Charlotte Rampling - The Look

Originaltitel
The Look
Jahr
2011
Laufzeit
97 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Margarete Prowe / 18. Oktober 2011

Der Dokumentarfilm “Charlotte Rampling – The Look” bietet mehr als nur einen Blick in den wohl kühlsten Schlafzimmerblick der Welt: Die deutsche Regisseurin Angelina Maccarone macht die Schauspielerin Rampling, die so oft das „Objekt der Begierde“ war, zum Subjekt, indem sie diese Gespräche mit Freunden oder Weggefährten (u. a. Peter Lindbergh und Paul Auster) zu Themen wie Liebe, Tod oder Tabus führen lässt. Untertitelt als „Ein Charlotte Rampling - The LookSelbstporträt durch andere“ ist „The Look“ wunderschön anzuschauen, witzig, intelligent und berührend zugleich. Der Blick Ramplings auf andere wird zum Blick zurück auf sie und offenbart bisher verborgene Facetten einer eigentlich weltbekannten Frau.

Dazwischen werden Szenen ihrer berühmtesten Filme gezeigt. Rampling (65, derzeitig zu sehen in Lars von Triers „Melancholia“ ) wählte in ihrer jahrzehntelangen Karriere den Europäischen Film statt den Glamour Hollywoods, da es in Europa ungewöhnlichere und stärkere Frauenbilder im Film gab. Nach ihrem Spiel in Viscontis „Die Verdammten“ (1969) suchte sie sich immer wieder kontroverse und auch verstörende Rollen. Besonders ihre Rolle als Ex-KZ-Insassin, die eine sadomasochistische Beziehung mit ihrem ehemaligen Peiniger anfängt in Liliana Cavanis „The Night Porter“ (1974), wurde kontrovers diskutiert und führte sogar dazu, dass die berühmte Filmkritikerin des „New Yorker“, Pauline Kael, sie danach nicht nur als Schauspielerin, sondern sogar als Person verdammte, wie Rampling in „The Look“ sagt. Da dieser Film ein Geschenk des Produzenten Michael Trabitzsch an Charlotte Rampling war, hatte diese untypischerweise bis zum Ende ein Vetorecht, mit dem dieser Film einfach wieder vernichtet worden wäre, hätte er ihr nicht gefallen.

Für Maccarone, die bisher nur Spielfilme gemacht hatte, war dies eine schwierige Erfahrung: Sie konnte erst durchatmen, als die Schauspielerin nach vielen Verzögerungen endlich das finale Werk komplett gesehen hatte und sich darin passend wiedergegeben fand. In dieser Dokumentation spricht Rampling zwar mehr über das Schauspiel und was es in ihrem Leben bedeutete als über biographische Stationen ihres Lebens, doch bestand für diesen Film auch keine Notwendigkeit, über ihre Männerbeziehungen und Co. zu sprechen, die die Klatschpresse lange beschäftigten. Stattdessen Charlotte Rampling - The Lookdiskutiert Charlotte Rampling das Thema „Exposure“, das Ausgesetztsein, mit Peter Lindbergh, lässt sich von diesem fotografieren und dreht den Spieß plötzlich einfach um. Es ist faszinierend, hier zu sehen, wie kamerascheu einer der berühmtesten Fotografen der Welt plötzlich sein kann. Auch die Falten in ihrem Gesicht sprechen die beiden an und Rampling zählt auf, was man an ihrem Gesicht chirurgisch optimieren könnte – unter anderem ihre Schlupflider. Lindbergh erwidert: „Du willst dir den berühmtesten Blick der Welt wegoperieren lassen?“.

Über das Altern spricht sie mit dem Schriftsteller Paul Auster auf seinem Hausboot in Brooklyn, über Tabus hingegen mit dem deutschen Künstler Jürgen Teller, der sie und sich nackt fotografierte für die Serie „Louis XV“ (2004). Die Posen waren provokant: In einer Einstellung sieht man hier das Foto, in welchem Rampling am Flügel sitzt, Teller nackt auf dem Rücken liegt und seinen Po dem Publikum hinstreckt. Die sich der Kamera hier entspannt hingebende Charlotte Rampling war übrigens auch die erste Person, von der Helmut Newton jemals Aktbilder anfertigte.

Charlotte Rampling - The LookDas Kapitel „Resonance“ ist hervorzuheben, da sich hier ein Regisseur, Charlottes Sohn Barnaby Southcombe, und seine Darstellerin - und gleichzeitig Mutter - in einem Boxring gegenübersitzen und nach der Sanford-Meisner-Methode („Acting is Reacting“) repetitiv Sätze an den Kopf werfen, um damit Emotionen hervorzurufen und sich so der Rolle im Werk zu nähern. Wie viel gespielt und wie viel echt ist in diesem Moment, das wird zusätzlich gebrochen durch den Spiegel, in dem man auch noch Maccarones Hamburger Kameramann Bernd Meiners sieht.

Maccarone zeigt Rampling an ganz alltäglichen Orten, im Schwimmbad, beim Kickern mit ihrer Szenenbildnerin Franckie Diago („In den Süden“) und beim Spazieren im Park. Hier kommt es zu einer wunderbaren Szene: ein paar ältere Männer sitzen im Park und erkennen sie. Als sie gehen will, ruft einer hinterher, er hätte gern einen Kuss. Rampling geht zu ihm und drückt ihm einen Kuss voll auf den Mund. Ihm entfährt nur ein „Oh la la!“. Das gleiche will man nach Betrachten dieser gelungenen Dokumentation ebenfalls sagen. Bei „The Look“ handelt es sich übrigens nicht um die erste schöne Dokumentation über Rampling: 2009 drehte der mit ihr befreundete britische Regisseur Jack Bond „Waiting for Charlotte“, eine charmante Tagestour durch Paris, im Zwiegespräch mal zu Fuß, mal in Ramplings Mini Cooper unterwegs. Themen und Orte wurden leicht chaotisch gewechselt, doch gleichzeitig wurde wunderbar über Film und ihre Person gesprochen. Auf die Frage, welche Filme Charlotte Rampling mit auf eine einsame Insel mitnehmen würde, antwortete diese übrigens mit: „Tod in Venedig“, „Citizen Kane“, „Apocalypse Now“, „Die Kinder des Olymp“ (1945, Marcel Carné) und Ozons „Sous le sable“, in dem sie selbst mitspielte.

Bilder: Copyright

2
2/10

Leider ein nichtssagender und langweiliger Doku über die Schauspielerin Ch. R., die sich - neben einigen, z.T. interessanten Filmausschnitten aus früheren Filmen - in langen Dialogen selbst darstellt, wobei ihr einige Personen aus ihrem abwechselungsreichen Leben zur Seite stehen.

"Nichts Neues unter der Sonne" könnte man ihre Lebenserfahrungen bezeichnen, und da, wo sie als femme fatale versucht, etwas aus dem "normalen" Rahmen zu fallen, indem sie z.B. sagt, für sie gäbe es im Leben keine Tabus, kommt sie in den sexuellen Bereich, wo sie, sozusagen als Beweis für ihre These, obszöne Fotos von sich und ihrem Partner zeigt.

Was ist das für ein Mensch, für den es keine Tabus gibt - keine moralischen, keine ethischen, keine sonstwelchen? Ein Nihilist - oder was sonst?

Arme Charlotte!

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10
10/10

Da kann man nur sagen, dieser Kommentar zeugt von erheblicher emotionaler Ignoranz, denn der Film ist ein wunderbares Porträt einer der interessantesten Persönlichkeiten der gegenwärtigen Filmszene. Charlotte Rampling zeigt sich als welterfahrene, kluge Frau, die die Sachen auf den Punkt bringt. Eine, die ihr Leben nach den Anforderungen lebt, die an sie gestellt werden, keine Spur langweilig aber man muß natürlich schon ein bißchen zuhören können. Arm ist diese Frau gewiss nicht, denn ihr innerer Reichtum und ihr Mut zur Nonkonformität sind bewundernswert!

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10
10/10

Interessant .. diese Kommentare.

Ich bin Charlotte Rampling sehr dankbar für die schönen Stunden , die mir Ihre Arbeit gemacht hat.

Vielen Dank Charlotte
und alles Gute für Dich

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