Blackout Journey

Jahr
2005
Laufzeit
90 min
Genre
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Patrick Wellinski / 16. Januar 2011

Es mag ja sein, dass man bei Debütfilmen immer etwas nachsichtiger ist, was vorhandene filmtechnische Fehler oder dramaturgische Fauxpas angeht. Doch irgendwann ist auch die äußerste Belastbarkeitsgrenze erreicht. Sigi Kammls "Blackout Journey" überschreitet diese Grenze.

Der junge Rockmusiker Mio (Marek Harloff) will sich seinen Traum vom eigenen Musikstudio erfüllen, um so endlich den ersehnten Aufstieg auf der Karierreleiter zu bewältigen. Doch ein finanzieller Engpass zwingt ihn, seinen Bruder Valentin (der einzige Lichtblick: Arno Frisch) zu treffen, der noch gar nichts von der Existenz eines Verwandten weiß. Langsam kommt die tragische Familiengeschichte zum Vorschein: Nach einem Terroranschlag, bei dem die Eltern der beiden Jungen ums Leben kamen, wurden Mio und Valentin getrennt und wuchsen ohne jeglichen Kontakt in verschiedenen Ländern auf. Doch jetzt machen sie sich gemeinsam mit Mios Freundin Stella (Mavie Höbinger) auf den Weg nach Wien, um eine noch ausstehende Entschädigungszahlung in Empfang zu nehmen.

Wie fast jedes Roadmovie erzählt auch "Blackout Journey" vom Zusammenprall des Unterschiedlichen. Mio, der Berliner Szenemusiker, trifft auf Valentin, den weltfremden Naturburschen, der im österreichischen Niemandsland aufgewachsen ist. Beide sind zwar verwandt, doch sonst scheint sie nichts mehr zu verbinden. Und so bindungslos wie die Beziehung der beiden Männer, so lose und lustlos wird hier ihre Geschichte erzählt. 
Was Regisseur Sigi Kamml aus diesem Stoff macht, ist ernüchternd und frustrierend. Vor allem enttäuscht es, wie unwahrscheinlich schlecht die Charaktere gezeichnet sind. Weder den beiden Brüdern, noch der ständig schön lächelnden Stella will man glauben schenken, wenn sie während der Fahrt in hysterischen Anfällen versuchen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Der überwiegende Teil der Dialoge klingt leer und wirkt dementsprechend auch unbedeutend. Schon bald schleicht sich tödliche Langeweile ein. Es ist erschreckend und erstaunlich zu gleich, wie lieblos das gesamte Ensemble seine Charaktere verkörpert.
Selbst die für Roadmovies wichtigen und in diesem Falle auch schönen Landschaftsaufnahmen der österreichischen Alpen vermögen es nicht, diese ungeheure Leidenschaftslosigkeit der Gesichter zu tragen. Und auch die Trauma-Aufarbeitung der beiden Brüder, welche in einem lächerlichen Showdown am Flughafen gipfelt, ist dramaturgisch ein Reinfall. Sollte hier jemand nach aktueller Zeitkritik suchen, so wird er sehr schnell feststellen, dass es sie in diesem Machwerk gar nicht gibt.

Wer sich dennoch verzaubern lassen will von der unheimlichen Kraft und Magie, die Roadmovies normalerweise ausstrahlen, sollte "Blackout Journey" meiden und dafür lieber noch einmal (falls noch nicht geschehen) eintauchen in das wundervolle Filmvergnügen "Alles ist erleuchtet". Denn hier bekommt man auf herausragende Weise vermittelt, woran es bei wackligen Stehversuchen wie "Blackout Journey" fehlt, nämlich der Liebe zu den Figuren und vor allem dem Vertrauen in ihre Geschichte.

Bilder: Copyright

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