Princesas

Originaltitel
Princesas
Jahr
2005
Laufzeit
113 min
Genre
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Sandra Hertel / 28. Dezember 2010

 

Prinzessinnen sind die Heldinnen dieses Films eigentlich nicht: Sie sind gewöhnliche Madrider Huren, die für hundert Euro alles für ihre Freier tun. Ihr Lebenszentrum ist ein alter Friseursalon im Außenbezirk. Doch in ihrem Reich sind sie Königinnen.
Caye (Candela Peña) und ihre Freundinnen und Kolleginnen sind verärgert über die starke Konkurrenz, die ihnen seit kurzem die Freier wegschnappt. Die exotischen, meist illegalen Einwanderinnen aus Lateinamerika scheinen nicht nur interessanter für Männer zu sein, sie nehmen auch viel weniger Bezahlung für ihre amourösen Dienste. Eines Tages entdeckt Caye, dass eines dieser Mädchen ihre neue Nachbarin ist. Zulema (Micaela Nevárez) kommt aus der Dominikanischen Republik, wo sie ihren Sohn zurückgelassen hat. Ihrer Familie erzählt sie, einen Job als Kellnerin gefunden zu haben, und schickt ihnen regelmäßig Geld.
Aus den anfänglichen Vorurteilen und skeptischer Zurückhaltung entwickelt sich allmählich Vertrauen. Komplizinnen werden sie, als Caye Zulema nach dem Besuch eines gewalttätigen Freiers hilft und ins Krankenhaus bringt. Die beiden entdecken immer mehr Gemeinsamkeiten, teilen Schicksalsschläge und Lebenslust. Sie werden Freundinnen, die gemeinsam von einem besseren Leben träumen, das nicht in ferner Zukunft, sondern jetzt stattfindet. Um ihren Stolz aufrecht zu halten, nennen sie sich Prinzessinnen.

Fernando León de Arona beschreibt in seinem neuen Film auf undramatische und dennoch eindringliche Weise den Alltag zweier Madrider Huren, die Probleme der illegalen Einwanderer in Spanien und die Wünsche und Träume zweier ganz normaler Frauen. Der Leitfaden des Films ist die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Caye und Zulema, doch dazwischen streut der Regisseur viele kleine Geschichten und Einzelschicksale, die das Leben der beiden Protagonistinnen und ihrer Freunde weiter beleuchten. Dabei wird er niemals pathetisch oder kitschig, vielmehr dokumentiert er seine Geschichte realistisch und gleichzeitig liebevoll. Die Ereignisse erlangen eine eigene Dramatik, als Caye einen festen Freund bekommt und mehr und mehr in einen Konflikt zwischen ihrer Arbeit und ihrem privaten Leben gerät. Sie ist traurig, dass Manuel (Luis Callejo) sie nie im klassischen Sinne von der Arbeit abholen kann.
Die vielen Szenen, in denen die Träume der Prinzessinnen mit ihrer Realität kollidieren, gehen unter die Haut. Melancholische Stimmungen, in denen beide über ihr Leben philosophieren, wechseln sich mit Ausbrüchen exzessiver Lebensfreude und tragischer Komik ab. Nie verliert Fernando León de Arona dabei den Blick für die Eigenwilligkeiten seiner Charaktere, selbst die kleinen Nebenrollen sind komplexe Persönlichkeiten mit eigenen dramatischen Hintergründen. Nicht ohne Grund erhielten Candela Peña und Micaela Nevárez 2006 den Goya, den spanischen "Oscar", als beste Schauspielerinnen. Sie geben ihren Figuren in jeder Szene Würde und Ausstrahlung, ohne zu beschönigen oder theatralisch zu werden. Und die wunderschöne Musik - der Titelsong ist von Manu Chao - tut ihr übriges, um den Film grandios abzurunden. Sehr sehenswert!

Bilder: Copyright

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