Eine junge, schöne Frau, die innerlich zerrissen ist, trifft auf einen älteren und beliebten Künstler, der unter dem Stillstand in seinem Leben leidet. Nein, das ist nicht "Lost in Translation 2", sondern ein französischer Film über Chansons, mit - richtig geraten: Gérard Depardieu. Alain Moreau (Gérard Depardieu) ist ein Schmusesänger in der französischen Provinz. Die Damen aus seinem Tanzsaal lieben ihn, doch trotz der vielen Verpflichtungen bei Geburtstagen und feierlichen Veranstaltungen ist er mit sich nicht zufrieden. Unter den vielen Frauen in seinem Leben war nie eine dabei, die ihn völlig erfüllen konnte. Eines Abends scheint er diese Frau nun in seinem Publikum erblickt zu haben, in der Gestalt der schönen Maklerin Marion (Cécile de France), Praktikantin seines Freundes Bruno (Mathieu Almaric). Alain beginnt seine Charme-Offensive und nach einigen Gläsern Champagner und Liebesliedern hat er Erfolg: Die beiden landen im Bett. Doch die Geschichte beginnt erst am nächsten Morgen. Als Marion aufwacht, ist sie schockiert über ihren "Ausrutscher" mit dem alten Sänger und ergreift die Flucht. Alain allerdings ist sich sicher, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, und versucht Marion wieder zu sehen. Marion ist sehr distanziert, und kaum hat sie das Gefühl zu viel von sich gezeigt zu haben, verschließt sie sich erneut. Deshalb drehen sich Alains Versuche, das Eis zwischen den beiden zu brechen, im Kreis. Da sich auch der Film hauptsächlich mit den Begegnungen der Protagonisten beschäftigt, ist dieses ständige Hin und Her anstrengend mit an zu sehen. Die beiden begegnen sich in einem Haus, reden ein wenig und wandern umher. In vielen dieser Szenen ist die Inszenierung der Schauspieler sehr gelungen und hinter der Oberflächlichkeit der Dialoge schimmern die tiefen Ängste und Unsicherheiten hervor. Kleine Einstellungen verraten viel über Alain und Marion und ihr allmähliches Näher kommen. In solchen Momentan ist der Film gelungen. Beziehungen junger Frauen mit wesentlich älteren Männern sind schon seit langem keine Kuriosität mehr. In "Chanson d'amour" werden all ihre Probleme und Hindernisse beschrieben - mit dem Ergebnis, dass quasi überhaupt keine Unterschiede zu Beziehungen zwischen Gleichaltrigen zu erkennen sind. Der besondere Fokus des Films ist auch nicht auf den Altersunterschied, sondern auf die Spiegelung und Intensivierung von Gefühlen in Musik gerichtet. Da Alain ein Sänger der typisch französischen Chansons ist, bestimmen diese die Stimmung und die Melodie des Films: Mal leidenschaftlich, mal zart, mal melancholisch und mal bitter-süß. Ein Wunder ist es, dass Xavier Giannoli da nicht ins Kitschige abrutscht, aber glücklicherweise erspart er uns Peinlichkeiten. Die Balance zwischen Lebendigkeit und Tragik bleibt gewahrt, das rettet den Film auch über seine Unstimmigkeiten im dramaturgischen Verlauf hinweg. |
Bilder: Courtesy of Prokino, Copyright 2005 |
Neuen Kommentar hinzufügen