Lady Vegas

Originaltitel
Lay the Favorite
Land
Jahr
2012
Laufzeit
92 min
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 15. Juli 2012

lady vegas 1Beth Raymer (Rebecca Hall) ist ein typisches Mädchen vom Land, dass sein Glück in der großen Stadt sucht, die in diesem Fall Las Vegas heißt. Mit nicht sehr prestigeträchtigen oder moralisch sogar zweifelhaften Jobs hat sie sich bisher über Wasser gehalten, doch in der Stadt der Spieler scheint sich auch ihr Glück langsam zum Besseren zu wenden. Denn dort gerät sie unter die Fittiche von Dink (Bruce Willis), der als Profi-Spieler auf Sportergebnisse wettet und es damit immerhin zu einer kleinen Firma mit ein paar Angestellten sowie einer sehr attraktiven, wenn auch sehr fordernden Ehefrau (Catherine Zeta-Jones) gebracht hat. Dieser ist die schnell lernende und vom gutmütigen Dink als neues „Maskottchen“ betrachtete Beth allerdings schnell ein Dorn im Auge, so dass es immer wieder zu Reibereien kommt. Da bietet sich mit dem vorlauten Buchmacher Rosie (Vince Vaughn) dann bald eine Alternative an, doch nimmt der leichtsinnige Sprücheklopfer es mit den Gesetzen und Vorschriften weit weniger genau, so dass er und Rosie bald dick in der Klemme stecken – aus der sie vermutlich nur Dink wieder befreien kann.
 

Es bleibt ein wenig mysteriös was den renommierten britischen Filmemacher Stephen Frears (der uns allein in der letzten Dekade immerhin solch bemerkenswerte Werke wie „High Fidelity“, „Die Queen“ oder „Tamara Drewe“ beschert hat) wohl an den Aufzeichnungen der ehemaligen Kellnerin und Stripperin Beth Raymor derart gereizt haben mag, dass er daraus nun seinen neuen Film machte. Raymor erzählt in ihrem Buch „Lay the Favorite“ (was soviel bedeutet wie „wette immer gegen den Favoriten“) von ihrem „Aufstieg“ zur erfolgreichen Buchmacherin innerhalb der ansonsten männlich dominierten Wettbranche. Im Deutschen wurde daraus nun „Lady Vegas“, was zwar ein ziemlich alberner Titel ist, aber immerhin weiß man da dann gleich viel besser worum es hier im Groben geht, auch wenn die titelgebende Stadt als Schauplatz erstaunlich wenig genutzt wird.

Diese Geschichte mag ja auch grundsätzlich nicht völlig uninteressant sein, doch was Frears daraus gemacht hat ist leider wenig mehr als ein leidlich unterhaltsames Potpourri mäßig aufregender Episoden. Erstaunlich oder vielmehr bedenklich ist dabei vor allem das Tempo, welches der Film in seinen gerade mal 92 Minuten Laufzeit vorlegt. Kaum im Glücksspielparadies angekommen, ergattert die bis dahin ziemlich ahnungslose und naive Provinztussi nicht nur ohne Probleme den anscheinend zufällig gerade freien Job bei Dink, sondern macht sich auch innerhalb weniger weiterer Filmminuten praktisch unentbehrlich, ohne dass dem Zuschauer klar wird, warum das denn eigentlich der Fall ist. Abgesehen davon, dass die gute Beth „gut mit Zahlen“ kann und irgendwie Glück bringt bleibt ihre weitere Qualifikation völlig offen.

lady vegas 2Ist aber im Prinzip auch wurscht, denn schließlich wird die eben noch Unverzichtbare dann doch gefeuert, weil Dinks Frau halt recht eifersüchtig reagiert. Nur um kurz darauf wieder eingestellt zu werden. Um dann aber von selbst zu gehen und eine Partnerschaft mit Dinks schmierigen Konkurrenten zu beginnen. Weil sie auf Dink sauer ist. Aber nur kurz, denn dann braucht sie ja wieder seine Hilfe. Tatsächlich erleben wir in diesem Film derart viele Wendungen in den Beziehungen der Hauptfiguren, dass es anderswo für mindestens eine Trilogie reichen würde, hier aber in eine (eben nicht nur gefühlte) halbe Stunde gequetscht wird. Und weil das so abrupt und hastig geschieht, bleibt eben keinerlei Zeit die jeweiligen Beweggründe dann auch halbwegs nachvollziehbar zu gestalten. Da wäre es eindeutig besser gewesen, ein paar Elemente der Vorlage wegzulassen und die verbleibenden etwas tiefer auszuleuchten, und es bleibt die Verwunderung darüber, dass ein Stephen Frears so etwas nicht von selbst erkennt.
 

lady vegas 3Was in Werbung und Trailer wie eine ziemlich wilde Spielerkomödie anmutet erweist sich so als nicht nur sehr gehetztes, sondern auch nicht wirklich witziges Filmchen, dem auch ein Bruce Willis in ungewohnter Rolle oder die immer mehr auf nicht besonders fordernde Nebenrollen abonnierte Catherine Zeta-Jones kaum mehr als den Glanz ihrer Namen verleihen können. Vince Vaughn kann als überdrehter Gernegroß noch am Ehesten etwas aus sich herausgehen, aber vor allem bei dem von Willis als physisch nicht besonders attraktiven, immer etwas zu gutmütig gezeichneten Dink wartet man stets darauf, dass da irgendwann etwas passiert und es aus diesem Charakter herausbricht. Doch vergeblich – der bleibt tatsächlich immer so kreuzbrav wie der ganze Film durch den er hier schlafwandelt. Und für eine glaubwürdige Verkörperung einer "White Trash"-Wuchtbrumme ist nunmal auch eine Rebecca Hall einfach etwas zu hübsch, zu klug und zu britisch. Alles zusammen ist das weder wirklich verrucht noch spannend, weder besonders komisch noch tragisch. Es ist schlicht und einfach eine reichlich fade Angelegenheit, dafür dann aber immerhin auch ziemlich fix wieder vorbei.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.