„Eine Chance für die Liebe“. Dieser deutsche Untertitel für die Liebeskomödie „Bounce“ bringt nicht nur unangenehme Erinnerungen an eine unsägliche Telefonshow aus der Frühzeit des deutschen Privatfernsehens. Ein derart beliebiger und gleichzeitig vertrauter Titel birgt auch die Gefahr, daß sich der Gelegenheitskinogänger nicht so ganz sicher sein könnte, ob er diesen Film vielleicht schon mal gesehen hat. Und im gewissen Sinne hat er das auf jeden Fall, denn „Bounce“ ist eine einzige Aneinanderreihung und Wiederholung von Bildern und Geschichtchen, die wir wirklich ALLE schon dutzendfach gesehen haben. Und zwar wesentlich besser als hier. Der Haken für Janello: Das Flugzeug stürzt ab und er stirbt. Anstatt sich über sein Glück zu freuen, stürzt Buddy daraufhin jedoch in eine mittlere Lebens-, Sinn- und Alkoholkrise. Nach Monaten fällt ihm dann ein, daß er ja irgendwie verantwortlich für Janellos Tod ist und seiner Witwe Abby (Gwyneth Paltrow) eigentlich mal was Gutes tun könnte. Folgerichtig sucht er sie auf und ... sagt ihr nicht wer er ist. Spätestens von diesem Moment an kann sich auch der letzte Zuschauer denken, wie es nun weitergeht: Die beiden verlieben sich trotz Anfangsschwierigkeiten, irgendwann wird Abby die Verbindung Buddys zu ihrem toten Mann herausfinden, es folgen Krise und Versöhnung. Was, wir sollen hier nicht die ganze Handlung verraten? Entschuldigung, es gibt hier nun einmal nichts Interessantes zurückzuhalten, wirklich nicht. Die Schubladen „Originalität“ und „überraschende Wendungen“ haben offensichtlich geklemmt, und die vorhersehbare Handlung plätschert und zieht sich bis zu ihrem unvermeidlichen Happy-End dahin. Dabei ist eine klischeehafte, altmodische Geschichte an sich ja noch gar nicht mal so schlimm. Man muß sie halt nur mit etwas Charme und Witz inszenieren, und schon kann das Ganze eine Menge Spaß machen und bestens unterhalten. Beweisstück A: Die noch gar nicht so lange zurückliegende Schmonzette „Zurück zu Dir“ mit David Duchovny, Minnie Driver und einer ganzen Armada liebenswerter Nebenfiguren, die noch dazu schrulliger waren als die üblichen Knautschgesichter in britischen Komödien. Oder „Nurse Betty“. Oder „Glauben ist alles“. Oder sonstwas. Denn eigentlich so ziemlich alle Liebesfilme der letzten Zeit waren interessanter als „Bounce“. Und das potentielle „Traumpaar“ Ben und Gwyneth? Auch nix, genauso leidenschaftslos wie die Story. Ben Affleck ist zwar ein sympathisches und hübsches Kerlchen, aber eine besonders große Bandbreite als Schauspieler hat er nicht. Hatte er schon nicht im ansonsten abgefeierten “Good Will Hunting“, und auch der Funke zu Sandra Bullock in „Auf die stürmische Art“ wollte nicht so recht überspringen. Affleck scheint in mit Spezialeffekten aufgepeppten Popcornfilmen wie „Armageddon“ und demnächst „Pearl Harbour“ am besten aufgehoben. Und Gwyneth Paltrow sah noch nie so unattraktiv und uninteressant aus wie mit ihrem Hausfrauenlook in „Bounce“. Sie wirkt hier so unscheinbar, daß sie nicht einmal in einer Mensa mit 100 männlichen Elektrotechnikstudenten auffallen würde. Nicht gerade die beste Voraussetzung für großes Gefühlskino. Einzig Buddys scharfzüngiger Assistent Seth bietet genug Potential für eine interessante und witzige Nebenfigur. Das dieses jedoch nicht annähernd ausgeschöpft wird dürfte niemanden mehr überraschen, der bis hierher gelesen hat. Da freut man sich schon, in zwei winzigen Szenen die 80er Ikone Jennifer Grey (Dirty Dancing, Ferris macht blau) als Stewardess wiederzusehen. Doch wirklich, war nett. Nein, keiner der Beteiligten gerät in den Verdacht, hier mit wirklichem Interesse bei der Sache gewesen zu sein. Glatt und routiniert ist noch das netteste, was sich über „Bounce“ sagen läßt. Vom relativen Erfolg des Films in den USA sollte man sich auch nicht verwirren lassen: Die anvisierte Zielgruppe (Erwachsene Frauen und Pärchen) hatte zum Start von „Bounce“ eigentlich keine anderen Alternativen im Angebot. Zumindest von Produzentenseite immerhin clever plaziert, der Streifen. Zum Abschluß sei noch Regisseur Don Roos zitiert, der immerhin schon den wesentlich gelungeneren „The Opposite of Sex“ inszenierte und „diesmal eine Liebesgeschichte machen wollte, die ganz anders ist“. Ach was. Und warum haben sie das dann nicht getan, Mr. Roos? |
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