Prinzessinnen
sind die Heldinnen dieses Films eigentlich nicht: Sie sind gewöhnliche
Madrider Huren, die für hundert Euro alles für ihre Freier
tun. Ihr Lebenszentrum ist ein alter Friseursalon im Außenbezirk.
Doch in ihrem Reich sind sie Königinnen.
Caye (Candela Peña) und ihre Freundinnen und Kolleginnen
sind verärgert über die starke Konkurrenz, die ihnen seit
kurzem die Freier wegschnappt. Die exotischen, meist illegalen Einwanderinnen
aus Lateinamerika scheinen nicht nur interessanter für Männer
zu sein, sie nehmen auch viel weniger Bezahlung für ihre amourösen
Dienste. Eines Tages entdeckt Caye, dass eines dieser Mädchen
ihre neue Nachbarin ist. Zulema (Micaela Nevárez) kommt aus
der Dominikanischen Republik, wo sie ihren Sohn zurückgelassen
hat. Ihrer Familie erzählt sie, einen Job als Kellnerin gefunden
zu haben, und schickt ihnen regelmäßig Geld.
Aus
den anfänglichen Vorurteilen und skeptischer Zurückhaltung
entwickelt sich allmählich Vertrauen. Komplizinnen werden sie,
als Caye Zulema nach dem Besuch eines gewalttätigen Freiers
hilft und ins Krankenhaus bringt. Die beiden entdecken immer mehr
Gemeinsamkeiten, teilen Schicksalsschläge und Lebenslust. Sie
werden Freundinnen, die gemeinsam von einem besseren Leben träumen,
das nicht in ferner Zukunft, sondern jetzt stattfindet. Um ihren
Stolz aufrecht zu halten, nennen sie sich Prinzessinnen.
Fernando León de Arona beschreibt in seinem neuen Film auf
undramatische und dennoch eindringliche Weise den Alltag zweier
Madrider Huren, die Probleme der illegalen Einwanderer in Spanien
und die Wünsche und Träume zweier ganz normaler Frauen.
Der Leitfaden des Films ist die sich entwickelnde Freundschaft zwischen
Caye und Zulema, doch dazwischen streut der Regisseur viele kleine
Geschichten und Einzelschicksale, die das Leben der beiden Protagonistinnen
und ihrer Freunde weiter beleuchten. Dabei wird er niemals pathetisch
oder kitschig,
vielmehr dokumentiert er seine Geschichte realistisch und gleichzeitig
liebevoll. Die Ereignisse erlangen eine eigene Dramatik, als Caye
einen festen Freund bekommt und mehr und mehr in einen Konflikt
zwischen ihrer Arbeit und ihrem privaten Leben gerät. Sie ist
traurig, dass Manuel (Luis Callejo) sie nie im klassischen Sinne
von der Arbeit abholen kann.
Die vielen Szenen, in denen die Träume der Prinzessinnen mit
ihrer Realität kollidieren, gehen unter die Haut. Melancholische
Stimmungen, in denen beide über ihr Leben philosophieren, wechseln
sich mit Ausbrüchen exzessiver Lebensfreude und tragischer
Komik ab. Nie verliert Fernando León de Arona dabei den Blick
für die Eigenwilligkeiten seiner Charaktere, selbst die kleinen
Nebenrollen sind komplexe Persönlichkeiten mit eigenen dramatischen
Hintergründen. Nicht ohne Grund erhielten Candela Peña
und Micaela Nevárez 2006 den Goya, den spanischen "Oscar",
als beste Schauspielerinnen. Sie geben ihren Figuren in jeder Szene
Würde und Ausstrahlung, ohne zu beschönigen oder theatralisch
zu werden. Und die wunderschöne Musik - der Titelsong ist von
Manu Chao - tut ihr übriges, um den Film grandios abzurunden.
Sehr sehenswert!
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