Der Mann, der immer kleiner wurde - Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

Originaltitel
L´Homme gui retrecit
Land
Jahr
2025
Laufzeit
99 min
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 6. November 2025

Im Jahr 1956 inszenierte der als „König der B-Movies“ geltende Jack Arnold seinen vielleicht besten Film. Dem Mann, der Clint Eastwood seine ersten Kinoauftritte verschaffte und auch das „Ungeheuer der Schwarzen Lagune“ auf die Leinwand los ließ, das dann Jahrzehnte später von Guilermo Del Toro für seinen Oscar prämierten „Shape of Water“ wieder aufgegriffen wurde, gelang es immer wieder mit erstaunlich geringen finanziellen Mitteln optisch beeindruckende SF- und Horrorfilme abzuliefern, die zudem auch weit weniger simpel und naiv daherkamen als es im Monster- und Invasionskino der 50er Jahre ansonsten meist der Fall war. Auch die Adaption der Richard Matheson-Story „The Incredible Shrinking Man“ über einen immer weiter schrumpfenden jungen Mann bot aufregendes Action-Futter, stellte aber dazu auch noch einige grundsätzliche existenzielle Fragen.

Dass Hollywood sich bis heute nicht an ein Remake dieses Klassikers gewagt hat, ist daher schon überraschend, bleibt aber auch weiterhin so, denn die Neuverfilmung „Der Mann, der immer kleiner wurde“ kommt nun aus Frankreich. Darin lebt der Schiffsbauingenieur Paul mit Frau und Tochter an der französischen Küste und bemerkt nach einem Bad im Meer, dass ihm plötzlich seine Kleider nicht mehr passen, Als ihm schließlich sogar der Ehering vom Finger fällt ist es nicht mehr zu leugnen: Pauls gesamter Körper schrumpft, er wird Stück für Stück kleiner. Die Ärzte finden keine Erklärung, das Leben wird für ihn zusehends komplizierter und irgendwann zieht er ins Puppenhaus seiner Tochter. Doch damit ist der Prozess noch lange nicht zu Ende...

Obwohl man sich im deutschen Untertitel bewusst auf den – dem meisten, heutigen Kinogängern vermutlich nicht bekannten – Originalfilm bezieht, gibt es augenfällige Unterschiede: Die Konstellation als Familie, die Abgeschiedenheit des Wohnhauses, was eine starke Konzentration auf die zunächst drei Hauptfiguren beinhaltet. Der öffentliche Medienzirkus, den der einstige "Shrinking Man" erdulden musste, fehlt ebenso wie dessen Annäherung an eine kleinwüchsige Frau. Die große Problematik für eine Beziehung, in der man sich wortwörtlich nicht mehr auf Augenhöhe befindet, und in der der Anspruch des Mannes als eine Art natürliches Familienoberhaupt irgendwann nicht mehr aufrechterhalten werden kann, wird hier allerdings selten direkt angesprochen oder ausdiskutiert.

Denn während Arnold seinen Hauptcharakter einst lediglich ganz am Ende ein paar philosophische Gedanken zur Bedeutung des Menschen in einer für ihn immer größer und gewaltiger werdenden Umwelt mittels Voice-Over äußern ließ, beehrt uns Jean Dujardin als moderner Mr. C fast durchgehend mit diesem Stilmittel. Er teilt uns seine Gedanken und Fragen mit und verliert sich dabei nicht selten in leicht abseitige Gefilde des Mystizismus. Was nur den überraschen dürfte, der noch keinen Film von Jan Kounen gesehen hat, machte der doch einst schon aus dem recht gradlinig erzählten „Blueberry“- Westerncomic eine noch weit stärker und bis ins unverständliche verunstaltete, mystische Traumorgie.

Davon gibt es nun auch hier etwas zu viel des Guten, auch wenn es nicht ganz so ins Extrem getrieben wird. Dass aber der Kampf des immer kleiner gewordenen Mannes gegen für ihn nun bedrohliche Tiere wie Spinnen und Insekten in der modernen digitalen Version deutlich unrealistischer wirkt als vor gut 70 Jahren ist schon etwas verblüffend. Aber tatsächlich, vor allem die Bewegungen der animierten Spinne kommen deutlich unnatürlicher daher als es noch bei den damals einfach geschickt ins Bild kopierten Achtbeinern der Fall war.

Kompetent ins Bild gesetzt, hübsch ausgeleuchtet und solide gespielt ist das Alles zwar ansonsten schon, aber es ist dennoch keinesfalls ein Fall von nostalgischer Verklärung wenn man zu dem Fazit gelangt, dass diese Neuverfilmung dem alten Schwarzweißfilm qualitativ tatsächlich nicht das Wasser reichen kann.

Bilder: Copyright

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