaftskritische Untertöne hinzu, das gibt dem ganzen nochmal eine Arthouse-Note und erleichtert das "Kult!"-Urteil durch den geneigten Gewaltkonsumenten.

Das alles war in Pulp Fiction einmal gut, weils das vorher noch nicht gab. Alles was danach kommt, ist billiges Kassemachen.

Ein paar Dialoge sind witzig, und obige Zutaten sind immerhin intelligent zusammengerührt. Daher drei Sterne.

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3
3/10

Immer wieder herrlich die Kritiken auf dieser Seite zu lesen. Bei bestimmten Kritikern weiß ich jetzt sicher das genau das Gegenteil von der Kritik zutrifft.
Wie auch bei diesem sehr müden Streifen. Einziger Lichtblick ist Sam Rockwell. Der Rest geht gar nicht.

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8
8/10

Wer nicht wagt der nicht gewinnt! oder besser gesagt Mc Donagh wagt und verliert (aber nur bei der breiten Masse). Was mich persönlich sehr stört sind die Aussagen meiner drei Vorredner, von denen ich mal wage zu behaupten, sich nicht mit dem Erstlingswerk beschäftigt zu haben. Denn wenn man "Brügge sehen ...und Sterben?" kennt, weiss man in welches Gefielde man sich bei einem Mc Donagh-Film begibt.
Bei erster Sichtung von "Brügge..." war das Gefühl, hier ein ein befremdliches Stück Zelluloid vorgesetzt zu bekommen, schon sehr stark. Aber beim mehrmaligem hinsehen hat sich auch mir das kleine Meisterwerk was ihn ihm Steckte erschlossen.
Berfremdlich und vor allem der Grund warum so viele mit der Art dieser Filme nicht leben können ist wohl das unterbringen von Dramatischen Thematiken die sehr Ernst rüber kommen und dann der Wechsel zum schwarzen Humor. Wobei bei 7 Psychos dieser Humor sogar etwas popiger ausgefallen ist und der Film insgesamt wohl nicht ganz so düster rüber kommt.
7 Psychos war in jeden Falle aber auch wieder Angriff auf die gängigen Sehgewohnheiten was ja nicht jedem gefallen muss. Bei dem man aber auch gespannt sein darf ob sich hier bei mehrmaligem sehen auch mehr entfaltet.

Mich freut es jeden falls das bei Mc Donagh´s Sprung nach Hollywood kein Weichspülung statt gefunden hat und er seinem Stil scheinbar treu bleibt.

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7
7/10

"Brügge sehen" fand ich äusserst schwach und unoriginell. "7 Psychos" kommt da schon um ein Vielfaches abgedrehter rüber und erinnerte mich mit seinen spassigen Film-im-Film-Elementen fast schon an die Absurdität von "Rubber". Den Pulp Fiction-Vergleich aufgrund ein paar launiger Killer-Statements wieder heranzuziehen halte ich nach knapp 20 Jahren langsam für deplaziert. Tolle Schauspieler und eine Handvoll guter Gags (z.B. während des Abspanns) konnten mich persönlich zufrieden stellen.

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1
1/10

Auf Teufel komm raus wird versucht, Tarantino nachzuahmen. Der Film scheitert dabei auf allen Ebenen. Die Figuren und Dialoge sind gewollt bizarr und skurril, aber es funktioniert einfach nicht. Gähnende Langeweile! Dazu permanente Blut- und Splatterorgien, weil das ja so geil ist. Die Rolle von Harrelson ist so schlecht, das man wegschauen möchte und die Handlung ist einem irgendwann vollkommen egal. Das i-Tüpfelchen sind die schlimmsten Synchronstimmen der letzten Jahre. Der Film ist Dreck.

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5
5/10

Also wirklich begeistert hat mich der Film auch nicht. Die Schauspieler sind gut und LA zeigt sich wirklich von seiner schönen Seite. Aber gerade in der letzten halbe Stunde kam bei mir jede Menge Langeweile auf. Das lag vor allem an den für mich uninteressanten Dialogen. Zwar hat die Story eine Metaebene, aber so wirklich was mitnehmen lässt sich aus dem Film nicht. So bleiben letztendlich eine handvoll schöner Szenen und die Erkenntnis, dass mich McDonagh mit seiner Art des Erzählens, wie schon bei "Brügge sehen und sterben?" nicht richtig erreichen kann.

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