Anleitung zum Unglücklichsein

Jahr
2012
Laufzeit
87 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 28. November 2012

anleitung 1Eine fragwürdige Mode greift seit einigen Monaten um sich, nämlich der offensichtlich zwanghafte Drang aus amüsanten Sachbüchern auch leidlich amüsante Kinofilme zu machen. Obwohl die bisherigen Versuche in dieser Richtung weder künstlerisch noch kommerziell wirklich erfolgreich waren, folgt nun nach „Was passiert, wenn's passiert ist“ und „Denk wie ein Mann!“ auch noch ein deutsches Kommödchen nach dem Bestseller „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick. Das entpuppt sich als ähnlich flaue Angelegenheit wie der vorige germanische Versuch in diese Richtung namens „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ und stürzt im Grunde nur dank seiner sympathischen Hauptdarstellerin nicht ganz ins Bodenlose.

 

Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) betreibt einen recht gut laufenden Feinkostladen in Berlin-Kreuzberg, hat ansonsten aber nicht allzuviel Glück im Leben – meint jedenfalls Tiffany. Sie ist verträumt, abergläubisch und seit vielen Jahren Single. Noch dazu pflegt in heiklen Situationen ihre bereits vor Jahren verstorbene Mutter (Iris Berben) vor ihrem geistigen Auge aufzutauchen und mit neunmalklugen Ratschlägen zu nerven. Die aktuell auftauchenden Männer der Geschmacksrichtung Macho-Polizist (Benjamin Seidler) oder schüchterner Fotograf (Itay Tiran) scheinen auch wieder nicht den Hauptgewinn zu symbolisieren und die Rückkehr ihres Klavierlehrers aus Kindertagen (Richy Müller) schmeißt Tiffanys Leben schließlich vollends aus den Fugen, denn mit dem treten auch noch überraschende Erkenntnisse aus frühester Vergangenheit zu Tage.anleitung 2                                 

 

Es ist nicht viel übrig geblieben von der sowieso reichlich schmalen Buchvorlage, und das was dem Publikum in Form einiger Zitate und Lebensweisheiten daraus serviert wird, überschreitet nur unwesentlich das Niveau der Sprüche in den Glückskeksen, die die töffelige Tiffany in ihrem Laden feilbietet. Zudem werden uns diese Kleinodien dann auch noch von der Erzählstimme der Hauptfigur vorgetragen, was stets ein zuverlässiges Anzeichen dafür ist, dass den Machern beim besten Willen keine passende filmische Lösung und Umsetzung für den Inhalt der Vorlage eingefallen ist. Was wir von der - in diesem Bereich bereits mit „Irren ist männlich“ aufgefallenen - Regisseurin Sherry Hormann stattdessen zu sehen bekommen, ist eine dieser formelhaften deutschen Beziehungskomödien, wie sie halt regelmäßig auf den Leinwänden und Fernsehschirmen auftauchen und wie sie wohl immer noch erfolgversprechend sind.

 

anleitung 3Vor allem die Herzbuben der (im Prinzip eher grundlos) Unglücklichen bewegen sich dabei zwischen prolligen Karikaturen (der Polizist) und skurrilem Intellektuellem (der Klavierlehrer). Die Idee, eine Iris Berben als auch noch aus dem Totenreich nervende Übermutter einzusetzen, ist zwar an sich ganz nett, schöpft ihr Potenzial in deren wenigen kurzen Szenen, die als reine Gaglieferanten dienen, allerdings nur ansatzweise aus. Da bleibt dann halt nur die sehr bemühte Johanna Wokalek („Barfuß“, „Die Päpstin“) um den Zuschauer an die Hand zu nehmen und dabei möglichst etwas Interesse an ihrem Schicksal zu erwecken. Das gelingt dank deren Charme und liebenswerter Verpeiltheit immerhin im Rahmen des hier Möglichen.

Von prominenten Darstellern verkörperte surrile Nebenfiguren hat es hier übrigens noch ein paar mehr, von Tiffanys pampigem Herrn Papa (Michael Gwisdek) bis zu David Kross Küchenhilfe mit leicht derangiertem Sozialverhalten. Die wirken allerdings mehr befremdlich als irgendwie lustig und das gilt im Prinzip für die gesamte zusammenfabulierte Geschichte. Wesentlich glücklicher als zuvor dürfte daher nach Betrachten dieses Films wohl kaum jemand das Kino verlassen.

Bilder: Copyright

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