Der ewige Familienalptraum geht weiter: Wer dachte, dass Ben Stiller alias Gaylord "Greg" Focker das Schlimmste überstanden hätte, nachdem er sich vor vier Jahren mühselig und von zahllosen Katastrophen gebeutelt das Vertrauen seines überkritischen Schwiegervaters in spe Jack Byrnes (Robert de Niro) erarbeitet hat, irrt sich gewaltig. Denn zwischen dem Trauma der ersten Begegnung mit den zukünftigen Schwiegereltern und der ersehnten Traumhochzeit mit seiner geliebten Pam (Teri Polo) steht für Greg noch die Zusammenführung der Elternpaare: Auf der einen Seite der erzkonservative, ewig misstrauische und miesepetrige Ex-CIA-Mann Jack (Blythe Danner als seine Ehefrau Dina stellt auch dieses Mal kein Konfliktpotential dar), auf der anderen Seite die liberalen, aufgeschlossenen Freie-Liebe-Veteranen Bernie und Roz Focker (Dustin Hoffman und Barbara Streisand), ihres Zeichens Anwalt im Frühruhestand und Senioren-Sextherapeutin. Reibereien sind da vorprogrammiert, doch mit einem bisschen gutem Willen würde man das gemeinsame Wochenende im Fockerschen Inselparadies schon überstehen - würde Greg nicht wie gehabt das Unglück anziehen wie ein Magnet, und Jack ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit seines potentiellen Schwiegersohns wähnen ….
Es hat sich effektiv nicht viel getan in den zwischenmenschlichen Beziehungen seit dem Erfolg von "Meine Braut, ihr Vater und ich", was auch daran liegt, dass nur wenige Wochen Filmzeit zwischen Teil Eins und Zwei liegen - Jacks Vertrauen in Greg ist jedenfalls nicht mehr als ein Lippenbekenntnis, und zu jeder sich bietenden Möglichkeit hackt der Geheimdienst-Veteran wieder auf dem Auserwählten seiner Tochter herum. Auch sonst hat sich nicht viel getan, wenn man Erstling und Fortsetzung vergleicht - und das ist durchweg als positives Urteil gemeint, denn "Meet the Fockers" (um beim handlicheren Originaltitel zu bleiben) steht seinem Vorgänger eigentlich in nichts nach. Das Aufeinanderprallen der beiden Elternpaare ist eine schöne Fortentwicklung des Schwiegereltern-Treffen-Traumas aus Teil Eins, wieder kann man von Anfang an mit dem armen Greg mitleiden, der Miesepeter Jack gegenüber alles richtig machen will, aber doch wieder in jedes sich bietende Fettnäpfchen tritt (besonders schlimm - und ergo besonders lustig - ist das immer in Verbindung mit Enkelsohn Klein-Jack, den der Großpapa gluckenhaft zu einem Genie erziehen will). Und anstatt wie so viele halbgare Comedy-Fortsetzungen (letztes unrühmliches Beispiel: "Bridget Jones 2") einfach nur die Brüller aus dem ersten Teil aufzuwärmen, ließ sich das Autorenduo Herzfeld und Hamburg hier massig neues Material einfallen, das für ähnliche Lachanfälle sorgt und nur manchmal augenzwinkernd auf die alten Gags aufbaut. Was das Sequel-Schreiben angeht, wird hier wirklich vorbildliche Arbeit geleistet: Im Geiste des Vorgängers bleiben, aber sich nicht darauf ausruhen. Zitate und Querverweise auf den ersten Teil sind hier kaum mehr als Randbemerkungen, kleine Seitenhiebe als zusätzliches Schmankerl zum frisch aufgetafelten Gag-Menü.
Und das ist wirklich köstlich: Viel Hajopei wurde im Vorfeld um die prominente Besetzung gemacht, schließlich war Barbara Streisand für diesen Film aus ihrem schon fast ein Jahrzehnt währenden Leinwand-Ruhestand zurückgekehrt. Sie und Dustin Hoffman haben denn auch sichtlich viel Spaß gehabt an diesem Persiflagen-Paar, das gleichzeitig jedes erdenkliche Althippie-Demokraten-Klischee auf die Schippe nimmt und doch gänzlich liebenswert und sympathisch bleibt. In Kontrast zu Robert de Niros steifer Überkorrektheit ist das quasi eine Vollkasko-Humor-Versicherung, die sich erwartungsgemäß bezahlt macht. So herrlich anzusehen ist dieses gegensätzliche Spiel der drei Leinwandlegenden, dass selbst der eigentliche Hauptdarsteller Ben Stiller dabei ein wenig ins Hintertreffen gerät - macht aber nix, von dem sieht man ja ohnehin mehr als genug auf der Leinwand (immerhin ist das schon der sechste Stiller-Film binnen Jahresfrist).
Auch wenn es hier die meiste Zeit wieder recht zotig zugeht: Als Klamauk in Reinkultur lässt "Meet the Fockers" kaum Wünsche offen und kein Auge trocken, und auch trotz der etwas Comedy-untypischen Laufzeit von fast zwei Stunden wird es hier nicht langweilig. Eine dem Original quasi ebenbürtige Fortsetzung, die denn auch entsprechend bombig ankam: Obwohl erst am Weihnachtswochenende gestartet, knackte der Film in den USA noch vor der Jahreswende die 100-Millionen-Dollar-Marke und nähert sich langsam der 300er-Schwelle - der erste Mega-Blockbuster des Jahres. Da werden sich die Produzenten ärgern, dass es nur zwei Paare Schwiegereltern gibt.
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