
Mit dem "Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens" beginnt der dritte Akt von Bertolt Brechts "Dreigroschenoper". "David wants to fly", der Debütfilm des deutschen Regisseurs David Sieveking, endet mit diesem Lied, in dem auch der Kern dieses interessanten Dokumentarfilms steckt. "David wants to fly" handelt nämlich von viel zu hohen Erwartungen, die wir in Vorbilder und Führungspersönlichkeiten stecken und am Ende - blind vor Verehrung - an der Nase herumgeführt werden. Aber der Reihe nach:
David gelingt es sogar den Schöpfer von Kultfilmen wie "Mulholland Drive", "Eraserhead" oder "Blue Velvet" persönlich zu befragen. Man könnte also titulieren: David trifft David. Doch schon bald merkt der junge Bewunderer, dass die Gruppe, der David Lynch so treu ergeben ist, kein wirklich freundlicher Verein ist. Vielmehr handelt es sich bei der Transzendentalen Meditation (TM) um eine Sekte. Die Gruppe formierte sich in den 60er Jahren um den Guru Maharishi Mahesh Yogi herum, der auch schon die Beatles fasziniert hat. Laut seiner Lehre soll man durch tiefe Meditation nicht nur die Welt befreien (vor was genau wird nie so wirklich erklärt), sondern auch fliegen lernen können (daher auch der doppeldeutige Titel). David Sieveking, der zunächst tatsächlich zu glauben scheint, dass die Methoden der TM einem Künstler wie David Lynch seine Kraft und Vision verleihen, ist schon bald enttäuscht.
Es bleibt daher weiterhin fragwürdig, warum David Sieveking sich in "David wants to fly" über einen viel zu langen Zeitraum so naiv gibt. Das mag zunächst Methode sein, aber so ganz kann man das trotzdem nicht glauben. Es scheint fast schon, dass der Regisseur tatsächlich geglaubt hat, dass die Sekte, der David Lynch sein prominentes Gesicht leiht, ihn in seinem Künstlerdasein fördern wird - damit aber immerhin genau jenen Mechanismus illustriert, durch den Menschen in die Fänge solcher Gruppen geraten. Es ist ein Konstruktionsfehler dieses ansonsten wirklich gelungenen Dokumentarfilms, dass er viele Aussteiger und TM-Gegner etwas zu kurz kommen lässt. |
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