Nicht zuletzt um ihre etwas festgefahrene Beziehung wieder aufzufrischen, unternimmt das tief gläubige amerikanische Ehepaar Roy (Woody Harrelson) und Jessie (Emily Mortimer) eine einwöchige Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Als weitere Gäste in ihrem Abteil begrüßen sie bald Carlos (Eduardo Noriega) und Abby (Kate Mara), ein junges Pärchen, das eher ziellos durch die Welt zu gondeln scheint. In der Enge des Zuges kommt man sich auch aufgrund der gemeinsamen Sprache schnell näher, obwohl insbesondere der Frauenheld Carlos es sich nicht verkneifen kann, immer wieder auf die von ihm gewitterten, anscheinend unbefriedigten Bedürfnisse Jessies anzuspielen. Als Roy beim Zwischenstopp in Irkutsk verschwindet, dramatisiert sich die Lage. Hat der etwas schusselige Eisenbahnfan nur den Zug verpasst oder ist ihm etwas geschehen? Welches Spiel treibt Carlos wirklich? Und wen jagt der russische Drogendetektiv Grinko (Ben Kingsley)? Mit dem düsteren und leicht verstörenden "The Machinist", in dem Christian Bale in der Titelrolle einen wahren Albtraum erlebt, sorgte der amerikanische Regisseur Brad Anderson vor ein paar Jahren für einiges Aufsehen. Düster und kalt ist auch sein neuer Film, allerdings doch deutlich weniger verstörend. Im Gegenteil erzählt "Transsiberian" vielmehr eine recht konventionelle Krimigeschichte, die sich eher in der Tradition Alfred Hitchcocks bewegt. Lange bleibt unklar, wer hier welche Absichten verfolgt, eine Art "MacGuffin" gibt es ebenfalls und mehrere Wendungen sorgen dafür, dass der Film die Spannung hält. Die Tricks, mit denen Anderson dabei den Betrachter auf eine zunächst falsche Fährte lockt, sind zwar im Grunde simpel, aber sie funktionieren. Ab und zu lenkt die Kamera dann die Aufmerksamkeit ganz bewusst auf gewisse Dinge und schon meint man zu wissen, wie der Hase läuft, wird aber bald darauf eines Besseren belehrt. Lange Zeit aber funktioniert die Konzentration auf einen engen klaustrophobischen Handlungsraum, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt, recht gut und erzeugt ordentliche Spannung, bevor es dann zum Ende hin fast unerwartet etwas zu brutal und banal wird. Der Ort der Handlung ist zudem einer den man nicht alle Tage sieht und einer der wenigen Plätze dieser Welt, die auch heute noch ein derart starkes Gefühl von Verlorenheit und Hilflosigkeit entstehen lassen können. Der unangenehmen Atmosphäre bleibt Anderson also auch in seinem neuen Werk treu, aber wo wäre eine gewisse Kälte der Inszenierung denn auch angebrachter als im tiefsten Sibirien? |
Originaltitel
Transsiberian
Jahr
2008
Laufzeit
105 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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