Keine halben Sachen 2 - Jetzt erst recht!

Originaltitel
The Whole Ten Yards
Land
Jahr
2004
Laufzeit
98 min
Genre
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Kai Kollenberg / 22. März 2011

Wenn man in Hollywood wieder mal keine neuen Ideen hat oder nicht bereit ist, Risiken einzugehen, dennoch aber den Goldesel melken möchte, greift man gerne zu einem altgedienten Rezept: Fortsetzungen. Und so geht beinahe jeder Film, der ein bisschen Geld abgeworfen hat, in Reihe, ganz gleich wie inhaltlich sinnvoll dieses Unterfangen ist. So entstanden in letzter Zeit Fortsetzungen (zu nennen seien zum Beispiel "3 Engel für Charlie 2 - Volle Power" oder "Final Destination 2") die niemand braucht und die auch nicht an das lohnende Vorbild ihres Vorgängers - so weit es denn so etwas überhaupt gab - heranreichen. Ein weiteres Kapitel in dieser schier unendlichen Geschichte ist "Keine halben Sachen 2 - Jetzt erst recht!", ein Film der mindestens genauso ideenlos ist, wie sein einfallsloser deutscher Titel.

Zur Geschichte: Nachdem sich die Verwirrungen des ersten Teiles in Luft aufgelöst haben, führen Jimmy "die Tulpe" Tudeski mit seiner Freundin Jill (Amanda Peet) und Nicholas "Oz" Oseransky (Matthew Perry) und seine Frau Cynthia (Natasha Henstridge), Jimmys Ex-Frau, durch unterschiedliche Turbulenzen gekennzeichnete Leben. Während Jimmy nur noch seinen Frieden in den häuslichen Arbeiten - er ist leidenschaftlicher Koch - findet und seine Profikillerkarriere vernachlässigt, ist Oz durch die Geschehnisse des ersten Teiles so gezeichnet, dass er sich zu einem außerordentlichen Sicherheitsfanatiker entwickelt hat. Als dann der Gangsterboss Laszlo Gogolak (Kevin Pollak) entlassen wird, schwört dieser Rache für seinen getöteten Sohn Yanni und entführt deshalb Oz´ Frau. Diesem bleibt keine andere Wahl als den Kontakt zu Jimmy wieder aufleben zu lassen, um seine Frau zu retten.

Bei "Keine halben Sachen 2" wollte man wirklich keine Risiken eingehen, und hielt sich auch bei der Darsteller-Riege ans vermeintliche Erfolgsrezept von Teil Eins: Fast alle Schauspieler des ersten Teiles sind wieder vertreten. Auch Kevin Pollak, der im ersten Teil Yanni Gogolak spielte, wirkt wieder als dessen Vater Laszlo mit. Die stümperhafte Maske, mit der Kevin Pollak dafür ausgestattet wird, soll hier nur kurz erwähnt werden.
Auch die Story ist im Endeffekt wieder die gleiche: Normalbürger muss sich mit Serienkiller verbünden, um seine Probleme zu lösen. Doch war dies im ersten Teil noch Anlass für eine halbwegs charmante Story, wird hier ein gekünsteltes Szenario sondergleichen aufgeworfen. Es reicht nicht mehr einfach aus, Oz´ Frau zu retten, da müssen nebenbei noch Eheprobleme gelöst, Freundschaften gerettet und Kindheitsprobleme therapiert werden. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.
Darüber hinaus wartet der Film mit der unsinnigsten Plotwendung/Überraschung des Kinojahres, wenn nicht sogar aller Zeiten auf. Diese ist so dermaßen konstruiert, dass man es gar nicht glauben mag. Aber man schreibt ja eine Fortsetzung und da gehört es schließlich seit "Das Imperium schlägt zurück" zum guten Ton, die Verhältnisse aus dem ersten Teil radikal umzustürzen. Irgendetwas in diesem Sinne muss sich wohl Drehbuchautor Mitchell Kapner bei seiner haarsträubenden Idee gedacht haben.
Kommen wir zu dem Fundament einer Komödie: den Witzen. Am Anfang kann man noch ein paar Mal über das "lebhafte" Spiel Matthew Perrys lachen, seine Grimassen und sein wildes Körperzucken erfüllen zumindest kurzzeitig ihren Zweck. Dies zeigt sich vor allem im Spiel mit dem unterforderten Bruce Willis, der die ganze Zeit entweder stoisch cool oder latent gereizt guckt. Die Komik entsteht hier aus der Gegenteiligkeit der beiden Charaktere. Man muss dieses Muster aber auch mal etwas variieren, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Es reicht halt beim x-ten Mal nicht mehr aus, wenn Perry vor eine Tür läuft oder Willis Perry mit Schlägen traktiert. So kommt keine rechte Komik auf.
Und so wird man das Gefühl nicht los, dass der Film auch eine gute halbe Stunde eher hätte enden können (bei einer Laufzeit von nur 98 Minuten ist das schon erstaunlich). Er wird aber mit ein paar unnötigen Storytricks am Leben gehalten, die auch nicht zu einem stringenten Erzählfluss beitragen, obwohl ihm schon längst die Puste ausgegangen ist.

So zeigt sich wieder einmal, dass Vorurteile gegenüber Fortsetzungen meistens berechtigt sind. Als Film ist "Keine halben Sachen 2 - Jetzt erst recht!" vollkommen überflüssig und rechtfertigt sich somit in keiner Weise. Dennoch versteht er es zumindest anfangs und in vereinzelten späteren Szenen, dem Zuschauer halbwegs unterhaltsam die Zeit zu vertreiben. Dafür vier Gnadenaugen. Diese sind aber versehen mit Hinweisen an Bruce Willis, für Geld nicht jedes Angebot anzunehmen; an Matthew Perry, es in seinem Spiel mal ruhiger angehen zu lassen; und an die Produzenten, endlich einmal frischen Ideen eine Chance zu geben.

Bilder: Copyright

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