Lulu on the bridge

Originaltitel
Lulu on the bridge
Land
Jahr
1998
Laufzeit
102 min
Genre
Regie
Bewertung
3
3/10
von Vera Kampschulte / 27. Februar 2011

Izzy Maurer (Harvey Keitel) ist ein begnadeter, aber unbekannter Jazz-Saxophonist. Bis zu dem Tag, als er auf der Bühne von einem Amok-Schützen getroffen und an der Lunge schwer verletzt wird. So schwer, daß er wohl nie wieder spielen kann. Mit seiner Musik verläßt ihn auch die Lust zu leben...

Resigniert streift er durch die Strassen von New York und entdeckt eines Nachts eine Leiche, deren Tasche er reflexartig an sich nimmt. In dieser Tasche findet er eine Telefonnummer und einen scheinbar recht gewöhnlichen Stein, aus dem allerdings ein seltsames Gemurmel dringt. Der Stein ist auch keineswegs gewöhnlich, denn sobald es dunkel wird, beginnt er zu leuchten. Izzy gerät in Panik und wählt die Nummer aus der Tasche, die ihn zu der jungen Schauspielerin Celia (Mira Sorvino) führt. Er trifft sich mit ihr - und als beide den Stein berühren, entbrennt plötzlich eine tiefe Liebe zwischen ihnen und sie finden neues, vollkommenes Glück. Izzy erhält neuen Lebensmut und durch Celia einen neuen Job. Er wird durch ihre Liebe zu einem komplett neuen Menschen. Celia bekommt durch Izzys Hilfe die Rolle ihres Lebens: Die "Lulu" in der Neuverfilmung von "Pandora's Box" (1929). Doch natürlich bleibt alles nicht so harmonisch, wie es begann: Celia muss zu Dreharbeiten nach Europa und Izzy wird von "bösen Mächten" des Steines wegen verfolgt und gekidnappt. Ein myteriöser Gegenspieler, Willem Dafoe als Dr. van Horn, taucht auf und stellt ihn vor eine Art Jüngstes Gericht ...

Bei dem Regiedebüt des Erfolgsautoren Paul Auster scheiden sich die Geister. Manch einer sieht es als nettes Kinomärchen mir rührender Liebesgeschichte. Für manch anderen erscheint das Werk auf den ersten Blick ein an Esoterik und Kitsch überladener Versuch zu sein, an frühere Erfolge seiner Drehbücher wie "Smoke" (1993) und "Blue in the face" (1995) anzuknüpfen, bei deren Umsetzung Auster Wayne Wang assistierte, und nun dilettantisch eigene Wege sucht. Es wird scheinbar lieblos eine Szene an die andere gereiht; hölzerne Schauspieler tragen ungewohnt platte Dialoge vor, der Zuschauer wird ratlos zurückgelassen, während der Film an ihm vorbeizieht. Und dies über 102 Minuten!

Erst in den letzten 2 Minuten - also in der letzten Szene - kommt eine befreiende Erklärung für all das Verwirrende, was man zuvor ertragen musste. Hier erst fügen sich die episodischen Szenen des Films zu einer schlüssigen Geschichte zusammen, die auch erstaunlich lange nachwirkt. Es erklären sich die immer wiederkehrenden Fragen Dr. van Horns, ob Izzy ein gutes Leben führe, die mystischen Zufälle, die teilweise abrupt endenden Szenen und die Bedeutung der Pandora, aus deren Kiste in der griechischen Mythologie alles Unheil auf die Welt entkam.
Der Film hätte sogar eine recht komplexe Abhandlung über das Leben an sich werden können, hätte sich Paul Auster nicht zuviel auf einmal vorgenommen. Seine Romane sind stets derart komplex, daß für ihre Verfilmung 104 Minuten kaum ausreichen können. So müssen Story und Bilder zu kurz kommen, damit seine stets wiederkehrenden Themen wie die Macht von Zufall und Schicksal, "seine" Stadt New York und alle möglichen Spielarten des Lebens auch nur angerissen werden können.
So sollte man wohl die Daumen drücken, daß Auster aus seinen Versuchen lernt, sein Potential einschätzen zu können - oder daß er dabei bleibt, was er wirklich kann und die Bilder seinen Lesern überläßt.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.